Johann Christoph Erhard
Arco di San Lazzaro in Rom,
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Johann Christoph Erhard

Arco di San Lazzaro in Rom,

Johann Christoph Erhard

Arco di San Lazzaro in Rom

Die Blätter mit Landschaftsstudien aus Rom und der Campagna zählen zu einer Gruppe von 24 Zeichnungen, die laut Harzen aus einem 1820 geführten Skizzenbuch stammen.(Anm. 1) Es weist zwar dieselben Maße von ca. 121/126 x 175/181 mm und dasselbe Papier wie das Skizzenbuch mit den Figurenstudien auf, doch lässt sich daraus nicht der Schluss ziehen, es handle sich um ein gemeinsames Skizzenbuch für Figuren- und Landschaftsstudien. Zwar befinden sich auf einigen Versoseiten des Figurenskizzenbuches Pflanzenstudien und topographische Ansichten (Inv.-Nr. 23085 v, 23100 v, und 23114 v sowie Inv.-Nr. 23086 v-23088 v, 23096 v, 23109 v und 23121 v), von denen Inv.-Nr. 23109 v sogar eine Vorstudie zu Inv.-Nr. 23218 v darstellt, doch dürfte es sich wahrscheinlich um ein anderes, parallel geführtes, mit Landschafts- und topographischen Studien aus Rom und der Umgebung gefülltes Skizzenbuch gehandelt haben. Diese Annahme bestätigt auch der Befund der wenigen sichtbaren Wasserzeichen: Nur einmal ist ein Wasserzeichen auf den Blätter des Figurenskizzenbuches nachzuweisen (Inv.-Nr. 23095), das allerdings nicht erkennbar ist, doch möglicherweise eine Lilie darstellt, während sich für das Landschaftsskizzenbuch auf zwei Blätter als Wasserzeichen wohl ein Schild mit einem einbeschriebenen Posthorn nachweisen lässt (Inv.-Nr. 23218 und 23224).
Von den insgesamt 24 von Harzen aufgelisteten Blättern lassen sich 14 sicher im Bestand der Hamburger Kunsthalle nachweisen, zwei weitere aus diesem Konvolut stammende Blätter befinden sich in Berlin (Anm. 2) und in Leipzig.(Anm. 3) Den Maßen, der Technik und den Darstellungen nach dürften auch Inv.-Nr. 23219 und Inv.-Nr. 23221 ehemals zu dem Skizzenbuch gehört haben, die möglicherweise mit einer von Harzen aufgeführten Tiberlandschaft sowie einer Campagnalandschaft mit dem Teverone (Aniene) und der Via Nomentana identisch sind. Inv.-Nr. 23224 weist ebenfalls dieselben Maße auf und trägt dasselbe Wasserzeichen wie Inv.-Nr. 23218, gehörte also ebenfalls zu dem Skizzenbuch, doch wird das Blatt von Harzen nicht aufgelistet. Nicht zugeordnet werden können folgende fünf in Harzens Inventar aufgeführte Blätter: „St. Peter und der Vatika von Arco Scuro aus gesehen ¾; Parthie am Aventiner Berge Kehrseite zwey Capaunen in freiem Felde. 3/2; dergleichen [Campagnalandschaft] mit einer Tenuta 4/2; Ruine Rom bey S. Maria Maggiore; Stämme von Cypressen. Ebenso [überhöht] 7/1“
Auch Inv.-Nr. 1915-60, 23231 und 23243 könnten aufgrund der Maße, Technik und dargestelltem Gegenstand zu dem Skizzenbuch gehört haben, doch werden die drei Blätter von Harzen gesondert aufgeführt (vgl. dort die Angaben in der Provenienz). Dem dargestellten Gegenstand, den Maßen und der Technik dürfte auch Inv.-Nr. 35709 zu diesem Skizzenbuch gehört haben, doch wird das aus dem Besitz des Hamburger Kunstvereins stammende Blatt nicht in Harzens Inventar erwähnt. Aufgrund der Maße könnten auch Inv.-Nr. 43935 und 43950 ehemals Bestandteil dieses Skizzenbuchs gewesen sein, doch lässt das als Aquarell ausgeführte Blatt Inv.-Nr. 43935 eher ein Einzelblatt vermuten, während bei Inv.-Nr. 43950 Erhards Autorschaft nicht als gesichert gelten kann. Weitere bei Gärtner aufgeführte Blätter könnten ebenfalls zu diesem Landschaftsskizzenbuch gehört haben: Eine Ansicht von SS. Giovanni e Paolo in Dresden (Anm. 4) und eine Campagnalandschaft mit Gebäuden in Berlin (Anm. 5), der allerdings die zeichnerische Prägnanz der anderen Blätter fehlt. Hingegen gehört Inv.-Nr. 1915-56 trotz übereinstimmender Maße aufgrund des braunen Papiers nicht zum Skizzenbuch.
Die Zuordnung der letztgenannten Blätter muss auch aufgrund von leichten Formatabweichungen hypothetisch bleiben, auch erscheint es wahrscheinlicher, dass Erhard mehrere Skizzenbücher gleichen Formats führte, doch ist auffallend, dass Erhard in Rom zunächst kleinere Formate bevorzugte, die nur selten das Maß von 300 Millimeter in Breite überschreiten, während er 1821 in Olevano zu größeren Formaten greift. Ob sich für die größeren Formate mit römischen Motiven deshalb eine ähnliche, späte Datierung erst 1821 ergibt, wäre noch zu untersuchen.

