Anonym, 2. Drittel 16. Jahrhundert (?) (italienisch)
Die Hl. Familie mit dem Johannesknaben,
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Anonym, 2. Drittel 16. Jahrhundert (?) (italienisch)

Die Hl. Familie mit dem Johannesknaben,

Anonym, 2. Drittel 16. Jahrhundert (?) (italienisch)

Die Hl. Familie mit dem Johannesknaben

Die Darstellung der „Heiligen Familie“ wurde zusammen mit der stilistisch sehr ähnlichen Zeichnung Inv.-Nr. 38447 traditionell der Raffael-Schule zugeschrieben. Trotz des fragmentarischen Zustands ist der Einfluss klassischer Renaissance-Kompositionen unverkennbar. So lassen die diagonale Anordnung der Hauptpersonen, das spielerische Miteinander der beiden Knaben und das im Kontrast dazu verhaltene Wesen der Maria Erinnerungen an Bildlösungen von Raffael oder Giulio Romano aufkommen. Deren Einfluss hat dann zu einer weiten Verbreitung geführt, wie z. B. Innocenzo da Imolas Gemälde „Heilige Familie mit dem Hl. Franz von Assisi“ in der Galleria Estense in Modena verdeutlicht.(Anm.1)
Die Entstehung der lebendigen Zeichnung dürfte aufgrund der hier skizzierten Einflüsse wohl im 16. Jahrhundert anzusetzen sein. Eine nähere Bestimmung ist jedoch schwierig. Eine motivisch ähnliche Zeichnung in Turin mit der „Heiligen Familie und einem Hirten“, deren Zuschreibung an Pellegrino Tibaldi diskutiert wurde, erinnert in der Art der konturbetonten, auf Lavierung verzichtenden Federtechnik an das Hamburger Blatt.(Anm.2) Aufgrund der freieren Zeichenweise, die auch einige Pentimenti in Kauf nimmt, ist aber davon auszugehen, dass sie von anderer Hand stammt.

David Klemm

1 Vgl. Pittura Bolognese del ‘500, hrsg. v. Vera Fortunati Pietrantonio, 2 Bde., Bologna 1986, I, S. 81.
2 Turin, Biblioteca Reale, Inv.-Nr. 15910 D.C.; vgl. From Leonardo to Rembrandt. Drawings from the Royal Library of Turin, hrsg. v. Gianni Carlo Sciolla, Ausst.-Kat. Galleria Reale, Turin 1990, S. 116–117, Nr. 45.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Auf dem Verso nummeriert: "161" (Bleistift); ((Stempel der Kunsthalle fehlt noch))

Provenienz

Wahrscheinlich Julian Benjamin Williams (1831-1856 Vizekonsul, dann bis 1866 Konsul in Sevilla); Frederick William Cosens (1819-1889), Sevilla; auf dessen Nachlaßauktion bei Sotheby's London am 11.11.1889 erworben vom Londoner Kunsthändler Bernard Quaritch (1819-1899); 1891 von diesem von der Kunsthalle mit einem Konvolut mehrerer Blätter erworben.

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.400, Nr.607

Catalogue of works on the Fine Arts comprising books on Painting, Sculpture, Architecture, and Engraving on wood and copper offered by Bernard Quaritch, London 1891, S.104, Nr.1115