Daniël Schellinks, zugeschrieben Anthonie Waterloo, ehemals zugeschrieben
Hohlweg bei Boetendael südlich von Brüssel,
Zurück Bildinfos ➕ 🗖

Daniël Schellinks, zugeschrieben Anthonie Waterloo, ehemals zugeschrieben

Hohlweg bei Boetendael südlich von Brüssel,

Daniël Schellinks, zugeschrieben Anthonie Waterloo, ehemals zugeschrieben

Hohlweg bei Boetendael südlich von Brüssel

Die stilistische Nähe zu Anthonie Waterloo, dem das Blatt in der Kunsthalle bisher zugeschrieben war, ist schon Harzen aufgefallen. Dennoch hatte dieser das Blatt unter dem Namen des Daniël Schellinks inventarisiert, und dies offenbar zu Recht.(Anm.1) Zwar lassen sich Motiv, Format und Technik grundsätzlich mit Waterloo in Verbindung bringen, und auch für die offen und fleckig getuschten Laubpartien finden sich Parallelen im Œuvre dieses Künstlers.(Anm.2) Gleichzeitig lassen sich diese Stilmerkmale aber auch mit der einzigen signierten Zeichnung Schellinks’ verbinden, ebenso wie die charakteristisch schlangenartig gewundenen Äste im rechten Hintergrund.(Anm.3) Die akzentuiert umgrenzten Felsen wirken künstlicher als die bei Waterloo weicheren, gleichmäßiger gerundeten Formen (vgl. Inv.-Nr. 22701). In diesen Eigenschaften steht unser Blatt einer Zeichnung in Göttingen sehr nahe, die – wie das Hamburger Blatt wohl von späterer Hand – rückseitig mit dem Monogramm des Daniël Schellinks bezeichnet ist.(Anm.4) Dasselbe Motiv – der Teufelsfelsen bei Schloss Bentheim – wurde auch von Waterloo gezeichnet, bei allerdings stärkeren Abweichungen, die eine direkte Abhängigkeit ausschließen.(Anm.5) Eher sollte die Möglichkeit gemeinsamer Reisen in Betracht gezogen werden.(Anm.6)
Bei großer stilistischer Nähe zu der Göttinger Schellinks-Zeichnung deutet die rückseitige Beischrift des Hamburger Blattes auf einen anderen topographischen Hintergrund. Aufgenommen wurde der Hohlweg im Wald von Boetendael in Uccle, südlich von Brüssel.
Unserer Zeichnung anzuschließen ist eine ebenfalls „buijten Brussel“ bezeichnete Felslandschaft in London, deren Monogramm „D.S.“ bislang als unbekanntes Sammlerzeichen missverstanden wurde.(Anm.7) Auch zu diesem Blatt gibt es kompositorisch verwandte Aufnahmen Waterloos, die die These einer gemeinsamen Reise stützen können.(Anm.8)

Annemarie Stefes

1 Die Zuschreibung an Schellinks erscheint auch Jeroen Giltay plausibel (Mitteilung per E-Mail, 18. 1. 2010, auf Grundlage einer Digitalphotographie).
2 Vgl. Inv.-Nr. 22684 verso.
3 „Im Haager Gehölz“, Paris, Fondation Custodia, Inv.-Nr. 8564, Dessins de paysagistes hollandais du XVIIe siècle de la collection particulière condervée à l’Institut Néerlandais de Paris, bearb. von Carlos van Hasselt, 2 Bde., Ausst.-Kat. Brüssel, Bibliothèque Albert I.er, Rotterdam, Museum Boijmans Van Beuningen, Paris, Institut Néerlandais, Bern, Kunstmuseum, Ledeberg/Gent 1968, Nr. 143.
4 Verso bezeichnet „Schellingks Buyten Bentem. DS“, Göttingen, Kunstsammlung der Georg-August-Universität, Inv.-Nr. Sammlung Uffenbach, H 283 (403 x 549 mm).
5 Privatbesitz, Jacob van Ruisdael paints Bentheim, bearb. v. Quentin Buvelot, Ausst.-Kat. Den Haag, Koninklijk Kabinet van Schilderijen Mauritshuis, Zwolle 2009, Nr. 14.
6 Vorgeschlagen von Alsteens 2010, S. 115. Als weiterer potentieller Reisegefährte wäre Frederik de Moucheron in Betracht zu ziehen, vgl. ebd. mit Verweis auf dessen Bentheim-Zeichnung in Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Atlas Van der Hem, Nr. 29:15.
7 London, Courtauld Institute of Art, Inv.-Nr. D.1952.RW.3275 (393 x 511 mm), The Northern Landscape. Flemish, Dutch and British Drawings from the Courtauld Collections, Ausst.-Kat. New York, The Drawing Center, London, Courtauld Institute Galleries, New York 1986, Nr. 70; die Zeichnung galt bislang als Werk des Waterloo. – Vgl. auch eine in der Komposition verwandte, größer dimensionierte und etwas detaillierter ausgeführte Zeichnung in Haarlem, Teylers Museum, Inv.-Nr. R 18 (437 x 545 mm), Michiel C. Plomp: Jan Pietersz. Zomer's inscriptions on drawings, in: Delineavit et Sculpsit 17, 1997, S. 13-27, Nr. 453 (als Willem Schellinks).
8 Paris, Musée du Louvre, Département des Arts Graphiques, Inv.-Nr. 23131 (schwarze Kreide und Pinsel, grau laviert, 628 x 506 mm), verso bezeichnet: „Buyten brussel“, Frits Lugt: École hollandaise, Musée du Louvre, Cabinet des Dessins. Inventaire général des dessins des écoles du Nord, Bd. 2, Paris 1931, Nr. 880. Vielleicht ebenfalls anzuschließen: London, Courtauld Institute of Art, Witt Collection, Inv.-Nr. D.1952.RW.3153.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Bez. verso, untere Blatthälfte, parallel zum linken Rand: "bij botersdaal" (Graphit)

Auf dem Verso bezeichnet oben links: "Buijten Brussel" (Feder in Braun, wohl 18. Jh.); daneben von anderer Hand: "D. S." (Feder in Braun); unten links: "Dan Schellinx f. 11 10. 15 0" (Bleistift, 19. Jh.); unten Mitte Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328)

Wasserzeichen / Kettenlinien

-
25-26 mm (h)

Provenienz

Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244) (NH Ad:01:02, fol. 62: "[Daniel Schellincx] Ein Hohlweg in einem Walde, von steilen laubbekränzten Abhängen gebildet. Sehr ausführliche treffliche Naturstudie in Kreide auf blau Papier. ganz in Waterloos Manier. Hinten bezeichnet Buyten Brüssel. D.S. by botendael. 11.10.15.0"; NH Ad: 02: 01, S. 299); Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog II van Musscher - Zegelaar, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.506-507, Nr.944