Jacopo Amigoni (Kopist) Anonym, Frankreich, 18. Jahrhundert, ehemals zugeschrieben
Die Astronomie,
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Jacopo Amigoni (Kopist) Anonym, Frankreich, 18. Jahrhundert, ehemals zugeschrieben

Die Astronomie,

Jacopo Amigoni (Kopist) Anonym, Frankreich, 18. Jahrhundert, ehemals zugeschrieben

Die Astronomie

Die in einer Landschaft mit Ruinenstaffage in der Nähe eines Palastes angesiedelte Darstellung der „Astronomie“ gehört zu der von Jacopo Amigoni (1682–1752) entworfenen fünfteiligen Folge „Die freien Künste“ bzw. „Die fünf Sinne“. Sie entstand in Zusammenarbeit mit dem Druck- und Verlagshaus des aus Deutschland stammenden Josef (Giuseppe) Wagner in Venedig.(Anm. 1) Für die Popularität der Folge spricht, dass sie in Augsburg im Verlag Johann Daniel Heumann (Anm. 2) in einer weiteren Ausgabe erschien; darüber hinaus fanden die Motive als Fliesenbilder Verbreitung.(Anm. 3)
Die Darstellung der „Astronomie“ wurde von den Zeitgenossen auch als Illustration des Sehsinns wahrgenommen. Die Szene selbst spiegelt das im 18. Jahrhundert gestiegene Interesse an der Wissenschaft und der Antike. Dabei entbehrt die Darstellung keineswegs gewisser Komik, wenn z. B. die rechts im Vordergrund stehende Frau das Fernrohr nicht zur Betrachtung des Weltalls, sondern zur Beobachtung der Hofgesellschaft benutzt.
Ein Vergleich verdeutlicht, dass die zeichnerische Wiedergabe der Gesamtkomposition wie auch der Details sehr sorgfältig ist. Diese Charakteristika wie auch die Seitengleichheit zur Druckgraphik lassen vermuten, dass der Künstler nach einem Stich und nicht nach einer Vorzeichnung gearbeitet hat.
Schwer zu beurteilen ist, welcher Schule der anonyme Zeichner zuzuordnen ist. So wurde das 1962 mit der Sammlung von der Hellen in die Kunsthalle gelangte Blatt zunächst als Werk Watteaus, dann allgemein als französische Arbeit des 18. Jahrhunderts eingestuft. Doch muss bei derartigen Kopien letztlich offen bleiben, ob es sich um Zeichnungen italienischer, französischer oder auch deutscher Künstler handelt. Die Einordnung in die italienische Schule erfolgt hier vor allem aufgrund der italienischen Herkunft Amigonis.

David Klemm

1 Diese Ausgabe weist französische Unterschriften auf; vgl. Katalog der Ornamentstich-Sammlung. Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, bearb. v. Baron Ludwig Döry, Kataloge des Museums für Kunst und Gewerbe, Bd. 2, Hamburg 1960, S. 111, Nr. 669, 1.
2 Es handelt sich um Nachstiche, ebenfalls mit französischer Beschriftung; vgl. Döry 1960, S. 111, Nr. 669, 1.
3 Vgl. Kunst für das Gewerbe. Graphische Vorlagen für Kunsthandwerker. Deutschland 18. Jahrhundert, bearb. v. Michaela Völkel, hrsg. v. Museum für Kunst und Gewerbe, Ausst.-Kat. Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Hamburg 2001, S. 86–87.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Auf dem Verso unten links: Aufkleber mit Hinweis: "Coll. W. v. d. Hellen."; unten in der Mitte bezeichnet: "Papier mit der Lilie" (Feder in Schwarz); oberhalb davon bezeichnet: "Watteau" (Bleistift); rechts bezeichnet und nummeriert: "Hellen 295" (Bleistift); in der Mitte Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1233)

Wasserzeichen / Kettenlinien

JA (mit Lilie)

Provenienz

Washington von der Hellen (1834-1900), Hamburg (nicht bei Lugt); Gustav von der Hellen (1879-1966), San Isidro/Argentinien (nicht bei Lugt); Schenkung von der Hellen 1962 an die Hamburger Kunsthalle

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.71-72, Nr.11