Johann Christoph Erhard
Der Watzmann von Aigen aus, 1818
Zurück Bildinfos ➕ 🗖

Johann Christoph Erhard

Der Watzmann von Aigen aus, 1818

Johann Christoph Erhard

Der Watzmann von Aigen aus, 1818

Das reizvolle Aquarell zeigt den Blick von der Kanzel in Aigen nach Südosten auf die Berchtesgadener Alpen mit dem Watzmann in der Mitte und den Ausläufern des Untersbergs rechts. Erhard erfasst die Bergkulisse panoramaartig und verzichtet auf eine Luft- oder Lichtperspektive, die die Berge klar konturiert erscheinen lässt. Marleen Gärtner hat deshalb vermutet, dass sich Erhard optischer Hilfsmittel bedient hätte. Von Heinrich Reinhold, der Erhard neben anderen begleitet hatte, ist bekannt, dass er im Besitz eines „vortrefflichen Perspektivs“ war.(Anm. 1) Mit Reinhold, von dem ein ähnlich breit angelegtes Aquarell mit dem Blick auf den Watzmann von Aigen aus existiert (Anm. 2), verbindet Erhard vor allem die kühle, auf Blau- und Grüntöne reduzierte Farbigkeit. Sie erscheint ähnlich auf Reinholds erwähntem Aquarell, besonders aber auch auf einer unvollendeten Ölstudie, die den Watzmann nahsichtig zeigt.(Anm. 3)
Auch von Johann Adam Klein existiert ein ebenfalls unvollendetes, am 5. August 1818 entstandenes Aquarell mit dem Blick auf den Watzmann von Aigen aus4, doch ist es noch breiter angelegt. In der Beschränkung der Farbigkeit auf Blautöne erreicht es eine vergleichbare Kühle, doch bleibt es in der summarischen Angabe der Gesteinsformationen hinter Erhards und Reinholds detaillierter und genau beobachteter Aufnahme zurück.
Die Rückseite zeigt den Blick von Osten auf den Hochstaufen bei Bad Reichenhall, wahrscheinlich vom Ufer der Saalach aus gesehen. Links daneben sind – als Umriss zusammenfasst - das Sonntagshorn und das Rabensteinhorn erkennbar.

Peter Prange

1 Vgl. Marleen Gärtner: Johann Christoph Erhards „malerische Reise“ ins Salzkammergut (1818), in: Julius Schnorr von Carolsfeld und die Kunst der Romantik. Publikation der Beiträge zur VII. Greifswalder Romantikkonferenz in Schneeberg, hrsg. von Helge Vogel, Greifswald 1996, S. 92.
2 Heinrich Reinhold, Der Watzmann von Aigen aus, 1818, Bleistift, Aquarell, 238 x 344 mm, Wien, Albertina, Inv.-Nr. 25298, vgl. Gärtner 1996, S. 92, Anm. 12.
3 Heinrich Reinhold, Der Watzmann, 1818, Öl auf Papier, 300 x 429 mm, Berlin, Staatliche Museen, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. SZ 20, vgl. Caspar David Friedrich. Der Watzmann, Ausst.-Kat Alte Nationalgalerie Berlin, hrsg. von Birgit Verwiebe, Köln 2004, S. 70-71, Nr. 9, Abb.
4 Johann Adam Klein, Der Watzmann von Aigen aus, Bleistift, Aquarell, weiß gehöht, 206 x 350 mm, Museen der Stadt Nürnberg, Graphische Sammlung, Inv.-Nr. 9769, vgl. Renate Freitag-Stadler: Johann Adam Klein 1792-1875. Zeichnungen und Aquarelle, Bestandskatalog der Stadtgeschichtlichen Museen Nürnberg, Nürnberg 1975, S. 192-193, Nr. 279, Abb.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Verso oben Mitte bezeichnet: "Der hohe Stauffen." (Bleistift)

Verso

Titel verso: Blick auf den Hohen Stauffen mit Bäuerin rechts im Vordergrund

Technik verso: Bleistift auf hellblau grundiertem Papier

Provenienz

Nachlass des Künstlers, Rom, 1822; Johann Benjamin Erhard d. J., Nürnberg (Bruder des Künstlers); von dort erworben durch Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (Lugt 1244); dessen Legat 1863 an die Stadt Hamburg für ein zukünftiges Museum, 1869 der neu eröffneten Kunsthalle übergeben (Archiv der Hamburger Kunsthalle, Nachlass Harzen, Inventar Ad: 01: 28, Fol. 778: “Berchtesgaden in einem Kessel von Bergen gelegen mit der Ansicht des Watzmanns im Hintergrund. Schöne Aquarellstudie; {Br 7.11 H. 6.3 (durchgestrichen)} Kehrs. Eine Gebirgslandschaft der hohe Stauffen flüchtig in Bleist. Br 7.11 H. 6.3“

Bibliographie

Marleen Gärtner: Johann Christoph Erhard (1795-1822). Sein Leben und seine Zeichnungen, Marburg 2013 (sic; 2012), S.91, 196, 271, Nr.315, Abb.20 auf S. 375

Le sentiment de la montagne, Ausst.-Kat. Musée de Grenoble; Palazzo Bricherasio, Turin 1998, S.171, Abb., Nr.74

Johann Christoph Erhard (1795-1822). Der Zeichner, Ausst.-Kat. Germanisches Nationalmuseum Nürnberg 1996., S.162-163, Nr.46, Abb.

Marleen Gärtner: Johann Christoph Erhards "malerische Reise" ins Salzkammergut, in: Julius Schnorr von Carolsfeld und die Kunst der Romantik., VII. Greifswalder Romantikkonferenz in Schneeberg 1994, hrsg. von Helge Vogel, Greifswald 1996, S.93, Anm. 18