Andrea Schiavone (Meldolla)
Die Auferweckung des Lazarus,
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Andrea Schiavone (Meldolla)

Die Auferweckung des Lazarus,

Andrea Schiavone (Meldolla)

Die Auferweckung des Lazarus

Das Blatt gelangte 1891 als Parmigianino ins Kabinett. 1957 zweifelte Stubbe an der alten Attribution und vermutete Girolamo Mazzola Bedoli als Zeichner. Es war offensichtlich Philip Pouncey, der dann die Zeichnung als erster Andrea Schiavone zuwies.(Anm.1) Richardson hat das Blatt schließlich in seiner Monographie über Schiavone als eigenhändige Arbeit des Künstlers eingeordnet.(Anm.2) Interessanterweise waren zahlreiche der von Richardson in seiner Monographie Schiavone zugewiesene Blätter zuvor als Parmigianino eingeschätzt gewesen. Dies verwundert kaum, ist doch Schiavone unzweifelhaft von diesem Künstler beeinflusst worden.(Anm.3)
Das vorliegende Blatt lässt sich gut mit gesicherten Werken Schiavones vergleichen. So weist beispielsweise die „Grablegung Christi“ in London in formaler wie technischer Hinsicht – bis hin zum bräunlichen Papier – deutliche Übereinstimmungen mit dem Hamburger Blatt auf.(Anm.4) Typisch für Schiavone sind die gelängten, dabei weichen Körperformen sowie die akzentuierenden Weißhöhungen.
Entgegen der bisherigen Deutung als „Heilung eines Gelähmten“(Anm.5) handelt es sich bei der von Schiavone dargestellten Szene wohl um die „Auferstehung des Lazarus“. Hierfür spricht vor allem die deutlich erkennbare, vom eigentlichen Grab leicht fort geschobene Grabplatte sowie ein in die Höhle herabgestiegener Mann, der Lazarus behilflich ist.
Mit der Verlagerung der Szene ins Freie steht die Zeichnung in der Tradition Polidoro da Caravaggios, der als einer der ersten Künstler eine derartige Lösung gewählt hatte (vgl. Inv.-Nr. 21446).
Ein Gemälde oder eine Graphik mit Bezug zu diesem Entwurf ist nicht nachweisbar.

David Klemm

1 Notiz aus der Corpus Gernsheim-Kartei im Archiv des Kupferstichkabinetts.
2 Francis L. Richardson: Andrea Schiavone, Oxford 1980
3 So weist die Figur des toten Christus auf der Londoner Zeichnung (s. Anm. 4) deutliche Anklänge an Parmigianinos Radierung mit der „Grablegung Christi“ auf.
4 London, Victoria & Albert Museum, Inv.-Nr. D. 1050-1900; Peter Ward-Jackson: Victoria and Albert Museum Catalogues: Italian Drawings, Bd. 1: 15th-16th-century; Bd. 2: 17th -18th century, London 1979 , I, S. 148–149, Nr. 315.
5 Vgl. Francis L. Richardson: Andrea Schiavone, Oxford 1980; Schaar in Italienische Zeichnungen der Renaissance aus dem Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, bearb. v. Eckhard Schaar unter Mitarbeit v. David Klemm, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle, Ostfildern-Ruit 1997, S. 108.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten in der Mitte bezeichnet: "Parmesano in la Galleria Albano (Feder in Braun); unten rechts: nicht identifzierbarer Stempel; auf dem Verso oben bezeichnet: "Fer a: n: 4 [?] (Feder in Braun); unterhalb davon nummeriert und bezeichnet: "n 57 / Parmegiano" (Feder in Braun); unten links nummeriert: "158" (Bleistift); ((Stempel der Kunsthalle fehlt noch))

Provenienz

Wahrscheinlich Kardinal Alessandro Albani (1692-1779), (siehe L. 1200); wahrscheinlich Julian Benjamin Williams (1831-1856 Vizekonsul, dann bis 1866 Konsul in Sevilla); Frederick William Cosens (1819-1889), Sevilla; auf dessen Nachlaßauktion bei Sotheby's London am 11.11.1889 erworben vom Londoner Kunsthändler Bernard Quaritch (1819-1899); 1891 von diesem von der Kunsthalle mit einem Konvolut mehrerer Blätter erworben.

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.334, Nr.500

Eckhard Schaar, David Klemm: Italienische Zeichnungen der Renaissance aus dem Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1997, S.108, Nr.57, Abb.63

Francis L. Richardson: Andrea Schiavone, Oxford 1980, S.124-125, Nr.173, Abb.Taf. 62

Francis L. Richardson: Some Pen Drawings by Andrea Schiavone, in: Master Drawings 14, New York 1976, Nr. 1, , S.34, Abb.34

[Wolf Stubbe]: Italienische Zeichnungen 1500-1800. Ausstellung aus den Beständen des Kupferstichkabinetts, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1957, S.18, Nr.71

V. T. [nicht aufgelöst]: Amburgo: Mostra di disegni italiani dal XV al XVIII secolo, in: Emporium. Rivista mensile illustrata d'arte e di cultura 76, 1957, Nr. 126, S. 228-229, S.229

Catalogue of works on the Fine Arts comprising books on Painting, Sculpture, Architecture, and Engraving on wood and copper offered by Bernard Quaritch, London 1891, S.104, Nr.1115