Peter Prange

1 Archiv der Hamburger Kunsthalle, Nachlass Harzen, Inventar Ad: 01: 20, Fol. 696-697.
2 Der Tiberstrom, Bleistift, 123 x 178 mm, Berlin, Staatliche Museen, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. SZ 69, vgl. Marleen Gärtner: Johann Christoph Erhard (1795-1822). Sein Leben und seine Zeichnungen, Marburg 2013, S. 298, Nr. 432. Vgl. Harzens Eintrag, fol. 697: „der Tiberstrom mit Ponte quattro capi in Perspektive della longara 3/3“.
3 Landschaft mit römischer Wasserleitung von der Porta San Giovanni, Bleistift, 120 x 172 mm, Leipzig, Museum der bildenden Künste, Inv.-Nr. NI 601, vgl. Gärtner 2012, S. 307, Nr. 477.
4 SS. Giovanni e Paolo, Bleistift, 120 x 178 mm, Dresden, Staatliche Kunstsammlungen, Kupferstich-Kabinett, Inv.-Nr. C 1908-101, vgl. Gärtner 2012, S. 296, Nr. 424.
5 Campagnalandschaft mit Gebäuden, Bleistift, 118 x 183 mm, Berlin, Staatliche Museen, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. SZ 33, vgl. Gärtner 2012, S. 301, Nr. 450, Abb. 45.



Bei der Ansicht eines antiken, ruinösen Torbogens, der bisher nicht identifiziert werden konnte, handelt es sich um den noch heute bestehenden „Arco di San Lazzaro“ in der Via Marmorata zwischen Aventin und Monte Testaccio, der in der Antike als Eingang zur „horrea“ einem Lager mit Waren, diente.(Anm. 1) Die benachbarte, erst aus dem Mittelalter stammende Cappella di San Lazzaro, aus der Mönch heraustritt, ist hingegen zerstört.(Anm. 2)
Auf einer ähnlichen Ansicht vom selben Standpunkt von Friedrich Olivier ist im Hintergrund die Cestiuspyramide erkennbar3, zu der die Via Marmorata führt. Das Motiv wurde von den in Rom tätigen Künstlern wiederholt dargestellt wie eine kürzlich aufgetauchte Ansicht von Daniel Dupre belegt, der das Motiv aber etwas geschönt, in weniger verfallenem Zustand zeigt.(Anm. 4) Wilhelm Gail hat den Bogen in einer Schrägansicht festgehalten, auf der das Kreuzigungsrelief an der Cappella di San Lorenzo besser als auf den anderen Ansichten erkennbar ist.(Anm. 5)
Eine Kopie von Johann Adam Klein nach Erhards Blatt befindet sich in Nürnberg.(Anm. 6) Zu den Umständen ihrer Entstehung vgl. Inv.-Nr. 23244.

Peter Prange

1 Vgl. die Radierung in Indice istorico del gran prospetto di Roma [...] da Giuseppe Vasi ovvero itinerario istruttivo per ritrovare con facilità tutte le antiche e moderne magnificenze di Roma, con una breve digressione-sopra alcune Città e Castelli Suburbani, Rom 1765, S. 233-234, Abb.
2 Einen guten Überblick über die topographische Situation gibt Giuseppe Vasis Radierung mit dem Blick auf den Aventin von 1771, auf der unter Nummer 9 der Arco di San Lazzaro aufgeführt ist: Guiseppe Vasi, Veduta dell’Aventino con la basilica di San Paolo, vgl. Piranesi e L’Aventino, hrsg. von Barbara Jatta, Mailand 1998, S. 144-145, Nr. 16, Abb.
3 Friedrich Olivier, Arco di San Lazzaro mit Blick auf die Cestiuspyramide, Bleistift, 188 x 258 mm, vgl. Berlin, Galerie Gerda Bassenge, Auktion 84, 2.12.2004, Nr. 5856, Abb.
4 Daniel Dupre, Arco di San Lazzaro, Feder und Pinsel in Braun, 209 x 261 mm, vgl. Berlin, Galerie Gerda Bassenge, Auktion 90, 30.11.2007, Nr. 6422, Abb.
5 Wilhelm Gail, Arco di San Lazzaro, Bleistift, 435 x 575 mm, vgl. Karl & Faber, München, Auktion 213, 30.11.2007, Nr. 316, Abb.
6 Johann Adam Klein, Arco di San Lazzaro, Bleistift auf Transparentpapier, 132 x 184 mm, Museen der Stadt Nürnberg, Graphische Sammlung, Inv.-Nr. 9972.

Details zu diesem Werk

Verso

Titel verso: Figurenskizzen eines auf den Stock gestützen Mannes, flüchtige Figurenskizze

Technik verso: Bleistift

Provenienz

Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (Lugt 1244); dessen Legat 1863 an die Stadt Hamburg für ein zukünftiges Museum, 1869 der neu eröffneten Kunsthalle übergeben (Archiv der Hamburger Kunsthalle, Nachlass Harzen, Inventar Ad: 01: 20, Fol. 697: "Folgende 24 Blatt aus einem Skizzenbuch von 1820 in Bleistift ausgeführt sind sämtlich aus der höchsten Blüthezeit des Meisters. B 6.7 H. 4.7 (...) Straße von Rom darunter die antiken Bogen durchführend, ein Bauernmädchen reitet auf einem Esel. Kehrseite Studie von zwey Landleuten. 4/1“

Bibliographie

Marleen Gärtner: Johann Christoph Erhard (1795-1822). Sein Leben und seine Zeichnungen, Marburg 2013 (sic; 2012), S.301, Nr.449