Schöne nimmt an, dass die drei Figurenstudien vorbereitende Arbeiten für Drebers Gemälde „Kornernte in der Campagna mit Ruth und Boas“ sind, für dieses jedoch nicht verwendet wurden (Anm. 1). Als Friedrich Preller d. J. 1859 Dreber in seinem Atelier besuchte, sah er den Maler an mehreren Gemälden – darunter auch eine Landschaft mit Ruth und Boas – arbeiten (Anm. 2). Schönes Vermutung hingegen, das Gemälde hätte mehrere, für Dreber nicht untypische Entwurfsstadien durchlaufen, weshalb es erst in den siebziger Jahren verkauft wurde, ist unzutreffend (Anm. 3). Insofern kann Schönes Annahme, die drei Hamburger Blätter gehörten dem Entwurfsprozess zu dem Gemälde an, nicht mit letzter Sicherheit verifiziert werden, doch ist sie auch aus stilistischen Gründen für zumindest zwei Blätter wahrscheinlich. Die antikische Gravitas der Figuren, die Verwendung des weichen Bleistifts und weißer Kreide sowie des blauen Tonpapiers sprechen für ihre Entstehung um 1860 oder wenig später. Das Blatt Inv. Nr. 47093 hingegen zeigt eine andere, den Kontur bereits auflösende Stillage, die für eine spätere Entstehung erst um 1865 spricht.
Ein weiterer Entwurf zum Gemälde befand sich ehemals in der Sammlung Arnold Otto Meyer, heute in der Sammlung Luthardt im Besitz der Universität Erlangen-Nürnberg (Anm. 4).

Peter Prange

1 Vgl. Richard Schöne: Heinrich Dreber, Berlin 1940, S. 164-165, Nr. 33, Taf. 65.
2 Friedrich Preller der Jüngere. Tagebücher des Künstlers, hrsg. und biographisch vervollständigt v. Max Jordan, München-Kaufbeuren 1904, S. 57.
3 Schöne 1940, S. 164.
4 Entwurf zum Gemälde Ruth und Boas, Bleistift, 150 x 215 mm, Universität Erlangen-Nürnberg, Universitätsbibliothek, Inv. Nr. L I, A 105, vgl. Katalog der Graphiksammlung Luthardt der Universität Erlangen-Nürnberg, bearbeitet von Alice Rösler, Schriften der Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg, hrsg. von Konrad Wickert, Bd. I, Handzeichnungen und Aquarelle, Erlangen 1990, S. 28.