Cherubino Alberti (Umkreis)
Schwebender Engel,
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Cherubino Alberti (Umkreis)

Schwebender Engel,

Cherubino Alberti (Umkreis)

Schwebender Engel

Die bislang bei den anonymen Italienern des 16. Jahrhunderts abgelegte Zeichnung gelangte als Arbeit Polidoro da Caravaggios in die Sammlung. Diese Zuordnung geht auf die von Cherubino Alberti überlieferten Darstellungen eines „Engelskonzertes“ Polidoros zurück.(Anm.1) Dort finden sich Putti in verschiedenen Haltungen, die vom Körpertypus her an die Hamburger Figur erinnern. Allerdings ist der Hamburger Engel weniger kindlich und zudem ernster dargestellt. Darüber hinaus bietet der Zeichenstil des Blattes mit seiner starken Konturbetonung und der ruhigen Lavierung keinen Grund, das Blatt in Polidoros Nähe zu belassen. Es dürfte mehrere Jahrzehnte nach dessen Wirken entstanden sein, worauf auch mehrere Kartonnotizen übereinstimmend hindeuten. Von Navarro wurde Cristofano Roncalli, genannt Pomarancio (gegen 1553–1625), vorgeschlagen. Dieser hat mehrere Putti gezeichnet, die hinsichtlich ihrer Haltung der Hamburger Lösung sehr nahe kommen. Allerdings sind dessen Zeichnungen in der Herausarbeitung plastischer Details qualitätvoller. Zudem scheinen derartige Blätter vornehmlich mit Kreide ausgeführt worden zu sein.(Anm.2) Anna Forlani Tempesti schlug per Kartonnotiz Cherubino Alberti (1553–1615) vor, für den sich ebenfalls eine ähnliche Auffassung der Puttidarstellungen aufzeigen lässt.(Anm.3) Albertis Zeichnungen wirken allerdings bei Verwendung vergleichbarer technischer Mittel (Feder und Lavierung) lebendiger. Die ohne nennenswerte Pentimenti ausgeführte Hamburger Zeichnung könnte demnach – wie John Gere per Kartonnotiz feststellte – eine Kopie nach Alberti darstellen.

David Klemm

1 The Illustrated Bartsch 34 (17), 132 (98).
2 Florenz, Gabinetto Disegni e Stampe degli Uffizi, Inv.-Nr. 10053 F; Inv.-Nr. 10055 F; vgl. Disegni dei Toscani a Roma (1580-1620), bearb. v. Miles L. Chappell, W. Chandler Kirwin, Joan L. Nissmann, Simonetta Prosperi Valenti Rodinò, Gabinetto Disegni e Stampe Degli Uffizi LIII, Ausst.-Kat. Gabinetto Disegni e Stampe Degli Uffizi Florenz 1979, S. 42–43, Nr. 18–19.
3 Vgl. z. B. The Illustrated Bartsch 34 (17), 139 (100); 145 (10); 146 (103).

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Oben rechts bezeichnet: "C..?" (Graphit); auf dem Verso in der Mitte nummeriert: "134" (Bleistift, unterstrichen)

Provenienz

Wahrscheinlich Julian Benjamin Williams (1831-1856 Vizekonsul, dann bis 1866 Konsul in Sevilla); Frederick William Cosens (1819-1889), Sevilla; auf dessen Nachlaßauktion bei Sotheby's London am 11.11.1889 erworben vom Londoner Kunsthändler Bernard Quaritch (1819-1899); 1891 von diesem von der Kunsthalle mit einem Konvolut mehrerer Blätter erworben.

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.69-70, Nr.4