Johann Christoph Erhard
Körbe flechtendes Bauernpaar vor ihrem Haus sitzend, 1815 - 1819
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Johann Christoph Erhard

Körbe flechtendes Bauernpaar vor ihrem Haus sitzend, 1815 - 1819

Johann Christoph Erhard

Körbe flechtendes Bauernpaar vor ihrem Haus sitzend, 1815 - 1819

Bereits in Nürnberg hat Erhard Bauern aus der Umgebung oder Handwerker wie auf dem vorliegenden Blatt einen sitzenden Korbmacher und ein rechts daneben stehendes Bauernpaar aufgenommen. Eine Vorzeichnung zu dem Blatt, die auf die Angabe der räumlichen Situation verzichtet und nur die drei Figuren herausarbeitet, befindet sich in Lübeck.(Anm. 1) Die beiden Zeichnungen stehen in Zusammenhang mit Inv.-Nr. 1915-69 recto, auf dem die Studie Inv.-Nr. 23065 in eine Komposition umgesetzt ist. Vor ihrem Haus sitzen die beiden Korbflechter bei ihrer Arbeit, rechts neben dem Haus steht ein eingezäunter Baum, an dem ein Weg in den Hintergrund führt. Erhard hat die Komposition relativ weit ausgeführt und mit einer Rahmung versehen, was vermuten lässt, es handele sich um die Vorlage für eine nicht realisierte Radierung.
Ein weiteres Blatt mit einem vor seiner Hütte sitzenden, lachenden Korbmacher, teilweise als Aquarell ausgeführt (Inv.-Nr. 23068) dürfte wie die anderen Blätter um 1815 in Nürnberg entstanden sein.

Peter Prange

1 Sitzender Korbmacher und stehendes Bauernpaar, Bleistift, Feder in Schwarz, 135 x 194 mm, Lübeck, Dräger-/Behnhaus, Inv.-Nr. 2000/162, vgl. Zum Sehen geboren. Handzeichnungen der Goethezeit und des 19. Jahrhunderts. Die Sammlung Dräger/Stubbe, hrsg. von Brigitte Heise, Leipzig 2007, S. 58-59, Abb.


Auf dem Verso des beidseitig benutzten Blattes befindet sich eine komponierte Genreszene, die den Blick in eine Scheune mit einem Schleifstein zeigt, vor der sich ein Arbeiter mit einer Magd unterhält. Die trotz des skizzenhaften Strichbilds relativ weit ausgeführte Komposition hat Erhard mit einer Rahmung versehen, was vermuten lässt, es handele sich um die Vorlage für eine nicht realisierte Radierung.
In diese das Blatt nicht vollständig ausfüllende Szene ist – um 90° gedreht – zum Teil eine weitere Komposition hineingezeichnet, die Erhard als Grundlage für seine Radierung „Die Wasserrinne neben dem Weidenbaum“ diente.(Anm. 1) Die skizzenhaft angelegte Zeichnung hat Erhard in nur unwesentlich veränderten Details, die vor allem die Vegetation im Vordergrund betreffen, für seine seitenverkehrte Radierung übernommen, die bei Ferdinand Kettner in Wien erschien. Die undatierte Radierung ist wohl zusammen mit anderen 1817 bei Kettner erschienen; die Vorzeichnung dürfte auch erst in Wien auf einem Blatt entstanden sein, dass Erhard wiederbenutzt hat.
Zur Vorderseite vgl. Inv.-Nr. 1915-69 r.

Peter Prange

1 Aloys Apell: Das Werk von Johann Christoph Erhard, Maler und Radirer, Dresden 1866, S. 34-35, Nr. 47.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten rechts bezeichnet: "6.6 / 4.9" (Bleistift); unterhalb davon bezeichnet: "J. C. Erhard f:" (Bleistift, um 180 Grad gedreht)

Wasserzeichen / Kettenlinien

Wappenschild (angeschnitten)/ HELLER

Verso

Titel verso: Weidenbaum mit Wasserrinne (links oben um 90 Grad gedreht); Körbe flechtendes Bauernpaar im Gespräch vor einem Holzschuppen mit großem Schleifstein sitzend (Skizze; um 180 Grad gedreht)

Technik verso: Bleistift

Provenienz

Nachlass des Künstlers, Rom, 1822; Johann Benjamin Erhard d. J., Nürnberg (Bruder des Künstlers); von dort erworben durch Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (Lugt 1244); dessen Legat 1863 an die Stadt Hamburg für ein zukünftiges Museum, 1869 der neu eröffneten Kunsthalle übergeben (Archiv der Hamburger Kunsthalle, Nachlass Harzen, Inventar Ad: 01: 20, Fol. 691: "Ersterwähnte Gruppe [Zwey Korbmacher vor einem Haus arbeitend] zu einer Composition benutzt mit landschaftlichem Hintergrunde. [Bleistift; durchgestrichen] Br 6.6 H. 4.9. Auf der Kehrseite der Entwurf einer Composition, wo vor einer Scheune in welcher man einen großen Schleifstein gewahrt, ein Arbeiter mit einer Magd plaudert. Br 7.0 H. 5.9. Theilweise in diese Composition hineingezeichnet ist der Entwurf für Landschaft mit der [Rohrbrun; durchgestrichen] Wasserleitung unter dem Weidenstamme, gegenseitig radiert. I. No Br 3.8. H. 3.3 das Ganze 8.9 H. 7. 2 Bleistift")

Bibliographie

Marleen Gärtner: Johann Christoph Erhard (1795-1822). Sein Leben und seine Zeichnungen, Marburg 2013 (sic; 2012), S.243, Nr.183