Ferdinand Bol, zugeschrieben
Betender Heiliger (Hieronymus?), 1645 - 1649
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Ferdinand Bol, zugeschrieben

Betender Heiliger (Hieronymus?), 1645 - 1649

Ferdinand Bol, zugeschrieben

Betender Heiliger (Hieronymus?), 1645 - 1649

Harzen hielt den betenden Eremiten für den Hl. Franziskus, vermutlich in Anlehnung an Rembrandts Radierung B. 107 von 1657, und dies erscheint vielleicht sogar sinnvoller als die zuletzt aktuelle Gleichsetzung mit dem Hl. Hieronymus, dessen Primärattribut – der Löwe – hier nicht dargestellt ist.
Unabhängig davon unterscheidet sich diese Heiligenfigur in ihrer ekstatischen Verzückung von Rembrandts Heiligendarstellungen. Gerade diese Eigenschaft diente Rotermund (1952) zum Anlass, von der alten Zuschreibung an Rembrandt Abstand zu nehmen, die zuvor bereits von Bock/Rosenberg (1930) und Lugt (1931) in Frage gestellt wurde.(Anm.1) Die bis heute aktuelle Zuschreibung an Ferdinand Bol wurde erstmals vorgeschlagen von Haverkamp Begemann;(Anm.2) die in diesem Zusammenhang vorgenommene Frühdatierung in die Zeit um 1634/35 wurde von Sumowski (1979) korrigiert in einen Datierungsansatz gegen Ende der 1640er Jahre.(Anm.3) Mit Inv.-Nr. 22412 verbinden die besonders in der Rahmung der Szene wirr und verspielt anmutenden Federlinien, und die hier zurückhaltender eingesetzte Tuschlavierung erinnert an eine Bol zugeschriebene Zeichnung in Paris.(Anm.4)

Annemarie Stefes

1 Beide hielten das Blatt entgegen der noch von Hofstede de Groot vertretenen Auffassung für eine Schülerarbeit. Wolfgang Stechow: Some Observations on Rembrandt and Lastman, in: Oud Holland 84, 1969, S. 148-162 sah in unserem Blatt eine Kopie nach einer verlorenen Rembrandt-Zeichnung („copy after a lost great Rembrandt“).
2 Haverkamp Begemann, in: J. Richard Judson: Rembrandt after three hundred years. An Exhibition of Rembrandt and His followers, Ausst.-Kat. Chicago, Art Institute of Chicago, Minneapolis, Minneapolis Institute of Arts, Detroit, Detroit Institute of Arts, Chicago1969.
3 In die 1640er Jahre wurde das Blatt auch von Seymour Slive: Drawings of Rembrandt, with a selection of drawings by his pupils and followers, 2 Bde. New York 1965 gesetzt. Jan Leja betrachtet diese Zuordnung mit einer gewissen Skepsis angesichts der schwächeren und zurückhaltenderen Konturenführung (Mitteilung per E-Mail, 13. 12. 2009).
4 Paris, Fondation Custodia, Inv.-Nr. 2529, Werner Sumowski: Drawings of the Rembrandt School. Bd. 1, Backer - Bol, hrsg. von Walter L. Strauss, New York 1979, Nr. 250 x.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Auf dem Verso unten links Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328)

Wasserzeichen / Kettenlinien

23-25 mm (h)

Provenienz

Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244) (NH Ad:01:02, fol. 52 als "Rembrant van Rhyn": "St Franzikus in einsamer Felsenlandschaft in Verzückung vor dem Cruzifix? auf den Knien liegend. Feder und Bister. Sehr geistreich und eindrucksvoll. 9.2.6.5."; NH Ad: 02: 01, S. 266); Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog I Van Aken-Murant, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.125, Nr.124

Anne Röver-Kann: Rembrandt, oder nicht? Zur Sammlungsgeschichte dieser Zeichnungen in Hamburg und Bremen, in: Rembrandt, oder nicht? Zeichnungen von Rembrandt und seinem Kreis aus den Hamburger und Bremer Kupferstichkabinetten, Ausst.-Kat. Kunsthalle Bremen, Ostfildern-Ruit 2000, S. 24-29, S.28

Rembrandt, oder nicht? Zeichnungen von Rembrandt und seinem Kreis aus den Hamburger und Bremer Kupferstichkabinetten, Ausst.-Kat. Kunsthalle Bremen, Ostfildern-Ruit 2000, S.28, Nr.5 mit Abb.

Werner Sumowski: Drawings of the Rembrandt School. Backer - Bol, hrsg. von Walter L. Strauss, Bd. 1, New York 1979, S.506, 538, bei Nr. 257x, Nr.241x

Rembrandt after three hundred years. An Exhibition of Rembrandt and His followers, Ausst.-Kat. Chicago 1969, Nr.155, Abb.S. 248

Wolfgang Stechow: Some Observations on Rembrandt and Lastman, in: Oud Holland 84, 1969, S. 148-162, S.162, Abb.20

Otto Benesch: The Drawings of Rembrandt. First complete Edition in six volumes, London 1954-1957, S.Bd. 5, bei A 23a und A 56

Frits Lugt: Neue Bücher. Zeichnungen alter Meister in der Kunsthalle zu Hamburg. Niederländer. Neue Folge, in: Kunst und Künstler 26, 1927/1928 (Mräz 1928), S. 283, S.283

Die Kunst Rembrandts, seine Werke in Originalen und Reproduktionen, geordnet nach der Zeitfolge ihrer Entstehung, Ausst.-Kat. Kunsthalle Bremen 1912, Nr.568 (Faksimile)

132 (Rembrandt)

Gustav Pauli: Zeichnungen alter Meister in der Kunsthalle zu Hamburg. Niederländer, hrsg. von Hamburger Kunsthalle, Veröffentlichungen der Prestel-Gesellschaft, Bd. 12, Frankfurt a. M. 1926, Abb.Taf. 15

Frits Lugt: Beiträge zu dem Katalog der niederländischen Handzeichnungen in Berlin, in: Jahrbuch der Preussischen Kunstsammlungen 52, 1931, S. 36-80, S.S. 37 bei Nr. 1205 (Schülerarbeit)

Hans-Martin Rotermund: The motif of radiance in Rembrandt's biblical drawings, in: Journal of the Warburg and Courtauld Institutes 15, 1952, S. 101-121, S.114, Abb.Taf. 22e

Cornelis Hofstede de Groot: Die Handzeichnungen Rembrandts. Versuch eines beschreibenden und kritischen Kataloges, Haarlem 1906, S.Nr. 346 (Rembrandt)

Elfried Bock, Jakob Rosenberg: Die niederländischen Meister. Beschreibendes Verzeichnis sämtlicher Zeichnungen, Staatliche Museen zu Berlin. Die Zeichnungen alter Meister im Kupferstichkabinett, Bd. 1 Text, Berlin 1930, S.221 bei Nr. 1118 (Schülerarbeit)

John Kruse: Die Zeichnungen Rembrandts im Nationalmuseum zu Stockholm, hrsg. von Carl Neumann, Den Haag 1920, S.5, Abb.8