Giuseppe Marsigli
Perseus befreit Andromeda, 1835
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Giuseppe Marsigli

Perseus befreit Andromeda, 1835

Giuseppe Marsigli

Perseus befreit Andromeda, 1835

Wahrscheinlich hat Marsigli „Die Herabführung der Andromeda“ im VII. Bezirk Pompejis (Isola occid. 15) abgezeichnet.(Anm.1) Der Vergleich mit dem heute in Neapel bewahrten Fresko ergibt zahlreiche Übereinstimmungen; so ist hier z. B. der Kopf der Medusa leicht vom Umhang des Perseus bedeckt. Auch die beiden zuschauenden Personen links sind gut erkennbar.
Die bekanntere, bereits 1775 im ersten Band der Antichità Ercolano publizierte, sehr ähnliche Variante aus dem Haus der Dioskuren dürfte dagegen nicht als Vorbild gedient haben.(Anm.2) Deutlich erkennbar sind die zahlreichen Unterschiede zwischen dieser Publikation, dem in Neapel erhaltenen Original und der Darstellung Marsiglis. So befindet sich z. B. auf dieser Fassung der Kopf der Medusa eindeutig vor dem Umhang des Perseus.
Giuseppe Marsigli ist als Künstler kaum greifbar. Ein Schwerpunkt seiner Tätigkeit lag offensichtlich auf der sorgfältigen Wiedergabe pompejanischer Fresken. Neben den beiden Blättern in der Kunsthalle (Inv.-Nr. 21261 u. 21262) lassen sich vier weitere Zeichnungen mit derartigen Motiven im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg nachweisen.(Anm.3) Sämtliche Blätter sind in derselben Technik – Tempera mit Wasserfarben – ausgeführt. Nach den Beschriftungen auf diesen Blättern muss sich Marsigli im Verlauf mehrerer Jahre wiederholt zu Studienzwecken in Pompeji aufgehalten haben (vgl. seine Beschriftung „sopra luogo“). Denkbar ist, dass derartige Ansichten gezielt für den wachsenden touristischen Markt bzw. die zunehmende Zahl an archäologisch interessierten Gelehrten angefertigt wurden. Die sorgfältige Montierung und Beschriftung machte sie zu einem geeigneten Erinnerungsstück. Heute stellen sie trotz mancher Eigenmächtigkeit Marsiglis wertvolle Dokumente für die farbige Überlieferung der pompejanischen Kunst dar.

David Klemm

1 Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae, Zürich, München 1986 I.1, S. 781, Nr. 68, Neapel 8997 mit weiterer Literatur.
2 Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae, Zürich, München 1986 I.1, S. 781, Nr. 69, Neapel 8998 mit weiterer Literatur.
3 Pompeji an der Alster. Nachleben der Antike um 1800, bearb. v. Birgit Doering, Ausst.-Kat. Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Hamburg 1995, S. 34–37: „Venus und Amor“, Haus des Meleager, (aufgedeckt am 18. Oktober 1829, Zeichnung: 1831; Inv.-Nr. E 1905.683); „Apoll u. Daphne“, Haus der Dioskuren (aufgedeckt 15. November 1828, Zeichnung: 1831; Inv.-Nr. E 1905.20); „Krönung Jupiters“, Haus der Dioskuren (aufgedeckt 8. Juli 1828, Zeichnung 1831; Inv.-Nr. E 1905.682); „Phädra und Hippolytos“, Haus der Dioskuren (aufgedeckt 29. Juli 1828, Zeichnung 1831; Inv.-Nr. E 1905.681).

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten links signiert und datiert: "Giuseppe Marsigli dip. sopra luogo 1835." (Feder in Schwarz); unten bezeichnet: "Quadro esistente nella Casa affianco a quella detta del Lupanaro in Pompei/Scala di palmi Napolitani/Largheza palmi 5[?]; Larghezza palmi 6./Perseo que libera Andromeda." (Feder in Schwarz); auf dem Verso oben links nummeriert: "Nro 3"

Auf dem Verso unten in der Mitte Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328)

Provenienz

Susanne Elisabeth Sillem (1785-1865), Hamburg (nicht bei Lugt), Vermacht 1866 an die "Städtische Gallerie in Hamburg" [Geschenke an Kunstwerken Slg 505 / 127-56.6 S ]; 1868 in die Kunsthalle übernommen

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.231-232, Nr.319