Anonym (italienisch, 17. Jh. ?), Zeichner/in Pietro Aquila, ehemals zugeschrieben
Jupiter und Antiope,
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Anonym (italienisch, 17. Jh. ?), Zeichner/in Pietro Aquila, ehemals zugeschrieben

Jupiter und Antiope,

Anonym (italienisch, 17. Jh. ?), Zeichner/in Pietro Aquila, ehemals zugeschrieben

Jupiter und Antiope

Die von Ovid geschilderte Geschichte von Jupiter und Antiope (Metamorphosen 6, 110f.) genoss seit der Renaissance große Popularität als künstlerisches Thema. Das Hauptinteresse galt dabei der Szene, in der sich Jupiter in Gestalt eines bocksfüßigen Satyrs der noch schlafenden Königstochter nähert. Auf dem Hamburger Blatt ist der reizvolle Gegensatz zwischen der schlafenden Frau und dem wild entschlossenen Naturwesen eindrucksvoll betont. Kaum wahrnehmbar ist Jupiters Begleittier, der Adler, zwischen den beiden Protagonisten erkennbar.
Das Blatt weist eine alte Zuschreibung an den aus Sizilien stammenden Maler und Radierer Pietro Aquila auf. Dieser trat vor allem als Reproduktionsstecher bedeutender Werke u. a. von Raffael, den Carracci, Lanfranco, Cortona oder Maratta hervor. Als Zeichner ist er bislang kaum greifbar. Selbst die großen Kabinette in Wien, Florenz, London oder Paris verfügen nur über kleine Bestände. Eine Bestätigung der traditionellen Zuweisung an Aquila erscheint angesichts der bislang bekannten Vergleichsblätter problematisch. So weisen die beiden ihm zugewiesenen Zeichnungen im Louvre eine lebendige Verwendung der Feder auf.(Anm.1) Dagegen ist das Hamburger Blatt mit breiten, sicheren Tuschzügen angelegt. Der Zeichner schafft durch eine feine Abstufung der vorherrschenden Farben Braun und Ocker sowie durch subtil gesetzte Weißhöhungen eine lebendige, im Ganzen malerische Gesamtwirkung. Wenig konkrete Bezüge zu Aquilas Werk weisen auch die eleganten Studien auf dem Verso auf. Die in lockerer Kreidetechnik gezeichneten Figuren sind zu abstrakt dargestellt, als dass eine genauere Bestimmung der dargestellten Szene möglich ist. Vielleicht handelt es sich auch nur um lose Figurenstudien.

David Klemm

1 „Taufe Christi“, Paris, Musée du Louvre, Département des Arts Graphiques, Inv.-Nr. 9570; „Flucht nach Ägypten“, ebd., Inv.-Nr. 9569.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Auf dem Verso in der Mitte bezeichnet: "a + be[?]" (Bleistift, unterstrichen); am rechten mittleren Rand bezeichnet: "a + be [?]" (Bleistift, unterstrichen); unten links Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328); unten rechts bezeichnet: "P. Aquila" (Bleistift)

Wasserzeichen / Kettenlinien

WZ: Schriftzug „D & C BLAUW“; vgl. Name bei Heawood 3267 und 3268.

Verso

Titel verso: Studien zu einer figürlichen Komposition

Technik verso: Kreide in Schwarz

Provenienz

Erworben vom Kunstmakler Christian Meyer (1811-1886), Hamburg (nicht bei Lugt), von diesem verkauft am 15.03.1866 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg (Hamburger Kunsthalle, Archiv, Eingangsbuch „Inventarium der hamburgischen städtischen öffentlichen Gemälde Gallerie“, S. 78, Nr. 35 als „Pietro Aquila“), übergegangen 1869 in den Besitz der Kunsthalle.

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.73-74, Nr.15

[Wolf Stubbe]: Italienische Zeichnungen 1500-1800. Ausstellung aus den Beständen des Kupferstichkabinetts, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1957, S.28, Nr.147