Giuseppe Cesari, genannt Cavaliere d'Arpino
Selbstbildnis, um 1599
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Giuseppe Cesari, genannt Cavaliere d'Arpino

Selbstbildnis, um 1599

Giuseppe Cesari, genannt Cavaliere d'Arpino

Selbstbildnis, um 1599

Giuseppe Cesari zählte im späten 15. und frühen 16. Jahrhundert zu den erfolgreichsten Künstlern Roms. Er genoss die Förderung mehrerer Päpste und führte ambitionierte Aufträge, etwa in der Lateransbasilika und im Konservatorenpalast aus. Sein großes Renommee zeigt sich auch darin, dass er 1599 zum Principe der Accademia di San Luca ernannt wurde.
Es verwundert kaum, dass der bereits in jungen Jahren zu großem Ruhm gelangte Künstler sich wiederholt selbst darstellte. Die farbige Kreidezeichnung das einzige Porträt des Künstlers, das ihn mit einem Werkzeug seiner Profession zeigt. Cesari hält einen Zirkel als Symbol für den „Disegno“, d. h. die „Zeichnung“ bzw. die künstlerische Idee, in der linken Hand. Herwarth Röttgen nahm daher an, dass dieses Selbstbildnis als Vorlage für eine Druckgraphik gedacht war. Allerdings ist kein Exemplar bekannt; möglicherweise ist auch niemals ein Porträt gedruckt worden.(Anm.1)
Denkbar ist, dass die Zeichnung anlässlich der Ernennung des Künstlers zum Principe der Accademia entstand. Innerhalb dieser Akademie kam dem „Disegno“, auf den der Zirkel anspielt, große Bedeutung zu.
Die spätere Beschriftung dürfte sich auf ein falsch tradiertes Geburtsdatum, nämlich 1570, beziehen, sodass sich Cesari im Alter von 29 Jahren zeichnete, als er gerade zum Principe berufen worden war.
Die Ausführung des Selbstbildnisses ist weniger genau als auf dem jugendlichen Selbstbildnis im Louvre.(Anm.2) Auffallend sind die ungeordneten Haare, die womöglich auf den lebhaften Charakter Cesaris anspielen sollen.(Anm.3)
Das Blatt entstammt einer bemerkenswerten Sammlung von Künstlerporträts, die Georg Ernst Harzen über mehrere Jahrzehnte hindurch mit großem Aufwand anlegte. Möglicherweise angeregt durch die von Kardinal Leopoldo de’ Medici begründete Sammlung von Selbstbildnissen in den Uffizien, vereinte der Sammler in ihr mehr als 2000 Porträts, wobei er sich ausschließlich auf Zeichnungen und Druckgraphiken beschränkte. Ein wesentlicher Unterschied zu dem berühmten Vorbild besteht jedoch darin, dass Harzen nicht nur Selbstbildnisse von Malern, sondern auch Porträts von Architekten, Bildhauern und Graphikern zusammenstellte.(Anm.4)

David Klemm

1 Herwarth Röttgen: Eine Persönlichkeit in Wort und Bild. Giuseppe Cesari d’Arpino und seine Selbstbildnisse, in: Niederdeutsche Beiträge zur Kunstgeschichte 38, 1999, S. 161-162, S. 161–162.
2 Paris, Musée du Louvre, Département des Arts Graphiques, Inv.-Nr. 3029; Herwarth Röttgen: Il Cavalier Giuseppe Cesari d’Arpino. Un grande pittore nello splendore della fama e nell’incostanza della fortuna. Rom 2002, S. 218
3 Ebd., S. 219.
4 Eine Studie zu dieser Spezialsammlung ist in Vorbereitung.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten links bezeichnet: "Josh[?] d'arpino,/fe[..?] (Feder in Braungrau); auf dem Verso unten in der Mitte Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328)

Provenienz

Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244); NH Ad : 04 : 01, S. 3, Nr. A 45 (als Giuseppe Cesari, gen Cavaliere d'Arpino); Legat Harzen 1863 an die "Städtische Gallerie" Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

Marco Simone Bolzoni, Il Cavalier Giuseppe Cesari d'Arpino. Maestro del disegno. Catalogo ragionato dell'opera grafica, Rom 2013, S.410, Nr.319, Abb.410

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.147, Nr.167

Ebert-Schifferer, Sybille: Caravaggio. Sehen, Staunen, Glauben. Der Maler und sein Werk, C. H. Beck, München 2009, Nr.Abb.179, Abb.S. 251

David Klemm: Von Leonardo bis Piranesi. Italienische Zeichnungen von 1450 bis 1800 aus dem Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, hrsg. von Hubertus Gaßner, David Klemm und Andreas Stolzenburg, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle, Bremen 2008, S.126-127, Abb, S. 230, Nr.56

Herwart Röttgen: Il Cavalier Giuseppe Cesari d'Arpino. Un grande pittore nello splendore della fama e nell'incostanza della fortuna, Rom 2002, S.219, Nr.E, Abb.50 auf S. 89

Petra Roettig, Annemarie Stefes, Andreas Stolzenburg: Von Dürer bis Goya. 100 Meisterzeichnungen aus dem Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 2001, S.50-51, Nr.20, Abb.

Herwart Röttgen: Eine Persönlichkeit in Wort und Bild. Giuseppe Cesari d'Arpino und seine Selbstbildnisse, in: Niederdeutsche Beiträge zur Kunstgeschichte 38, 1999, , S.161-162, Abb.4

J. A. Gere, Philipp Pouncey: Italian Drawings in the Department of Prints and Drawings in the British Museum. Artists Working in Rome c. 1550 to c. 1640, Bd. 1, London 1983, S.32, Nr.26 (Erwähnung)

Herwarth Röttgen: Il Cavalier d'Arpino, Ausst.-Kat. Rom, Palazzo Venezia 1973, S.64-65, Nr.D

[Wolf Stubbe]: Italienische Zeichnungen 1500-1800. Ausstellung aus den Beständen des Kupferstichkabinetts, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1957, S.27, Nr.141