Das nachträglich, wohl von Dreber selbst mit „Plaunsche Grund“ bezeichnete Blatt stammt von einem der zahlreichen Ausflüge in die Umgebung von Dresden, die er im Sommer 1840 unternahm. Neben zahlreichen Naturstudien aus den Plauenschen Grund sind auch Blätter mit Motiven aus dem Rabenauer und Priesnitzer Grund bekannt, in denen der 18jährige Dreber seine typische Eigenart entwickelt. Das Hamburger Blatt darf zu den frühen Beispielen gezählt werden, in denen Dreber sich nach seinen sehr detaillierten Naturstudien von Bäumen und Blumen eines größeren Landschaftsausschnitt widmete. Gegenüber den ein Jahr später entstandenen Blättern ist noch eine gewisse Unsicherheit spürbar, den Landschaftsausschnitt als Ganzes zeichnerisch zu bewältigen, was vor allem die sich zu den Rändern des Blattes verflüchtigenden Partien zeigen. Das Blatt arbeitet Dreber vom Zentrum her konkret aus, fokussiert auf die Erscheinung der Felsen im Unterholz, die er in Anlehnung an seine Schulung bei Richter in altmeisterlichen Strichlagen ausdrückt.
Eine ähnliche Balance zwischen Konkretisierung und Skizzierung, zwischen geschlossenen und offenen Formen zeigt ein Blatt in Münchner Privatbesitz, das 1840 im Rabenauer Grund entstand (Anm.1). Ähnlich wie dieses bezieht auch das Hamburger Blatt seinen wesentlichen Reiz aus dem Nebeneinander von ausgeführten Partien und skizzenhaft aufgefassten Stellen, in denen Dreber zu ornamental verdichteten Stilisierungen gelangt, die nicht zufällig an das freie Formenspiel der Randzeichnungen Dürers im Gebetbuch Kaiser Maximilians erinnern.

Peter Prange

1 Im Rabenauer Grund, Bleistift, Feder in Dunkel- und Hellbraun, auf gelblichen Papier, 353 x 236 mm, München, Privatbesitz, vgl. Richard Schöne: Heinrich Dreber, Berlin 1940, S. 215, Nr. 2, Taf. 2.