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Andries Both, Umkreis Anonym (niederlÀndisch) Adriaen Pietersz. van de Venne, ehemals zugeschrieben
Bauernmahlzeit,
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Andries Both, Umkreis Anonym (niederlÀndisch) Adriaen Pietersz. van de Venne, ehemals zugeschrieben

Bauernmahlzeit,

Andries Both, Umkreis Anonym (niederlÀndisch) Adriaen Pietersz. van de Venne, ehemals zugeschrieben

Bauernmahlzeit

Die alte Zuschreibung an Adriaen van de Venne (1589–1662) wurde erstmals von George S. Keyes und kĂŒrzlich auch von Edwin Buijsen in Frage gestellt.(Anm.1) Keyes zog die Autorschaft des Andries Both in Betracht, und auch Peter Schatborn sah gewisse AnklĂ€nge an Zeichnungen wie dessen „Armenspeisung“ in Rotterdam.(Anm.2) Vergleicht man unser Blatt mit der Berliner „Wirtshausszene“ und stilistisch anzuschließenden Werken, erscheint eine Entstehung in Umkreis oder Nachfolge Boths einleuchtend: In den schnabelförmigen Hakennasen und den einzeln in geschweifter Form vom Kopf abstehenden HaarstrĂ€hnen finden sich charakteristische Eigenheiten der Both-Zeichnungen reflektiert.(Anm.3)
Boths eigene Hand ist gleichwohl mit Sicherheit auszuschließen. Die Figuren sind hier gedrungener proportioniert und, bei geschlossenen Körperumrissen, sorgfĂ€ltiger abschattiert durch einander kreuzende Schraffurlagen. SchwĂ€chen manifestieren sich in der Wiedergabe der stellenweise verzerrt anmutenden Physiognomien – dies betrifft in besonderer Weise die nur partiell angedeuteten GesichtszĂŒge des mittleren sitzenden Zechers. Gleichwohl sind die BezĂŒge zu Andries Both stĂ€rker als zu den anderen KĂŒnstlern, mit denen das Blatt in Verbindung gebracht worden ist.(Anm.4)

Annemarie Stefes

1 Keyes in einer Kartonnotiz von 1973; Buijsen, der einen ƒuvrekatalog zu diesem KĂŒnstler vorbereitet, mĂŒndlich, 2. 10. 2008, auf Grundlage einer Digitalphotographie.
2 Symposium „NiederlĂ€ndische Altmeisterzeichnungen 1500 bis 1800“ am 21. und 22. 2. 2008 im Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle; Rotterdam, Museum Boijmans Van Beuningen, Inv.-Nr. H 229, Jansen/Luijten 1988, Nr. 41.
3 Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. KdZ 2265, Elfried Bock, Jakob Rosenberg: Die niederlĂ€ndischen Meister. Beschreibendes Verzeichnis sĂ€mtlicher Zeichnungen, Staatliche Museen zu Berlin. Die Zeichnungen alter Meister im Kupferstichkabinett, 2 Bde., Berlin 1930, Bd. 1, S. 90; vgl. auch die „Predigt Johannes des TĂ€ufers“ und „Christus am Kreuz“ in gleicher Sammlung, Inv.-Nr. KdZ 5442 und Inv.-Nr. KdZ 4344, Elfried Bock, Jakob Rosenberg: Die niederlĂ€ndischen Meister. Beschreibendes Verzeichnis sĂ€mtlicher Zeichnungen, Staatliche Museen zu Berlin. Die Zeichnungen alter Meister im Kupferstichkabinett, 2 Bde., Berlin 1930, Bd. 1, S. 90. FĂŒr Komposition und Tracht vgl. Boths eigenhĂ€ndige Radierungen H. 9 und H. 10.
4 Egbert Haverkamp Begemann, der auf dem Symposium in Hamburg (siehe Anm. 2), gegen einen Zusammenhang mit Andries Both votierte, sah gewisse Verwandtschaften mit Zeichnungen Egbert van Heemskerks. – Fred G. Meijer, mĂŒndlich, 2. 10. 2008, auf Grundlage einer Digitalphotographie, sah sich an Werke des Benjamin Gerritsz. Cuyp erinnert, vgl. Aukt.-Kat. Wien, Dorotheum, 12. 3. 1998, Nr. 102; Cuyp ist als Zeichner jedoch nahezu unbekannt, vgl. Aelbert Cuyp en zijn familie, Schilders te Dordrecht. Schilderijen en tekeningen, Ausst.-Kat. Dordrechts Museum, Dordrecht 1977/78, S. 43. Zu der Cuyp zugeschriebenen Zeichnung in Berlin fehlt der stilistische Bezug, Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. KdZ 5453, Elfried Bock, Jakob Rosenberg: Die niederlĂ€ndischen Meister. Beschreibendes Verzeichnis sĂ€mtlicher Zeichnungen, Staatliche Museen zu Berlin. Die Zeichnungen alter Meister im Kupferstichkabinett, 2 Bde., Berlin 1930, S. 114. – In den derben Gesichtern und der krĂ€ftigen Schraffur finden sich darĂŒber hinaus AnklĂ€nge an Zeichnungen des flĂ€mischen Genremalers Jan van der Venne (1616–vor 1651), auch „Pseudo Van der Venne“ genannt, vgl. Zeichnung in Leiden, Prentenkabinet der Universiteit, Inv.-Nr. PK-AW-766. – Wenn man die auffĂ€llig markante Struktur innerhalb des als Sitzgelegenheit dienenden Korbes als KĂŒnstlermonogramm „HV“ interpretieren wĂŒrde, wĂ€re ein möglicher Hinweis auf einen der Söhne Adriaen van de Vennes gegeben: Huijbregt van de Venne (1634/35-nach 1682), in erster Linie als Grisaillemaler bekannt.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten rechts: Sammlermarke, undeutlich; vielleicht Stempel der Sammlung Cosway (L. 474) im Gegensinn; auf dem Verso unten links und rechts Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328)

Wasserzeichen / Kettenlinien

-
24 mm (h)

Provenienz

Pierre Crozat (1661-1740)?, Paris (L. 474?); alter Bestand, 1917 bei Revision gefunden

Bibliographie

Stefes, Annemarie: NiederlĂ€ndische Zeichnungen 1450-1850. Katalog I Van Aken-Murant, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.133-134, Nr.142