Anonym, Rom oder Neapel (?), 1. Hälfte 18. Jahrhundert
Der Hl. Bonifatius tauft ein Kind,
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Anonym, Rom oder Neapel (?), 1. Hälfte 18. Jahrhundert

Der Hl. Bonifatius tauft ein Kind,

Anonym, Rom oder Neapel (?), 1. Hälfte 18. Jahrhundert

Der Hl. Bonifatius tauft ein Kind

Die Darstellung der Missionstätigkeit des Hl. Bonifatius ist in der italienischen Malerei selten nachweisbar, da das Wirkungsfeld des Heiligen vornehmlich in Nordeuropa lag. Das vorliegende Blatt zeigt den Missionar bei der Taufe von Heiden. Für den Erfolg seiner Tätigkeit sprechen der Zulauf zahlreicher Menschen und der rechts erkennbare Sturz der heidnischen Götterstatue.
Wie Eckhard Schaar hervorhob, können Idealisierung und Stilisierung der Gestalten mit dem römischen Kreis um Giovanni Battista Gaulli (1639–1709) in Verbindung gebracht werden. So erinnert die Apollo-Figur rechts an eine Figur auf dem Hochaltarblatt mit den Martyrien der Apostel Petri und Jakobus d. J., das Domenico Maria Muratori (1661–1744) für die römische Kirche SS. Apostoli schuf.(Anm. 1) Gaullis Einfluss zeigt sich auch in der Betonung des Umrisses und der grauen Lavierung. Chris Fischer schlug dagegen eine mögliche Entstehung in Neapel im 18. Jahrhundert vor.(Anm. 2) Dort finden sich vergleichbare hochformatige Kompositionen mit Wundertaten von Heiligen. Vorerst muss die genaue Bestimmung des Blattes mangels überzeugender Vergleichsstücke vage bleiben.

David Klemm

1 Schaar 1971, S. 189.
2 Anlässlich des Symposiums „Italienische Altmeisterzeichnungen 1450 bis 1800“ am 27. und 28.10.2005 im Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unterhalb des Bildmotivs in der Mitte bezeichnet: "San Bonifacio Vescovo Apostolo di Germania." (Feder in Schwarz); unten rechts: nicht identifizierbarer Stempel; unten in der Mitte: "Inv Oppee" (Bleistift); unten rechts in der Mitte bezeichnet: "esq Coll. Oppee" (Kugelschreiber); am rechten unteren Rand bezeichnet: "G" (Bleistift); links davon nummeriert: "2106" (Bleistift); rechts unterhalb der Mitte Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1233)

Provenienz

Adolph Paul Oppé (1878-?), (Lugt 2949a) [ohne Sammlerzeichen, laut Aufschrift auf dem Verso]; Ernst Hauswedell, Hamburg (Auktion 172, 4.6.1970??)

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.445, Nr.719

Jahrbuch der Hamburger Kunstsammlungen, hrsg. von Hamburger Kunsthalle und dem Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Bd. 16, Dr. Ernst Hauswedell & Co Verlag Hamburg 1971, S.189, Abb.

Eckhard Schaar: Erwerbungen für die graphische Sammlung (1970), in: Jahrbuch der Hamburger Kunstsammlungen 16, 1971, S. 187-198, S.189, Abb.