Hans Krumper, Umkreis
Entwurf für einen Grabmals- oder Kaminaufsatz, 1620 - 1630
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Hans Krumper, Umkreis

Entwurf für einen Grabmals- oder Kaminaufsatz, 1620 - 1630

Hans Krumper, Umkreis

Entwurf für einen Grabmals- oder Kaminaufsatz, 1620 - 1630

Das Blatt ist 1884 als anonyme Arbeit des 16. Jahrhunderts vermutlich auf der Versteigerung der Sammlung Philippi angeboten, doch offensichtlich nicht verkauft worden, weshalb es 1908 mit dem Legat Philippi in den Besitz der Kunsthalle gelangte.
Das Blatt ist sicher nach München in die Zeit um bzw. nach 1600 zu lokalisieren, als Autor hat Hans-Martin Kaulbach, Stuttgart, Hans Krumper (1570–1634) vorgeschlagen.(Anm.1) Ähnlichkeit besteht mit einem Krumper zugeschriebenen Blatt in Paris mit dem auferstandenen Christus zwischen zwei Engeln (Anm.2), doch ist das Hamburger Blatt in Details wie den Köpfen der Putti weniger durchgearbeitet und im Strich allgemein robuster und massiver. Auch darf die Zuschreibung des Blattes in Paris an Krumper als nicht gesichert gelten, da das zeichnerische Werk Krumpers allgemein stilistisch sehr uneinheitlich ist und die Eigenhändigkeit nicht immer geklärt ist. Die dünne Linie der für Krumper gesicherten Blätter erreicht das Hamburger Blatt jedenfalls nicht, wahrscheinlich stammt es aus Krumpers Umkreis. Auf Grund der robusteren Auffassung hat Dorothea Diemer, München, die Vermutung geäußert, dass es sich um eine Bildhauerzeichnung aus dem Umkreis Krumpers handelt und auf ein anonymes, dem Kreis Krumpers zugehöriges, 1629 datiertes Blatt in München verwiesen.(Anm.3) Die stilistischen Übereinstimmungen sind zwar nur allgemeinerer Natur und dem gemeinsamen Umkreis Krumpers geschuldet, und auch ist das Münchner Blatt das zeichnerisch sicherere, doch ähneln sich beide Blätter in der sehr verfestigten Zeichnungsauffassung, die sich vor allem in dem für Krumper untypischen Gebrauch einer breiten Feder ausdrückt. Auch zeitlich dürfte das Hamburger Blatt dem Münchner in etwa entsprechen, also auch um 1620/30 entstanden sein.
Der dargestellte Gegenstand wurde in dem Auktionskatalog als Leuchterfuß bezeichnet, doch dürfte es sich eher um einen Aufsatz für ein Grabmal oder für einen Kamin (Anm.4) im Sinne einer Minerva-Bellona (?) handeln. Ähnliche Themen hat Maximilian für Kaminaufsätze in der Residenz wiederholt verwendet, so hat Friedrich Sustris (um 1540–1600) einen Kamin mit Justitia und Pax entworfen (Anm.5), der im Schwarzen Saal der Residenz Aufstellung fand und auch im Kaisersaal standen ähnliche „politische“ Allegorien.(Anm.6)

Peter Prange

1 Anlässlich des Symposiums „Deutsche Altmeisterzeichnungen 1500 bis 1800“ am 28. und 29.10.2004 im Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle.
2 Paris, Louvre, Cabinet des dessins, Inv.-Nr. 19.148, vgl. Kat. Paris 1938, S. 110, Nr. 600, Taf. CLI.
3 München, Staatliche Graphische Sammlung, Inv.-Nr. 29892.
4 Diesen Vorschlag hat Dorothea Diemer, München, gemacht, der ich für weitere Hinweise danke.
5 Vgl. Ansicht nach Westen im Corpus der barocken Deckenmalerei in Deutschland, Bd. III, Teil II: Stadt und Landkreis München, Profanbauten, bearbeitet von Anna Bauer-Wild und Brigitte Volk-Knüttel, hrsg. v. Hermann Bauer, Bernhard Rupprecht, München 1989, S. 117.
6 Vgl. Günter Passavant: Wolf Caspar von Klengel Dresden 1630–1691. Reisen – Skizzen – Baukünstlerische Tätigkeiten, München, Berlin 2001, S. 206, Abb. 217.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Oben links: Stempel der Sammlung Philippi (L. 1335); auf dem Verso Stempel der Sammlung Philippi (L. 1335); Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1233)

Provenienz

Ludwig Hermann Philippi (1848-1908), Hamburg (L. 1335); Legat Philippi 1908 an die Hamburger Kunsthalle

Bibliographie

Peter Prange: Deutsche Zeichnungen 1450-1800. Katalog, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 1, Köln u.a. 2007, S.227, Nr.548

Katalog einer reichhaltigen Sammlung von Kupferstichen, Radirungen, Holzschnitten, Handzeichnungen, [...] aus dem Besitze des Herrn L. H. Philippi in Hamburg, Auktion 475, Rudolph Lepke, 13.5.1884, Berlin, 1884, S.52?, Nr.499?