Friedrich Sustris, Umkreis
Entwurf für die Statue eines römischen Imperators, um 1600
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Friedrich Sustris, Umkreis

Entwurf für die Statue eines römischen Imperators, um 1600

Friedrich Sustris, Umkreis

Entwurf für die Statue eines römischen Imperators, um 1600

Das Blatt ist bisher als ein Krieger in römischer Tracht bezeichnet worden, doch dürfte es sich auf Grund des Lorbeerkranzes und des Stabes um die Darstellung eines römischen Imperators handeln. Es ist einer Notiz auf der alten Karteikarte zufolge mit Inv.-Nr. 52060 in Zusammenhang gebracht worden, die vom gleichen Meister stammen soll. Mit der gemeinsamen Datierung in das 18. Jahrhundert ist das vorliegende Blatt jedoch zu spät angesetzt, es dürfte viel früher, bereits im späten 16. oder frühen 17. Jahrhundert entstanden sein. In der übertriebenen seitlichen Ausstellung der Hüfte macht sich noch der Einfluss des Manierismus bemerkbar.
Vorbildhaft dürften ähnliche Imperatorenstatuen wie etwa Hubert Gerhards (1540/50–1620) 1590 für den Augustusbrunnen in Augsburg entstandene Statue gewesen sein. Bei dem vorliegenden Blatt handelt es sich offenbar um keine Zeichnung nach einer Statue, die angedeutete Quadrierung spricht für den Entwurf eines Imperatorenbildes, das möglicherweise als Wandmalerei ausgeführt werden sollte. Stilistisch könnte das Blatt, das von einem eher mittelmäßigen Zeichner stammt, im weitesten Umkreis der Münchner Hofkunst um 1600, vor allem des Friedrich Sustris, entstanden sein. Ohne dessen virtuose Binnenmodellierung und sparsame Lavierung zu beherrschen, sprechen die Maskarons an den Beinschienen und die Bildung der Augen mit den kleinen Häkchen für einen Zeichner aus dem Sustris-Umkreis (Anm.1), möglicherweise sogar für einen Gehilfen. Die Zeichnung könnte ein Entwurf für die Ausstattung von Räumen in der Residenz Herzog Wilhelms V. sein, in denen – soweit dies rekonstruierbar ist – römische Historien und Exempla einen Themenschwerpunkt bildeten. Sustris und Christoph Schwarz (um 1548–1592) waren offenbar für die Ausstattung verantwortlich, doch scheint die Ausführung in vielen Händen gelegen zu haben.(Anm.2)

Peter Prange

1 Hinweis von Dorothea Diemer, München, der ich auch für weitere Hinweise zum Blatt danke.
2 Vgl. Dorothea Diemer: Hubert Gerhard und Carlo di Cesare del Palagio. Bronzeplastiker der Spätrenaissance, Bd. 1, Darstellungen, Berlin 2004, S. 112–113.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Auf dem Verso Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1233)

Wasserzeichen / Kettenlinien

Wohl doppelkonturiger Schlüssel mit Doppeladler in Kreis (undeutlich), vgl. Piccard, Bd. VIII, Abt. VI, Nr. 727-732 und Briquet 1150 (alle Regensburg, Ende 16. Jh.)

Provenienz

Ludwig Hermann Philippi (1848-1908), Hamburg (L. 1335); Legat Philippi 1908 an die Hamburger Kunsthalle

Bibliographie

Peter Prange: Deutsche Zeichnungen 1450-1800. Katalog, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 1, Köln u.a. 2007, S.344, Nr.989