Giovanni Francesco Grimaldi
Landschaft,
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Giovanni Francesco Grimaldi

Landschaft,

Giovanni Francesco Grimaldi

Landschaft

Hunderte von Zeichnungen belegen, dass Giovanni Francesco Grimaldi sich als einer der ersten italienischen Künstler fast vollständig auf das Studium der Landschaft konzentrierte. Eine Analyse der umfangreichen Bestände, so in London und Paris, ergibt, dass er weitgehend reine Federzeichnungen schuf, die er häufig mit kräftigen Binnenschraffuren, seltener mit Lavierungen akzentuierte. Grimaldi verfügte nur über ein begrenztes Repertoire an Motiven, wodurch seine Zeichnungen gut erkennbar sind. Zumeist finden sich Ausblicke in weite Gegenden, Baum- und Wolkengruppen; Menschen spielen nur eine untergeordnete Rolle.
Vor diesem Hintergrund ist die Hamburger Zeichnung aufgrund des weitgehenden Fehlens von Binnenschraffuren und wegen der auffallend kräftigen Lavierung eher untypisch. Ungewöhnlich sind auch die starke Verwendung von Weißhöhungen und die Rundform. Dabei fällt auf, dass sowohl die Lavierung als auch die Weißhöhungen auf wenig subtile Art eingesetzt werden.
Die Studie zählt aufgrund der prägnanten Hell-Dunkel-Kontraste zu den lebendigeren Landschaftszeichnungen Grimaldis. Gut vergleichbar ist eine ebenfalls Grimaldi zugeschriebene Baumstudie in den Uffizien.(Anm.1) Auch dort findet sich eine effektvolle Verbindung von Feder, Lavierung und Weißhöhungen bei gleichzeitigem Verzicht auf Binnenschraffuren. Eine weitere Landschaftszeichnung mit der undifferenzierten, nicht schraffierten Art der Darstellung und starker Lavierung findet sich in Haarlem.(Anm.2) Auffallend ist, dass bei den Grimaldi zugeschriebenen Blättern größere Unterschiede in der Art der Lavierung festzustellen sind. So zeigt ein in Oxford bewahrtes Blatt eine gegenüber der Hamburger Zeichnung wesentlich differenziertere und subtilere Ausführung.(Anm.3)
Insgesamt sind derartige Zeichnungen im reichen Œuvre Grimaldis selten. Zwar könnte man diese kleine Gruppe als eine Art Variante im Schaffen des Künstlers einordnen, doch genauso ist denkbar, dass hier nicht Grimaldi, sondern ein bislang nicht namentlich greifbarer Zeitgenosse der Urheber ist. Angesichts der hier aufgezeigten Uneinheitlichkeiten und Unterschiede erscheint eine genauere Untersuchung des zeichnerischen Œuvres Grimaldis wünschenswert.
Eine genaue funktionale Bestimmung des Blattes ist nicht möglich. Ein direkter Bezug zu der Serie der kreisförmigen Radierungen besteht nicht.(Anm.4) Denkbar ist, dass dieses Blatt, wie überhaupt ein Großteil der Landschaftszeichnungen Grimaldis, für einen wachsenden Markt von Sammlern und eventuell auch bereits für Italienreisende gefertigt wurde.

David Klemm

1 Florenz, Gabinetto Disegni e Stampe degli Uffizi, Inv.-Nr. 3968 S. Vgl. Mostra di Disegni Bolognesi dal XVI al XVIII Secolo, bearb. v. Catherine Johnston, Gabinetto Disegni e Stampe degli Uffizi XL, Ausst.-Kat. Florenz, Gabinetto Disegni e Stampe degli Uffizi, Florenz 1973 , Nr. 87, Abb. 63.
2 Haarlem, Teylers Museum, Inv.-Nr. K VIII 24; vgl. Disegni italiani del Teylers Museum Haarlem provenienti dalle collezioni di Cristina di Svezia e dei principi Odescalchi, bearb. v. Bert W. Meijer, Carel van Tuyll, Ausst.-Kat. Florenz, Istituto Universitario Olandese di Storia dell’Arte, Rom, Istituto Nazionale per la Grafica, Gabinetto Nazionale delle Stampe, Florenz 1983, S. 212–213, Nr. 95.
3 Oxford, Ashmolean Museum, Inv.-Nr. 855 B. Vgl. Hugh MacAndrew: Ashmolean Museum Oxford. Catalogue of the Collection of Drawings, Bd. III: Italian Schools: Supplement, Oxford 1980, S. 125, Nr. 855 B Taf. LXII.
4 The Illustrated Bartsch 42 (19), 2 (87) - 10 (90).

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten rechts nummeriert: "190" (Feder in Braun); auf dem Verso unten in der Mitte Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328)

Wasserzeichen / Kettenlinien

WZ (Fragment): Kreis, Inhalt nicht erkennbar.

Provenienz

Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244); NH Ad : 02 : 01, S. 214 (als Giovanni Francesco Grimaldi); NH Ad : 01 : 03, fol. 98 (als Giovanni Francesco Grimaldi): "Klostergebäude von Bäumen umgeben auf steilem Hügel an einem See, im Vorgrund zwey ruhende Figuren. Feder und Bister auf blau Pap. weiß gehöht. Treffliche Zeichnung, von schönem Lichteffect. Rund. Dia 7.0."; Legat Harzen 1863 an die "Städtische Gallerie" Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.202-203, Nr.268

Ausstellung von Zeichnungen Alter Meister aus den Sammlungen der Kunsthalle zu Hamburg, Ausst.-Kat. Kunstverein in Hamburg 1920, S.14, Nr.73