Johann Christoph Erhard
Blick auf die Kirche SS. Giovanni e Paolo, um 1820
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Johann Christoph Erhard

Blick auf die Kirche SS. Giovanni e Paolo, um 1820

Johann Christoph Erhard

Blick auf die Kirche SS. Giovanni e Paolo, um 1820

Auf Inv.-Nr. 23214 Ansicht der Apsis von San Giovanni e Paolo von Westen von der Piazza di San Gregorio, links daneben ist San Gregorio Magno sichtbar. Auf Inv.-Nr. 47319 hat Erhard die beiden Kirchen aus größerer Entfernung von den Ruinen des Palatins aufgenommen, rechts am Bildrand ist San Stefano Rotondo erkennbar.
Nach Inv.-Nr. 23214, auf dem noch einige Pentimenti bzw. Ausradierungen sichtbar sind, entstand – so die bisherige Meinung - Inv.-Nr. 23247 als Kopie auf einem glatteren, braunen Papier. Zwar weichen die Blattmaße voneinander ab, doch entsprechen sich beide Darstellungen im Maßstab von 1:1. Links und unten befinden sich auf Inv.-Nr. 23427 zwei Bleistiftlinien, die eine Rahmung andeuten und denselben Ausschnitt wie auf Inv.-Nr. 23214 markieren, während auf der rechten Seite die Darstellung etwas weiter geführt ist als auf Inv.-Nr. 23214. Die Kopie ist mit einem härteren Bleistift ausgeführt, was den etwas schematischeren, auch in den Details akribischeren Eindruck bedingt. Während Inv.-Nr. 23214 durch die zahlreichen Pentimenti eine gewisse Unsicherheit bzw. den Eindruck des Suchens, auch einen unterschiedlichen Zeichenrhythmus vermittelt, ist Inv.-Nr. 23247 in einem einheitlichen Duktus bzw. Rhythmus gezeichnet. Auch lassen sich stilistische Unterschiede feststellen, die auf unterschiedliche Zeichenweisen schließen lassen, die nicht nur durch den härteren Bleistift begründet sind. Die Frage drängt sich auf, ob beide Blätter wirklich von Erhard stammen, denn Inv.-Nr. 23247 erinnert im an die Präzision von Stecherarbeit erinnernden Duktus sehr an Arbeiten von Heinrich Reinhold, für dessen Autorschaft auch die Rahmung sprechen würde, die sich bei ihm oft auf Kopien nach anderen Zeichnungen findet. Es ist sehr wahrscheinlich, dass es sich um eine Kopie von Reinhold handelt, doch kann auch nicht ganz ausgeschlossen werden, das beide Künstler gemeinsam zu gleicher Zeit auf der Piazza di San Gregorio gezeichnet haben.
Der Hinweis auf Reinhold drängt sich auch deshalb auf, weil in Wien eine Ansicht mit San Giovanni e Paolo von ihm existiert1, die vom selben Standort wie Inv.-Nr. 47319 aufgenommen ist. Allerdings zeigt Reinhold nicht den Blick bis San Stefano Rotondo, sondern mehr in nördliche Richtung auf die Curia Hostilia.
Harzen hat in seinem Inventar eine weitere Ansicht von S. Giovanni und Paolo mit San Gregorio aufgeführt, auf deren Rückseite sich die Darstellung einer Wasserträgerin befand.(Anm. 2) Das Blatt stammt Harzen zufolge aus einem Skizzenbuch, das die Maße von etwa 138 x 200 mm aufwies, doch ist es derzeit nicht nachweisbar. Eine weitere, kleinere Ansicht von San Giovanni e Paolo befindet sich in Dresden.(Anm. 3)
Ausgangspunkt von Erhards und Reinholds Ansicht (Inv.-Nr. 23214 und 23247) war eine nahezu übereinstimmende Aufnahme von Piazza di San Gregorio, die Friedrich Olivier am 29. März 1819 vollendet hatte.(Anm. 4) Zwar gehörte die Ansicht der Apsis zum festen Kanon der Romreisenden, doch die genaue Übereinstimmung im Ausschnitt macht es wahrscheinlich, dass Oliviers Ansicht beiden Künstlern als unmittelbares Vorbild diente.

Peter Prange

1 Heinrich Reinhold, San Giovanni e Paolo von den Kaiserpalästen aus gesehen, Bleistift auf braunem Papier, 243 x 368 mm, Wien, Albertina, Inv.-Nr. 25299.
2 Hamburger Kunsthalle, Archiv Kupferstichkabinett, Nachlass Harzen, Ad: 01: 20, Fol. 697: Folgende 9 Blatt von gleicher Vorzüglichkeit stammen aus einem gleichzeitigen Skizzenbuch. Bleist Br 7.4 H 5.(Anm. 2): „Die Kirche San Gregorio und S. Giovanni e Paolo. Kehrseite Studie einer Wasserträgerin”.
3 San Giovanni e Paolo, Bleistift, 120 x 178 mm, Dresden, Staatliche Kunstsammlungen, Kupferstich-Kabinett, Inv.-Nr. C 1908-101, vgl. Gärtner 2012, S. 296, Nr. 424.
4 Friedrich Olivier, Die Basilika SS. Giovanni e Paolo in Rom, Bleistift, 184 x 250 mm, Mannheim, Kunsthalle, Inv.-Nr. G 568/3, vgl. Pia Müller-Tamm: Pia Müller-Tamm: Nazarenische Zeichenkunst, Die Zeichnungen und Aquarelle des 19. Jahrhunderts in der Kunsthalle Mannheim, Bd. 4, Berlin 1993, S. 61, Nr. 32, Abb. S. 143.

Details zu diesem Werk

Verso

Titel verso: Ruines eines Turmes mit Blick in die Römische Campagna (um 180 Grad gedreht)

Technik verso: Bleistift

Provenienz

Sammlung Alexander Flinsch (1834-1912), Berlin; erworben 1912 bei C. G. Boerner, Leipzig, Auktion Alexander Flinsch, 111, S. 34, Nr. 234

Bibliographie

Marleen Gärtner: Johann Christoph Erhard (1795-1822). Sein Leben und seine Zeichnungen, Marburg 2013 (sic; 2012), S.296, Nr.425

Handzeichnungssammlung Alexander Flinsch Berlin. Ludwig Richter / Schwind / Chodowiecki / Steinle / Feuerbach. Deutsche Künstler des 19. Jahrhunderts, Auktion 111, 29. u. 30.11.1912, C. G. Boerner, Leipzig 1912, S.34, Nr.234a