Cornelis Claesz. van Wieringen Jan Brueghel (der Ältere), ehemals zugeschrieben
Flussmündung mit Stadt und Segelschiffen, um/vor 1613
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Cornelis Claesz. van Wieringen Jan Brueghel (der Ältere), ehemals zugeschrieben

Flussmündung mit Stadt und Segelschiffen, um/vor 1613

Cornelis Claesz. van Wieringen Jan Brueghel (der Ältere), ehemals zugeschrieben

Flussmündung mit Stadt und Segelschiffen, um/vor 1613

Die Zeichnung wurde als Werk des „Jan Bruegel (I)“ erworben und inventarisiert. Zwar bestehen in der Tat Verwandtschaften zu gesicherten Zeichnungen Bruegels, doch sind diese nicht eng genug, um eine Zuschreibung stützen zu können. Die in der Staffagewiedergabe verwandte „Stürmische See“ von 1614 ist insgesamt summarischer gearbeitet, die thematisch und auch in der Verwendung farbiger Tusche vergleichbare „Flussmündung“ von 1620 unterscheidet sich in ihrem klareren Aufbau.(Anm.1) Zudem sind der hier zu beobachtende horror vacui und der nervöse, stellenweise verspielt anmutende Linienfluss nicht vereinbar mit Bruegels Hand.
Eher weist die von Keyes vorgeschlagene Alternativzuschreibung an Cornelis Claesz. van Wieringen in die richtige Richtung.(Anm.2) Motiv und Aufbau erinnern an zwei Radierungen aus der 14-teiligen, von Claes Jansz. Visscher (II) gestochenen Folge nach – heute verlorenen – Entwürfen des Künstlers.(Anm.3) Diese Drucke datieren 1613 und geben damit einen ungefähren zeitlichen Anhaltspunkt, wenngleich eine Chronologie der Zeichnungen Van Wieringens kaum aufzustellen ist.(Anm.4) Bestätigt wird diese Einordnung durch die stilistische Nähe zu Zeichnungen aus dem unmittelbaren Umfeld der erwähnten Stichfolge. Zwei Zeichnungen in Paris bzw. Rotterdam kommen unserem Blatt auch in der Figurenbildung recht nahe.(Anm.5) Ebenfalls verwandt sind die „Hafenansicht mit Schiffswerft“ in Frankfurt am Main oder die ebenfalls farbig lavierten „Schiffe im Hafen einer Stadt“ in London.(Anm.6)

Annemarie Stefes

1 Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. KdZ 724 und Inv.-Nr. KdZ 5734, Matthias Winner: Zeichnungen des älteren Jan Brueghel, in: Jahrbuch der Berliner Museen 3, 1961, S. 190-241, Abb. 38 und 51.
2 George S. Keyes: Cornelis Vroom: Marine and Landscape Artist, 2 Bde., Alphen 1975; vgl. auch eine anonyme Zuschreibung an Van Wieringen in der Kartei des Kupferstichkabinetts.
3 H. 330 und 336 (142 x 200 mm).
4 George S. Keyes: Cornelis Vroom: Marine and Landscape Artist, 2 Bde., Alphen 1975, S. 15. Das Wasserzeichen unserer Zeichnung deutet möglicherweise auf eine Entstehung vor den Radierungen Visschers.
5 Paris, Musée du Louvre, Département des Arts Graphiques, Inv.-Nr. 23425, Keyes 1975, Nr. 48; Rotterdam, Museum Boijmans Van Beuningen, Inv.-Nr. CCW 2, ebd. Nr. 58.
6 Frankfurt am Main, Städelsches Kunstinstitut, Inv.-Nr. 2207, Ausst.-Kat. Frankfurt am Main 2000, Nr. 71; London, British Museum, Department of Prints and Drawings, Inv.-Nr. 1979,1215.15. – Vgl. auch „Hafen bei einer Kirche“, englischer Privatbesitz (braun und blau laviert, 68 x 294 mm), Jaffé 2002, Bd. 3, Nr. 1507; vgl. auch eine Illustration im Liederbuch der Anna Steyns, Den Haag, Koninklijke Bibliothek, Nr. 79 J 30, fol. 67 recto, um 1611.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten links alte Beischrift: "J. Bruegel" (Feder in Braun); verso unten links: "24 . h [?]" (Feder in Braun)

Wasserzeichen / Kettenlinien

Wappen, sehr ähnlich mit Heawood 481, Kronenornamentik oben außen jedoch stärker nach innen gebogen ("Schieland", 1602); wie W 32 in RPK 1580-1600
ca. 26 mm (h)

Provenienz

Ludwig Hermann Philippi (1848-1908), Hamburg (L. 1335); Legat Philippi 1908

Bibliographie

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog II van Musscher - Zegelaar, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.627, Nr.1197