Anonym (italienisch, um 1700)
Der Tod der Saphira,
Zurück Bildinfos ➕ 🗖

Anonym (italienisch, um 1700)

Der Tod der Saphira,

Anonym (italienisch, um 1700)

Der Tod der Saphira

Das Blatt weist zwei alte Beischriften mit den Namen del Sarto bzw. Passerotti auf. Beide Künstler sind sicher nicht Urheber des Blattes. Zuletzt hat Corinna Höper die Autorschaft Passerottis entschieden abgelehnt.(Anm.1)
Eine überzeugende alternative Zuschreibung ist bislang nicht gelungen. Eine anonyme Notiz im Archiv des Kupferstichkabinetts schlug einen Bogen zu Federico Barocci, während in einem zweiten – ebenfalls anonymen – Hinweis unter Vorbehalt Pier Francesco Mola zur Diskussion gestellt wurde. Da keiner dieser bisherigen Vorschläge völlig überzeugt, bleibt die Zeichnung weiterhin den anonymen Italienern zugeordnet.
Charakteristisch für den Anonymus ist eine sehr lockere Strichführung in Verbindung mit großflächigen, hellen Lavierungen. Die Art der skizzenhaften Ausführung deutet auf eine frühe Ideenskizze für ein Gemälde oder Fresko hin.
Bei der dargestellten Szene handelt es sich um eine der relativ seltenen Wiedergaben des „Todes der Saphira“ (Apostelgeschichte 5, 1–11). Diese hatte mit ihrem Mann Hananias ihren Grundbesitz für die christliche Gemeinde in Jerusalem verkauft, dann aber einen Teil des Erlöses für sich behalten. Als Petrus sie daraufhin befragte, log sie in Gegenwart der Apostel. Da sie auf diese Weise Gott betrogen hatte, fiel sie auf der Stelle tot um. Die Hamburger Darstellung zeigt die unterschiedlichen Reaktionen der Apostel auf dieses dramatische Ereignis.
Dieses einprägsame Gottesgericht fand vor allem im 16. und 17. Jahrhundert das Interesse der Künstler. Während die Bildlösungen von Raffael und Nicolas Poussin eine gänzlich andere Komposition aufweisen, lassen sich in der Grundordnung und der bärtigen Figur links Ähnlichkeiten mit einem Gemälde Cristoforo Roncallis (um 1552–1626) in S. Maria degli Angeli in Rom feststellen.

David Klemm

1 Mündliche Mitteilung beim Besuch des Kabinetts, April 2005.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Umfassungslinie (Feder in Schwarz); unten links bezeichnet: "B..[?] Passarotti fec." (Bleistift); auf dem Untersatzbogen in der Mitte bezeichnet: "Del Sarto" (Feder in Braun, durchgestrichen); auf dem Verso in der Mitte nummeriert: "N° 75" (Bleistift); unten links bezeichnet: "B. Passarotto" (Bleistift); unterhalb davon bezeichnet: "17.5 12.8" (Bleistift); unterhalb davon: "Tod d. Saphir!" (Bleistift); unten in der Mitte Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328); unterhalb davon rechts nummeriert: "6 ..

Provenienz

Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244); NH Ad : 02 : 01, S. 217 (als Bartolomeo Passarotti); NH Ad 01 : 03, fol. 103 (als Bartolomeo Passarotti): "Der Tod der Sapphie. Flüchtige Skizze, von oben, auf blauem Pap. 17.5. 12.8"v; Legat Harzen 1863 an die "Städtische Gallerie" Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.435, Nr.691