Johann Christoph Erhard
Der Arcoscuro bei der Porta del Popolo mit Blick auf St. Peter und den Vatikan, März 1820
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Johann Christoph Erhard

Der Arcoscuro bei der Porta del Popolo mit Blick auf St. Peter und den Vatikan, März 1820

Johann Christoph Erhard

Der Arcoscuro bei der Porta del Popolo mit Blick auf St. Peter und den Vatikan, März 1820

Die Ansicht vom Arco scuro – eine Unterführung, die Papst Innocenz XI. 1686 als Durchgang zum Park der Villa Giulia hatte errichten lassen - auf St. Peter und den Vatikan gehörte ähnlich wie der Blick auf SS. Giovanni e Paolo zum festen Kanon der deutsch-römischen Künstler. Im Hamburger Bestand existieren zwei bisher Erhard zugeschriebene, im Format übereinstimmende Versionen, von denen eine (Inv.-Nr. 23194) das Datum 9. März 1820 trägt. Das Blatt zeichnet sich durch eine ungewöhnliche Intensität des Strichs aus, der vor allem in der Vegetation graphisch so verdichtet wird, dass ähnlich wie bei Horny eine Tendenz zur Stilisierung unverkennbar ist. Dazu gehört auch eine Lichtregie, die den weißen Grund des Papiers zu dem entscheidenden Gestaltungsfaktor macht. Insgesamt zeichnet das Blatt eine unruhig-haptische, flirrende Stofflichkeit der Vegetation aus, die üppiges Wachstum verkörpert.
Diese Tendenzen sind auf dem anderen, undatierten Blatt (Inv.-Nr. 43942) weniger spürbar, es ist im Zeichenrhythmus einheitlicher und beruhigter. Auch werden die verschiedenen Gegenstände mit der gleichen Sorgfalt behandelt, der Zeichner unterscheidet nicht zwischen Vorder- und Hintergrund. St. Peter und der Vatikan sind mit der ähnlichen zeichnerischen Intensität behandelt wie die Vegetation, während bei Inv.-Nr. 23194 St. Peter nur als skizzenhafte Abbreviatur erscheint. Inv.-Nr. 43942 ist in der Angabe der Details insgesamt genauer, was die Vermutung nahelegt, es handele sich um zwei verschiedene Hände.
Marleen Gärtner hat bereits darauf hingewiesen, dass die Formen der Vegetation auf Inv.-Nr. 43942 von Erhards Formensprache abweichen, und stattdessen als Autor Heinrich Reinhold oder Johann Joachim Faber vorgeschlagen, auch deshalb, weil die Beschriftung wohl von Faber stammt. Faber ist als Zeichner des Blattes sicher auszuschließen, doch steht es Reinhold stilistisch in dem einheitlicheren Zeichenrhythmus sehr nahe. Allerdings sind die Unterschiede nicht so sichtbar wie im Falle der Ansicht von SS. Giovanni e Paolo (Inv.-Nr. 23214 und 23247; ähnlich bei Inv.-Nr. 23242 und 43925), weshalb die Zuweisung an Reinhold nur eine Vermutung ist.

Peter Prange

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten rechts signiert und datiert: "JC [ligiert] Erhard fec / II 9 Marzo 1820." (Bleistift)

Verso

Titel verso: Skizze eines Baumes (wohl Schirmpinie)

Technik verso: Bleistift

Provenienz

Nachlass des Künstlers, Rom, 1822; Johann Benjamin Erhard d. J., Nürnberg (Bruder des Künstlers); von dort erworben durch Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (Lugt 1244); dessen Legat 1863 an die Stadt Hamburg für ein zukünftiges Museum, 1869 der neu eröffneten Kunsthalle übergeben (Archiv der Hamburger Kunsthalle, Nachlass Harzen, Inventar Ad: 01: 20, Fol. 695: "Der Hohlweg zum Arco Scuro führend, St. Peter und der Vatican im Hintergrund J. C Erhard fec Il 9 Marzo 1820 Sehr schön vollendete Naturstudie in Bleistift. Br 9.2 H. 7.0")

Bibliographie

Marleen Gärtner: Johann Christoph Erhard (1795-1822). Sein Leben und seine Zeichnungen, Marburg 2013 (sic; 2012), S.142, 293, Nr.413, Abb.39 auf S. 385

Johann Christoph Erhard (1795-1822). Der Zeichner, Ausst.-Kat. Germanisches Nationalmuseum Nürnberg 1996., S.218-219, Nr.75, Abb.

Annemarie Winther: Rudolf Schick. Zeichnungen in der Kunsthalle Bremen, 16, Berlin 1977, S. 107-121, S.S. 113, Anm. 17

Møde med Italien. Hollandse, tyske og skandinaviske tegninger 1770-1840, Ausst.-Kat. Thorvaldsens Museum, Kopenhagen 1971, S.32, Nr.bei Nr. 57

Wolf Stubbe: Italienreise um 1800. Aquarelle und Zeichnungen aus dem Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1958, S.16, Nr.69a, Abb.S. 15