Die Zeichnung eines pfeilschießenden Amors ist von Heinrich Leporini wohl aufgrund der rückseitigen Beschriftung Parmigianino zugeschrieben worden.(Anm.1) Tatsächlich geht das Blatt auf eine ähnliche Zeichnung Parmigianinos in Neapel zurück, ohne allerdings eine direkte Kopie zu sein.(Anm.2) So veränderte der Zeichner die Stellung der Beine hin zu einem klassischen Kontrapost und fügte rechts unten mit den Blumen ein landschaftliches Detail hinzu.
Das Blatt lag ehemals unter den Zeichnungen der deutschen Schule, doch scheint die Beschriftung oben auf der Zeichnung eher auf einen Kopisten aus Italien hinzuweisen. Ob dieser allerdings ein Zeitgenosse Parmigianinos war, wie ein alter Hinweis auf dem Passepartout – „Italien 16. Jh.“ – vorschlägt, scheint zweifelhaft.

David Klemm

1 Notiz im Archiv des Kupferstichkabinetts.
2 Neapel, Museo di Capodimonte, Inv.-Nr. 708; vgl. Arthur Ewart Popham: Catalogue of the Drawings of Parmigianino. Volume I. Introduction and Catalogue, New Haven, London 1971, S. 118, Nr. 292, Taf. 388. Eine weitere Version mit dem einen Pfeil schießenden Amor befindet sich in Parma, Galleria Nazionale, Inv.-Nr. 510/9; vgl.Parmigianino und der europäische Manierismus, hrsg. v. Sylvia Ferino Pagden, Ausst.-Kat. Wien, Kunsthistorisches Museum, Wien 2003, S. 332, Nr. II.3.80, mit Abb. Eine weitere Kopie des Amor befindet sich in der École Nationale Supérieure des Beaux-Arts in Paris, Inv.-Nr. 224; vgl. Emmanuelle Brugerolles: Les dessins de la collection Armand-Valton. La donation d’un grand collectionneur du XIXe siècle à l’École des Beaux-Arts, Paris 1984, S. 86–87, Nr. 75.