Anonym (italienisch?, 17. Jh.), Zeichner/in Anonym (französisch?), Zeichner/in Pietro Berrettini, gen. Pietro da Cortona, Zeichner, ehemals zugeschrieben
Triumphzug eines römischen Feldherrn (Aufriss einer Wanddekoration),
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Anonym (italienisch?, 17. Jh.), Zeichner/in Anonym (französisch?), Zeichner/in Pietro Berrettini, gen. Pietro da Cortona, Zeichner, ehemals zugeschrieben

Triumphzug eines römischen Feldherrn (Aufriss einer Wanddekoration),

Anonym (italienisch?, 17. Jh.), Zeichner/in Anonym (französisch?), Zeichner/in Pietro Berrettini, gen. Pietro da Cortona, Zeichner, ehemals zugeschrieben

Triumphzug eines römischen Feldherrn (Aufriss einer Wanddekoration)

Die Komposition scheint in ihrer allgemeinen Anlage von dem von Raffael entworfenen Fresko „Der Triumph Davids“ in den Vatikanischen Loggien angeregt worden zu sein (XI. Joch). Dies zeigt sich in einzelnen Figuren, wie dem vorne rechts gebückt gehenden Gefangenen. Allerdings weisen die pompösere Inszenierung mit einem drapierten Vorhang, die Repoussoirfiguren im Vordergrund und eine insgesamt bewegtere Anlage auf eine Entstehungszeit im 17. Jahrhundert hin.
Das Blatt wurde, sicher auch wegen der alten Beschriftung, Pietro da Cortona zugewiesen, was sich – trotz der Qualität der Figurendarstellungen – aufgrund des Zeichenstils nicht halten lässt. Wahrscheinlicher ist, dass es sich hier um die Arbeit eines von italienischen Werken inspirierten französischen Künstlers handelt. Hierauf wiesen sowohl Ursula Fischer Pace (Anm.1) als auch Wolfgang Brassat (Anm.2) hin. Als Hauptargument dient für beide die Farbgebung, die für das 17. Jahrhundert in Italien sehr ungewöhnlich wäre.
Eine konkretere Zuordnung ist bislang nicht gelungen. Eine anonyme Karteikartennotiz, die Charles Le Brun als Zeichner vorschlug, vermag nicht zu überzeugen.
Schwer zu bestimmen ist, ob es sich um einen historischen Triumphzug handelt. Die Kleidung des Feldherrn, die Siegeszeichen sowie die Architekturelemente deuten auf einen römischen Kontext. So kommen vor allem Caesar oder Scipio in Frage, für deren bildnerische Huldigung sich prominente Beispiele im 15. und 16. Jahrhundert anführen lassen.(Anm.3) Die Einbindung der Darstellung in einen architektonischen Rahmen inklusive des rechteckigen Waffenreliefs findet sich in vergleichbarer Form im Sala di Troia im Palazzo Ducale von Mantua.(Anm.4) Vor diesem Hintergrund könnte die Hamburger Zeichnung eine Wandgestaltung in einem weltlichen Palast widerspiegeln, dessen Besitzer womöglich selbst militärische Ehren erworben hatte oder sich berühmte Vorgänger vor Augen führen wollte.

David Klemm

1 Mündliche Mitteilung auf der Grundlage einer Digitalphotographie, März 2007.
2 Mitteilung per E-Mail auf der Grundlage einer Digitalphotographie, 24.8.2007.
3 Ein von Pellegrino Tibaldi gemalter „Triumphzug“ mit einem Herrscher auf einem Wagen, vorweg gehenden Gefangenen sowie einer Stadt im Hintergrund im Palazzo Ciccolini, Macerata, wurde als Triumph des Scipio gedeutet. Vgl. Adolfo Venturi: Storia dell’arte italiana, 11 Bde. (von Band VI an, in Teilbände gegliedert), Mailand 1901-1939, 6, S. 550–551.
4 Vgl. die Zeichnung von Jacopo Strada, 1567. Düsseldorf, Kunstmuseum. Abb. bei Egon Verheyen: Jacopo Strada’s Mantuan Drawings of 1567-1568, in: The Art Bulletin 49, 1967, Nr. 1, S. 62-70, Abb. 10, nach S. 68.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten links bezeichnet: "Pietro da Cortona" (Feder in Grau); auf dem Verso am oberen Rand bezeichnet: "Pietro da Cortona" (Rötel); unten rechts bezeichnet: "da Cortona" (Bleistift); in der Mitte Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328); Reste von rotem Siegelwachs

Provenienz

Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244); NH Ad : 02 : 01, S. 213 (als Pietro da Cortona); NH Ad: 01: 03, fol. 90 (als Pietro da Cortona): "Ein Römischer Triumphzug. Wanddecoration, oben durch eine Drapperie verziert, unten ein Lambris mit Tropaeen. Sorgfältig und meisterlich mit der Feder gezeichnet und mit Wasserfaben ausgeführt. 7.5. 8.8"; Legat Harzen 1863 an die "Städtische Gallerie" Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.443, Nr.714