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Heinrich Dreber (Franz-Dreber)
Zypressen, 1848
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Heinrich Dreber (Franz-Dreber)

Zypressen, 1848

Heinrich Dreber (Franz-Dreber)

Zypressen, 1848

FĂŒr die beiden datierten BlĂ€tter – Inv. Nr. 47090 ist nach Schöne am 18. MĂ€rz 1848 und Inv. Nr. 47099 am 27. Dezember 1848 entstanden (Anm. 1) – ist von Schöne die Autorschaft Drebers angezweifelt worden. Er verwies auf die fĂŒr Dreber ungewöhnliche Form der Signatur, doch auch stilistisch bleibt zumindest Kat. 47090 in seinem Werk isoliert. Möglich erscheint die Entstehung in seinem Umkreis, etwa durch Friedrich Preller d. J. oder Fortunato Dreber. Nahe steht dem Blatt ein Kastanienbaum bei Civitella (Inv. Nr. 47102), den Schöne Drebers Sohn zugeschrieben hat. Das andere Blatt mit der Darstellung von Zypressen dĂŒrfte hingegen von Dreber stammen, obwohl es fĂŒr den Entstehungszeitpunkt Dezember 1848 ungewöhnlich malerisch aufgefasst ist. Es verweist aber offensichtlich auf erst ab den 50er Jahren entstandene reine Bleistiftstudien wie die erst drei Jahre spĂ€ter entstandene Baumgruppe auf Inv. Nr. 47101.

Eine große Gruppe der Zeichnungen Drebers in der Hamburger Kunsthalle besteht aus Pflanzenstudien, die er in den ersten Jahren seiner KĂŒnstlerschaft seit 1838 angefertigt hat. Es ist dabei charakteristisch fĂŒr Drebers Entwicklung als Zeichner, dass er ĂŒberwiegend Detailstudien anfertigte, sich der Einzelform von Pflanzen, StrĂ€uchern und Felsen oder ErdabhĂ€ngen in einer Ausschließlichkeit widmete, die ein beinahe wissenschaftliches Interesse an der Einzelform offen legt.
Die durchweg kleinformatigen BlĂ€tter dĂŒrften zum Teil aus SkizzenbĂŒchern stammen, doch sind auch viele Motive erst nachtrĂ€glich aus grĂ¶ĂŸeren Bögen herausgeschnitten worden. Dies ist vor allem daran erkennbar, dass die BlĂ€tter auf dem Verso fragmentierte Landschaften oder Figurenkompositionen zeigen (Inv. Nr. 47064, 47068, 47073, 47083). Zahlreiche BlĂ€tter (Inv. Nr. 47066, 47071, 47075, 47077, 47079, 47083) sind an den Ecken abgeschrĂ€gt.
Die BlĂ€tter zeigen zumeist einzelne Pflanzenstengel mit BlĂ€ttern, GrĂ€ser und andere großblĂ€ttrige NiedriggewĂ€chse, aber auch das Wurzelwerk eines Baumes (Inv. Nr. 47059) oder auch einzelne Felsen (Inv. Nr. 47080). Sie sind zumeist in Bleistift ausgefĂŒhrt, einzelne BlĂ€tter auch mit Feder und Pinsel, eines ist auch aquarelliert (Inv. Nr. 47079).
Inv. Nr. 47079 ist offensichtlich das frĂŒheste Blatt, laut Beschriftung im August 1838 entstanden, ein anderes Blatt mit Baumwurzeln (Inv. Nr. 47059 ) ist am 24. MĂ€rz 1839 datiert. Die beiden genannten Jahre dĂŒrften auch den Zeitraum fĂŒr die Entstehung der anderen BlĂ€tter angeben, da sie noch nicht die typische zeichnerische Charakteristik zeigt, wie sie sich 1840 herausbildet (vgl. Inv. Nr. 47072). Gleichwohl belegen sie Drebers tiefes Interesse an den Erscheinungen der Natur, zahlreiche Farbnotizen auf den BlĂ€ttern versichern ihn des Gesehenen und ihrer atmosphĂ€rischen Wirkung.
Fraglich ist, ob alle BlĂ€tter wirklich von Dreber selbst stammen. Dies gilt insbesondere fĂŒr die beiden BlĂ€tter Inv. Nr. 47060 und Inv. Nr. 47062, die denselben Pflanzenstengel zeigen, doch in unterschiedlicher Technik: WĂ€hrend Inv. Nr. 47060 als reine Bleistiftzeichnung ausgefĂŒhrt ist, ist Inv. Nr. 47062 mit Feder und Pinsel ausgefĂŒhrt. Ob es sich hierbei um eine eigenhĂ€ndige Wiederholung von Dreber handelt, erscheint zweifelhaft, lĂ€sst sich aber nicht mit letzter Sicherheit feststellen. Vorstellbar ist, dass Dreber selbst zunĂ€chst die Bleistiftzeichnung angefertigt hat, und danach das Motiv noch einmal in Feder und Pinsel ausgearbeitet hat (vgl. dazu Inv. Nr. 47081 und 47082). Möglich ist aber auch, dass ein MitschĂŒler Drebers Zeichnung Inv. Nr. 47060 kopiert hat. Bekannt ist, dass Dreber offensichtlich mit MitschĂŒlern vor demselben Objekt und am gleichen Platz gezeichnet ha. (Anm. 2). Stilistisch stehen sich beide BlĂ€tter so nahe, dass eine endgĂŒltige Entscheidung aber nicht möglich ist.
Peter Prange

1 Vgl. die bei Richard Schöne: Heinrich Dreber, Berlin 1940, S. 193, III, genannten Beispiele.

2 Ob es sich hierbei tatsĂ€chlich um die Angabe eines konkreten Tagesdatums handelt, wie Schöne annimmt, bleibt zweifelhaft. Wahrscheinlich stammen beide BlĂ€tter aus einem gemeinsamen Zusammenhang, denn vor der vermeintlichen Tagesangabe befindet sich der Buchstabe „N“, so dass es sich auch um eine ZĂ€hlung der BlĂ€tter handeln könnte, die sich möglicherweise auf Drebers Nachlass bezieht. Vgl. auch Inv. Nr. 1942-23 – 1942-28.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten rechts bezeichnet und datiert: "N 27 - Dec. 1848" (Bleistift)

Provenienz

Wohl 1912 aus Besitz der Emma Marchesi-Gualdi, Rom, erworben

Bibliographie

Aquarelle 1800-1850. AusgewÀhlte Werke aus dem Kupferstichkebinett der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, Ausst.-Kat. Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Karlsruhe 1996, S.42, Nr.bei Nr. 16

Die deutschen Zeichnungen des 19. Jahrhunderts, hrsg. von Rudolf Theilmann, Edith Ammann, Karlsruhe 1978, S.183, Nr.bei Nr. 1061

Wolf Stubbe: Italienreise um 1800. Aquarelle und Zeichnungen aus dem Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1958, S.28, Nr.135

Richard Schöne: Heinrich Dreber, hrsg. von Deutscher Verein fĂŒr Kunstwissenschaft, Forschungen zur deutschen Kunstgeschichte, Bd. 34, Berlin 1940, S.196, 199