Giovanni Battista Tiepolo, Zeichner, zugeschrieben
Nach links gewandter Orientale in ganzer Figur, um 1740
Zurück Bildinfos ➕ 🗖

Giovanni Battista Tiepolo, Zeichner, zugeschrieben

Nach links gewandter Orientale in ganzer Figur, um 1740

Giovanni Battista Tiepolo, Zeichner, zugeschrieben

Nach links gewandter Orientale in ganzer Figur, um 1740

Das Blatt gelangte 1918 als Werk Giovanni Battista Tiepolos in die Sammlung. Diese Einschätzung wurde von Janos Scholz wohl in den 1960er Jahren unter Vorbehalt bestätigt. Seitdem blieb die Zeichnung unbeachtet. Unbestreitbar ist, dass der Typus eines stehenden Mannes im Allgemeinen bzw. eines Orientalen im Speziellen im Werk Tiepolos häufig nachweisbar ist. Besonders geeignetes Vergleichsmaterial bietet das in London bewahrte Skizzenbuch mit 45 „Sole Figure Vestite“.(Anm.1) In diesem Bestand finden sich ebenfalls im Profil wiedergegebene Figuren mit ganz unterschiedlichen Kopfbedeckungen und großen Umhängen. In der Gesamthaltung der Figur sehr gut vergleichbar ist die Londoner Zeichnung eines barhäuptigen Mannes im Profil; dies betrifft vor allem die Neigung des Kopfes, die Fußstellung sowie den hervorstehenden Bauch.(Anm. 2) Im Londoner Studienbuch finden sich auch vergleichbare zeichentechnische Charakteristika des Hamburger Blattes, so das „Ausstreichen“ der Lavierung auf dem Gewand, die konturbetonte Linienführung, akzentuierende Kürzel oder die Schattierung im Fußbereich. Als weitere Parallele kommt hinzu, dass sich das Hamburger Motiv wie auch all die stehenden Männer im Londoner Studienbuch nicht mit bekannten Gemälden Tiepolos verbinden lassen.
Vor diesem Hintergrund würde es naheliegen, das Hamburger Blatt in den direkten Entstehungsbereich der Londoner Studien einzuordnen. Irritierend ist in dieser Hinsicht jedoch, dass einerseits die Blattgröße zwar weitgehend derjenigen der Londoner Blätter entspricht, dass aber andererseits die Figur auf dem Hamburger Blatt nicht nur deutlich kleiner gezeichnet, sondern zudem auch aus der Mitte heraus an den linken Rand hin platziert ist. Diese wenig harmonische Lösung ist für Tiepolo untypisch und schließt einen direkten Zusammenhang mit den Londoner Blättern aus. Dennoch soll die Studie hier aufgrund der oben beschriebenen zeichentechnischen Übereinstimmungen mit einiger Vorsicht Giovanni Battista Tiepolo zugeschrieben werden. Sie dürfte etwa zeitgleich mit den von George Knox in die Zeit vor dem Würzburger Aufenthalt datierten Londoner Blätter entstanden sein.(Anm. 3)

David Klemm

1 Vgl. George Knox: Catalogue of the Tiepolo Drawings in the Victoria and Albert Museum, London 1960, S. 65–70.
2 Victoria & Albert Museum, Inv.-Nr. D. 1824.87-1885; George Knox: Catalogue of the Tiepolo Drawings in the Victoria and Albert Museum, London 1960, S. 68, Nr. 158.
3 George Knox: Catalogue of the Tiepolo Drawings in the Victoria and Albert Museum, London 1960, S. 65–66.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Oben rechts bezeichnet: "Gian Battista Tiepolo" (Feder in Schwarz); auf dem Verso oben links bezeichnet: "m.n f" (Feder in Schwarz); ((Stempel der Hamburger Kunsthalle fehlt noch))

Wasserzeichen / Kettenlinien

WZ: Buchstabe „N“ in ornamentaler Rahmung; nicht identifiziert.

Provenienz

Erworben 1919 vom Kunsthandel Jacques Rosenthal, München

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.344, Nr.522

Ausstellung von Zeichnungen Alter Meister aus den Sammlungen der Kunsthalle zu Hamburg, Ausst.-Kat. Kunstverein in Hamburg 1920, S.24, Nr.148

Jahresbericht der Kunsthalle zu Hamburg für 1919, Hamburg 1920, S.11