Johann Christoph Erhard
Der fünfeckige Turm auf der Nürnberger Burg,
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Johann Christoph Erhard

Der fünfeckige Turm auf der Nürnberger Burg,

Johann Christoph Erhard

Der fünfeckige Turm auf der Nürnberger Burg

Von Erhard befinden sich in Hamburg zwei Arbeiten mit dem Motiv des Fünfeckturms auf der Nürnberger Burg, dem ältesten Teil der Burg, der vermutlich Teil der salischen Königsburg des 11. Jahrhunderts war. Das unvollendete Aquarell (Inv.-Nr. 23144) zeigt den Blick von Norden auf den Fünfeckturm und die links anschließenden Kaiserstallungen von 1495, die Bleistiftstudie (Inv.-Nr. 23245) den Blick von Süden aus dem Burginnenhof auf den fünfeckigen Turm mit der östlichen Giebelwand der Kaiserstallungen.
Das unvollendete Aquarell erinnert an ähnliche Nürnberg-Aquarelle von Johann Adam Klein, weshalb Marleen Gärtner Zweifel an der Autorschaft Erhards geäußert hat.(Anm. 1) Tatsächlich ähnelt die auf Blau- und Grautöne beschränkte Farbigkeit gleichzeitigen Aquarellen Kleins, doch ist bei Erhard die Ausarbeitung der Details summarischer. Eine ebenfalls unvollendete Ansicht des Fünfeckturms nach Nordosten (Anm. 2) von Klein zeigt eine ähnliche Farbigkeit, doch ist es in der Auffassung insgesamt präziser und prägnanter. Während Klein die Quaderung des Turms klar beschreibt, beschränkt sich Erhard auf eine summarische Angabe der Oberfläche. Dies gilt genauso für die Angabe des Himmels, wo Klein dagegen einzelne Wolkenformationen differenziert. Klein hat den fünfeckigen Turm auf der Nürnberger Burg 1815 wiederholt aquarelliert, u. a. am 24. April (Anm. 3) und am 26. September (Anm. 4), die nahelegen, dass Erhards und Kleins Aquarelle im unmittelbaren künstlerischen Austausch entstanden. Erhards Blatt entspricht im Bildausschnitt Kleins Radierung (Anm. 5) von 1825, zu der sich die Vorzeichnung ehemals in der Sammlung Paul Arndt befand.(Anm. 6)
Auch die Bleistiftzeichnung (Inv.-Nr. 23145) dürfte 1815 in diesem Zusammenhang entstanden sein, die insgesamt freier, weniger akribisch ausgeführt ist als eine vergleichbare Bleistiftzeichnung in Berlin.(Anm. 7)

Peter Prange

1 Gärtner 2012, S. 242, Nr. 177.
2 Johann Adam Klein, Der fünfeckige Turm auf der Nürnberger Burg, 1815, Bleistift, Aquarell, 341 x 415 mm, Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Inv.-Nr. StN 9643, vgl. In den hellsten Farben. Aquarelle von Dürer bis Macke aus der Graphischen Sammlung des Germanischen Nationalmuseums, Ausst.-Kat. Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg 2003, S. 148-149, Nr. 64, Abb.
3 Johann Adam Klein, Der fünfeckige Turm auf der Nürnberger Burg, 1815, Aquarell, 217 x 305 mm, Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Inv.-Nr. Norica 630, vgl. Nürnberg 2003, S. 148, bei Nr. 64, Abb.
4 Johann Adam Klein, Der fünfeckige Turm auf der Nürnberger Burg, 1815, Feder in Braun, Aquarell, weiß gehöht, 196 x 131 mm, Museen der Stadt Nürnberg, Graphische Sammlung, Inv.-Nr. 9642, vgl. Renate Freitag-Stadler: Johann Adam Klein 1792-1875. Zeichnungen und Aquarelle, Bestandskatalog der Stadtgeschichtlichen Museen Nürnberg, Nürnberg 1975, S. 152, Nr. 188, Abb.
5 Vgl. Conrad Jahn: Das Werk von Johann Adam Klein. Maler und Radirer, München 1863, S. 114, Nr. 276.
6 Johann Adam Klein, Der fünfeckige Turm auf der Burg, Feder in Braun, Pinsel in Grau, 230 x 335 mm, vgl. C. G. Boerner, Leipzig, Auktion 185, 16.5.1934, Nr. 138.
7 Der fünfeckige Turm in Nürnberg, 1818, Bleistift, 283 x 229, Berlin, Staatliche Museen, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. 20/7490, vgl. Deutsche Romantik. Handzeichnungen. Band 1: Carl Blechen (1798-1840) bis Friedrich Olivier (1791-1859), hrsg. von Marianne Bernhard, München 1973, S. 241.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Auf dem Verso oben links bezeichnet: " J. G. Erhard f./ Nürnberg." (in Versalien; Bleistift); unten links von G. E. Harzen bezeichnet: "10.4 / 8.10" (Bleistift)

Provenienz

Nachlass des Künstlers, Rom, 1822; Johann Benjamin Erhard d. J., Nürnberg (Bruder des Künstlers); von dort erworben durch Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (Lugt 1244); dessen Legat 1863 an die Stadt Hamburg für ein zukünftiges Museum, 1869 der neu eröffneten Kunsthalle übergeben (Archiv der Hamburger Kunsthalle, Nachlass Harzen, Inventar Ad: 01: 20, Fol. 690: "Derselbe Gegenstand [Die Burg Nürnberg von der Seite des fünfeckigen Thurmes aus gesehen; vgl. Kat.-Nr. X; Inv.-Nr. 23144] aus einem verschiedenen Standpunkt genommen. Fleißige Studie in Bleistift. Br 10.4 H. 8.10")

Bibliographie

Marleen Gärtner: Johann Christoph Erhard (1795-1822). Sein Leben und seine Zeichnungen, Marburg 2013 (sic; 2012), S.48, 241, Nr.172