Anthonie Waterloo Jan Josephsz. van Goyen, ehemals zugeschrieben
Kirchdorf an einem Kanal, 1637 - 1645
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Anthonie Waterloo Jan Josephsz. van Goyen, ehemals zugeschrieben

Kirchdorf an einem Kanal, 1637 - 1645

Anthonie Waterloo Jan Josephsz. van Goyen, ehemals zugeschrieben

Kirchdorf an einem Kanal, 1637 - 1645

Inv.-Nrn. 21992-21994 dienten als Vorlagen für je eine gegenseitig ausgerichtete Radierung Waterloos (H. 22, H. 14, H. 12). Diese zählen zu den frühesten druckgraphischen Erzeugnissen des Künstlers.(Anm.1) Harzen, der die Zeichnungen trotz des ihm bekannten Radierungsbezuges als „Jan van Goyen“ inventarisierte, hielt die Initialen „AW“ (Inv.-Nr. 21993) für eine irreführende spätere Ergänzung. Gleicher Auffassung war offensichtlich ein unbekannter Vorbesitzer von Inv.-Nr. 21994, der das Monogramm ganz zu entfernen versuchte.
In ihrer stilistischen Nähe zu Jan van Goyen sind die drei Zeichnungen aufschlussreich für das Frühwerk Anthonie Waterloos: Offenbar nutzte der junge Künstler Gemälde und Zeichnungen Van Goyens als Ausgangspunkt für seine Kompositionen. So geht Inv.-Nr. 21994 direkt zurück auf ein 1637 datiertes Gemälde Van Goyens, und die Landschaft auf Inv.-Nr. 21992 lässt sich mit drei Bildern aus den Jahren 1641 bzw. 1642 verbinden.(Anm.2) Inv.-Nr. 21994 wiederum erinnert an eine 1642 datierte Zeichnung Van Goyens in Berlin.(Anm.3) Durch diese datierten Vorlagen ist ein Terminus post quem gegeben: Die Hamburger Waterloo-Zeichnungen können frühestens 1637 entstanden sein.(Anm.4)

Annemarie Stefes

1 Auch zu anderen Radierungen dieser Werkgruppe haben sich Vorzeichnungen erhalten, die ebenfalls Waterloo selbst zugeschrieben werden können: London, British Museum, Department of Prints and Drawings, Inv.-Nr. 1836,0811.573, Hans-Ulrich Beck: Künstler um Jan van Goyen. Maler und Zeichner, Doornspijk 1991, Nr. 1233 (zu H. 8); ebd. Inv.-Nr. 1836.8.11.574, Hans-Ulrich Beck: Künstler um Jan van Goyen. Maler und Zeichner, Doornspijk 1991, Nr. 1239 (zu H. 15); ebd., Inv.-Nr. 1836.8.11.575, Beck 1991, Nr. 1240 (zu H. 18); Aukt.-Kat. Amsterdam, Christie’s, 13. 9. 1995, Nr. 134 (zu H. 9); Aukt.-Kat. Leipzig, Boerner, 25. 4. 1921, Nr. 192, Hans-Ulrich Beck: Künstler um Jan van Goyen. Maler und Zeichner, Doornspijk 1991, Nr. 1235 (zu H. 25); deutscher Privatbesitz, Hans-Ulrich Beck: Künstler um Jan van Goyen. Maler und Zeichner, Doornspijk 1991, Nr. 1241 (zu H. 26). – Eine maßgleiche, allerdings mit Graphit gezeichnete und nur einfarbig grau lavierte Zeichnung in Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Inv.-Nr. RP-T-1888-A-1496, entspricht im Gegensinn der Radierung H. 10 und dokumentiert vermutlich einen verlorenen Entwurf Waterloos, dessen eigene Hand aufgrund stilistischer Schwächen auszuschließen ist, vgl. Marijn Schapelhouman, Peter Schatborn: Dutch Drawings of the Seventeenth Century in the Rijksmuseum Amsterdam. Artists born between 1580 and 1600, London 1998, Nr. 196.
2 Los Angeles, University of Southern California, Fisher Gallery, Beck 1973, Nr. 728; Devon, The Christie Estate Trust, Beck 1973, Nr. 480; Los Angeles, Norton Simon Museum, Inv.-Nr. F.1969.49.P, ebd. Nr. 481; Standort unbekannt, ebd. Nr. 484.
3 Ein ähnlich enger Bezug besteht zwischen Waterloos Radierung H. 11 und je einer Zeichnung und einem Gemälde Van Goyens: London, Victoria & Albert Museum, Inv.-Nr. Dyce 410, Hans-Ulrich Beck: Jan van Goyen 1596-1656. Ein Œuvreverzeichnis. Bd. 1, Katalog der Handzeichnungen, Amsterdam 1972, Nr. 815 a; Aukt.-Kat. London, Christie’s, 29. 6. 1962, Nr. 97, Beck 1973, Nr. 1192; siehe auch Schuckman in Hollstein’s Dutch & Flemish Etchings, Bd. 50, S. 57.
4 Hans-Ulrich Beck: Künstler um Jan van Goyen. Maler und Zeichner, Doornspijk 1991, S. 436 datierte die von Van Goyen beeinflussten Werke Waterloos um 1645/50; einen deutlich früheren Ansatz (1630 bis um 1635) vertrat Christiaan P. van Eeghen, Brief vom 5. 6. 2008. Für Van Eeghens Vorschlag sprechen die stilistischen Unterschiede zu den möglicherweise um 1650 anzusetzenden Zeichnungen der Gruppe um Inv.-Nr. 22702.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten links monogrammiert: "A: W:" (Feder in Braun)

Auf dem Verso in der Mitte Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328)

Wasserzeichen / Kettenlinien

-
23-24 mm (v)

Provenienz

Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244) (NH Ad:01:02, fol. 84: "[Jan van Goien] {Ein} Breiter Canal auf dem sich eine Trekschuyte bewegt, {rechts} zur Rechten eine Kirche unter Bäumen und Nebengebäude von Mauern umgeben. Wie oben, von sauberer Ausführung, ebenfalls von Waterloo radiert s. Bartsch 22 Irrthümlich mit A W bezeichnet. **Anmerkung Das B.M. [British Museum] besitzt noch 3 Blätter, welche von W. als Jugendarbeit von seiner Hand Flge in q12° radiert sind; indessen zeigt die sche... Behandlung daß der Künstler sich damals schon einen selbständigen Styl gebildet hatte."; NH Ad: 02: 01, S. 275 als "Waterloo" ... für die Radierung B. 22"); Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog II van Musscher - Zegelaar, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.599-600, Nr.1148

Christiaan Schuckman: Antoni Waterloo, hrsg. von Dieuwke de Hoop Scheffer, Hollstein's Dutch and Flemish Etchings, Engravings and Woodcuts, Bd. 50, Rotterdam 1997, S.78, bei Nr. 22

Hans-Ulrich Beck: Künstler um Jan van Goyen. Maler und Zeichner, Doornspijk 1991, Nr.1237