Giovanni Battista Vanni, Zeichner, zugeschrieben
Giovanni Battista Vanni, Zeichner, zugeschrieben
Die Zeichnung vereint mehrere Studien in virtuoser Anordnung auf einem Blatt: drei Gesichter mindestens zweier verschiedener Personen aus jeweils unterschiedlichem Blickwinkel, den Oberkörper einer wohl männlichen Figur mit Umhang sowie eine Fuß- bzw. eine Handstudie. Die ausdrucksstarken Skizzen sind mit lebendigem Kreidestrich angelegt und partiell mit Weiß gehöht. Die alte Beischrift „Cav. Vanni moderno“ wurde im Kabinett mit Raffaello Vanni (1587–1673) in Verbindung gebracht. Roberto Contini, Berlin, bestätigte, dass der Titel Cavaliere nur für Raffaello Vanni verwendet wurde.(Anm.1) Zeichentechnisch lässt sich das Blatt jedoch nicht vollends überzeugend mit gesicherten Blättern des Künstlers zusammenbringen. Peter Anselm Riedl (Anm.2) und Ursula Fischer Pace (Anm.3) haben daher für eine Zuschreibung an Giovanni Battista Vanni (1599/1600–1660), plädiert. Von diesem sind zahlreiche Kreidestudien bekannt, wenn auch ein derart virtuos angelegtes Blatt mit verschiedenen ineinander verwobenen Studien ungewöhnlich ist.(Anm.4) Eine hinsichtlich der Nebeneinanderstellung von Kopfstudien vergleichbare Zeichnung in den Uffizien ist deutlich ruhiger angelegt.(Anm.5) Eine Zuschreibung an Giovanni Battista Vanni erscheint vor diesem Hintergrund deshalb ebenfalls problematisch. Roberto Contini stellt eine mögliche Entstehung des Blattes im römischen Kunstkreis, vielleicht im 2. Drittel des 17. Jahrhunderts, zur Diskussion.(Anm.6)
David Klemm
1 Mündliche Mitteilung auf der Grundlage einer Digitalphotographie, 24.4.2008.
2 Kartonnotiz.
3 Anlässlich des Symposiums „Italienische Altmeisterzeichnungen 1450 bis 1800“ am 27. und 28.10.2005 im Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle.
4 Die Beurteilung beruht auf den in der Photothek des Kunsthistorischen Institutes in Florenz und in den Uffizien dokumentierten Zeichnungen sowie auf Publikationen des Louvre und anderer Museen.
5 Florenz, Gabinetto Disegni e Stampe degli Uffizi, Inv.-Nr. 10842 F.
6 Mündliche Mitteilung auf der Grundlage einer Digitalphotographie, 24. 4. 2008.
Details zu diesem Werk
Beschriftung
Verso
Titel verso: Studie eines Engels
Technik verso: Schwarze Kreide
Provenienz
Ludwig Hermann Philippi (1848-1908), Hamburg (L. 1335); Legat Philippi an die Hamburger Kunsthalle 1908
Bibliographie
David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.351-352, Nr.536