Cornelis van Dalen (II.), (?)
Selbstbildnis im Oval, um 1655
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Cornelis van Dalen (II.), (?)

Selbstbildnis im Oval, um 1655

Cornelis van Dalen (II.), (?)

Selbstbildnis im Oval, um 1655

Die Funktion als Selbstporträt Cornelis van Dalens wurde schon von Harzen erkannt. H. van Hall (1963) verwies erstmals auf den Bezug zu der größtenteils übereinstimmenden Radierung von Johannes Pieter de Frey (1801). Die gezeichnete Vorlage dieses Stiches befindet sich heute in Cambridge.(Anm.1) Sie kommt bei gegenseitiger Ausrichtung unserem Blatt auch stilistisch sehr nahe. Beide Zeichnungen waren vor Beschneidung des Hamburger Blattes annähernd formatgleich.
Trotz der großen Übereinstimmung in Ausdruck, Kostüm und Lichteinfall, Gewandfalten und Frisur sind beide Zeichnungen als eigenständige Entwicklungsstufen zu bewerten auf dem Weg zu einer letztlich wohl nicht realisierten gestochenen oder gemalten Fassung.(Anm.2) Dies wird deutlich an Abweichungen in der Physiognomie, wobei es nur Nuancen sind, die zu einem gänzlich anderen Ausdruck führen: Durch die höhere Stirn und den etwas breiter proportionierten Mund erhält der Dargestellte auf der Zeichnung in Cambridge einen selbstbewußteren Ausdruck, der zusätzlich unterstrichen wird durch die schmaler geformten und nicht so tief verschatteten Augen.
Aus diesem Grund ist die englische Fassung als spätere Version zu betrachten. Reifer wirkt dort auch der aufgelockerte Übergang von Haar- und Kragenkontur auf der Lichtseite, ebenso wie die durch einen kleinen Eingriff – die Versetzung der Knopfleiste auf die Schattenseite – erzielten gesetzteren Körperproportionen.
Cornelis van Dalen ist als Zeichner weitgehend unbekannt, zudem kommt es bisweilen zu Verwechslungen mit seinem Vater Cornelis van Dalen (I). Es ist jedoch anzunehmen, dass er für seine zahlreichen Porträtstiche auf vorbereitende Zeichnungen zurückgriff.(Anm.3) Zu derartigen Vorarbeiten gehört beispielsweise auch eine gezeichnete Kopie nach Govaert Flinck, die aufgrund der Signatur eindeutig dem jüngeren Cornelis zugeordnet werden kann.(Anm.4)
Die durch das Kostüm vorgegebene Datierung in die mittleren 1650er Jahre wird bestätigt durch das Wasserzeichen des Hamburger Blattes.(Anm.5)

Annemarie Stefes

1 Johannes Pieter de Frey (1770–1834), Wurzbach 26, „C. van Dalen del. / J. de Frey / ft. aqua fort / 1801“; als Bildnis Van Dalens publiziert von Waller 1938, Taf. XVII; Cambridge, Fitzwilliam Museum, Inv.-Nr. 3173 (schwarze Kreide, grau laviert, 197 x 152 mm), verso: „Port des Dalen / Kornelis van dalen / Plaatsnyder“. Auf den Bezug zu der Zeichnung in Cambridge verwies erstmals M. Cormack in einem Schreiben vom 24. 10. 1966.
2 Ein skizzenhaftes gezeichnetes Selbstbildnis in der Sammlung Gerritsen, Amsterdam wird erwähnt bei Van Hall 1963, S. 73. Auch David Scrase betonte die Eigenständigkeit beider Zeichnungen nach einem Vergleich des Exemplars in Cambridge mit einer Digitalphotographie des Hamburger Blattes (Mitteilung per E-Mail, 5. 1. 2009).
3 Die Neigung zur gründlichen Vorbereitung seiner Stiche wird auch belegt durch die Existenz eines überarbeiteten Probedrucks in London, British Museum, Department of Prints and Drawings, Inv.-Nr. 1855,0714.14, H. 122.
4 „Bildnis des Johan Maurits van Nassau-Siegen“, Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Inv.-Nr. RP-T-1898-A-3953, signiert „Cornelis van Dalen de jonge Deliniavit“, Muller 1853, Nr. 459 Vgl. auch das gezeichnete „Bildnis Michiel de Ruyters“ nach einem verlorenen Gemälde des Jan Lievens, Haarlem, Teylers Museum, Inv.-Nr. Q 16, Tentoonstelling ter herdenking van Michiel de Ruyter geboren 24 maart 1607, Ausst.-Kat. Amsterdam, Rijksmuseum, Vlissingen, Nieuw Tehuis voor Bejaarden, Amsterdam 1957, Nr. 290, das „Bildnis G. van Slingelandts“, Paris, Fondation Custodia, Inv.-Nr. 4838, und das „Bildnis Govaert Flincks“ für den Stich Blotelings (H. 13), Leiden, Prentenkabinet der Universiteit, Inv.-Nr. PK-P-AW 1197, Corpus Gernsheim 34996.
5 Für die Zeichnung in Cambridge wurde eine Datierung um 1655/60 vorgeschlagen von An Zwollo (Mitteilung von David Scrase, siehe Anm. 2).

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten in der Mitte nummeriert: "No 12 [?, mit Korrekturen]" (Feder in Schwarz); auf dem Verso in der Mitte links: Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328); unten in der Mitte bezeichnet: "Selbstporträt" (Bleistift, Kunsthalle), unterhalb davon bezeichnet: "van Dalen" (Feder in Braun); ergänzt: "Cornel." (Bleistift, Kunsthalle)

Wasserzeichen / Kettenlinien

Löwenwappen, vgl. Heawood 3137 (seitliche Ränder des Wappenfeldes wellig geschwungen), 1656
ca. 24 mm (v)

Provenienz

Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244) (Catalogue d'une Collection de Portraits, fol. 208 D 155: "Dessin à la pierre noire"); wohl Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; wohl 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog I Van Aken-Murant, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.181, Nr.240

H. van Hall: Portretten van Nederlandse beeldende kunstenaars, Amsterdam 1963, S.73, bei Nr. 456