Emanuel Murant
Bauernhaus mit Schuppen, um 1658
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Emanuel Murant

Bauernhaus mit Schuppen, um 1658

Emanuel Murant

Bauernhaus mit Schuppen, um 1658

Mit leichten Abweichungen begegnet diese Komposition auf einem 1953 versteigerten Gemälde Murants.(Anm.1) Dort werden die einzelnen Motive weiterentwickelt und ausgeschmückt unter Hinzufügung von Hühnern, Schweinen und einer Bäuerin mit Kind. Diese Abänderung spricht gegen die theoretisch denkbare Deutung als Kopie.
Zu dem erwähnten Bild existiert eine gemalte Zweitfassung aus dem Jahre 1658, womit ein Anhaltspunkt für die Datierung unseres Blattes gegeben ist.(Anm.2) Stilistische Parallelen zu einer signierten und ebenfalls 1658 datierten Zeichnung bestätigen diesen Ansatz.(Anm.3) Damit gehört das vorliegende Blatt zu den wenigen gesicherten Zeichnungen des Künstlers. Charakteristische Merkmale wie die dornig wirkenden, spitzen Zweige und der mit dem Pinsel breit getupfte Baumschlag finden sich auch auf einer mit vollem Namen bezeichneten Landschaftszeichnung an unbekanntem Standort.4 Die insgesamt etwas weniger elegant wirkende Ausführung ließe sich als Hinweis auf Entstehung „naer ’t leven“ interpretieren. Die ausgeprägt trockene, detaillierte Wiedergabe von Vegetation und Mauerwerk, wie sie auch hier zu beobachten ist, gehört zu den bestimmenden Kriterien für die Handschrift des Malers, der die baufälligen Bauernhäuser und Gehöfte „so vorzüglich malte, dass man die Steine des Mauerwerks zählen konnte“.(Anm.4)

Annemarie Stefes

1 Aukt.-Kat. Amsterdam, Sotheby Mak van Waay, 15.12.1953, Nr. 85.
2 Aukt.-Kat. Frankfurt am Main, Bangel, 9.3.1897, Nr. 45.
3 Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. KdZ 13478, monogrammiert und datiert „E M F / 1658“, Marcel George Roethlisberger-Bianco: Cavalier Pietro Tempesta and his time, Delaware 1970, Bd. 1, S. 197.
4 Houbraken II, S. 81: „… bouvallige boere keeten, en huisjes, welke hy zoodanig uitvoerig verbeelt heeft, dat men de steenen van ’t muurwerk konde tellen“. Vgl. Laurens J. Bol: Holländische Maler des 17. Jahrhunderts nahe den großen Meistern - Landschaften und Stilleben, Braunschweig 1969, S. 231–235 mit weiteren Beispielen für das malerische Werk Murants.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten rechts von der Mitte monogrammiert: "E. M." (Feder in Schwarz)

Auf dem Verso unten links Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328); unten Mitte alte Zuschreibung mit Bleistift, durchgestrichen und unleserlich, ersetzt durch "E: Murant" (Bleistift)

Wasserzeichen / Kettenlinien

-
24 mm (v)

Provenienz

Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244) (NH Ad:01:02, fol. 47: "Emanuel Murant Dorflandschaft, links ein Bauernhaus, rechts ein Schuppen und Heuschober. Bez. E.M. In Saftfarben ausgeführt 7.0.5.4."; NH Ad: 02: 01, S. 258); Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog I Van Aken-Murant, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.398, Nr.702