Albrecht Dürer
Bauer mit Peitsche, 1519
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Albrecht Dürer

Bauer mit Peitsche, 1519

Albrecht Dürer

Bauer mit Peitsche, 1519

Die bis dahin unbekannte Zeichnung wurde 1970 von Stubbe in einem Klebeband der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg entdeckt und Albrecht Dürer zugeschrieben.(Anm. 1) Neben der eigenhändigen Inschrift am oberen Rand des Blattes führt er als Beweis für die Zuschreibung die Ähnlichkeit, besonders im Haarwuchs und Ohrenansatz, zu Dürers Federzeichnung „Kopf eines Mannes im Profil“ von 1505 (Anm. 2) und zu den Kupferstichen der tanzenden Bauern von 1505 (Bartsch 90) und den „Marktbauern“ von 1519 (Bartsch 89) an. Bei den Stichen finden sich die gleichen spitzwinkligen Risse in der Kleidung sowie die weich fallenden Schaftstiefel mit den „adernartigen“ Falten wie auf unserem Blatt. Vor allem der Marktbauer (Bartsch 89), der die Rechte fordernd erhebt und in der linken Hand die Mütze hält, ist in Haltung und Gestik vergleichbar. Stubbes Datierung stützt sich einerseits auf diese Übereinstimmungen sowie auf stilistische Parallelen mit der „Beweinung Christi“ von 1519 (Anm. 3), die eine ähnlich „gekämmte“ Strichführung aufweist. Seine Deutung des Blattes als Darstellung eines Bauern, der einen Brief oder eine Urkunde empfängt, konnte Pfeiffer präzisieren als „Bauer, der den Grundherrn des von ihm gekauften Hofes um die Urkunde bitten will, durch die er in diesen Hof nach bäuerlichem Erbzinsrecht eingewiesen wird“. Strauss sieht dagegen in der Zeichnung einen Bauern, der um den Holzschnitt eines Briefmalers bittet. Dies überzeugt jedoch ebenso wenig wie die dort vorgeschlagene Datierung des Blattes von 1504 auf Grund der angeblichen Übereinstimmung mit Dürers „Mann mit Huhn und Glas“ aus dem selben Jahr.(Anm. 4)

Petra Roettig

1 Stubbe 1970, S. 248–251.
2 London, British Museum, Inv.-Nr. 5218/31, vgl. Strauss 1974, Bd. 2, S. 882, Nr. 1505/23, Abb.; John Rowlands: Drawings by German artists and artists from german-speaking regions of Europe in the Department of Prints and Drawings in the British Museum: The Fifteenth Century, and the Sixteenth Century by artists before 1530, London 1993, S. 79, Pl. 166.
3 Wien, Albertina, Inv.-Nr. 3159 D 106, vgl. Strauss 1974, Bd. 3, S. 1778, Nr. 1519/12, Abb.
4 Berlin, Staatliche Museen, Kupferstichkabinett, KdZ 1280, vgl. Strauss 1974, Bd. 2, S. 836, Nr. 1504/54.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Oben bezeichnet: "Dz ist der pawer der die priff gert" (Feder in Schwarz)

Auf dem Verso Stempel Bibliotheca Hamburg.[ensis] Publ.[ica] (nicht bei Lugt)

Wasserzeichen / Kettenlinien

Zwei Türme mit Zinnen und Fenstern, dazwischen ein einkonturiger Torbogen, ähnlich Briquet 15936 (hier jedoch mit "M", Prag 1588) und Piccard Bd. III, Abt. VIII, Nr. 27 (Wangen i. A., 1583)

Provenienz

Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, seit 1968 (?) als Dauerleihgabe in der Hamburger Kunsthalle

Bibliographie

Peter Prange: Deutsche Zeichnungen 1450-1800. Katalog, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 1, Köln u.a. 2007, S.150-151, Nr.294

Albrecht Dürer - ein Künstler in seiner Stadt, hrsg. von Matthias Mende, Ausst.-Kat. Stadtmuseum Fembohaus, Nürnberg 2000, S.390-391, Nr.102, Abb.

Gerhard Pfeiffer: Zur Deutung einer Dürerzeichnung, in: Idea. Jahrbuch der Hamburger Kunsthalle 3, 1984, S. 43-47, Abb.45

Walter L. Strauss: The Complete Drawings of Albrecht Dürer, Bd. Suppl. 1, New York 1974, S.4, Nr.1504/56, Abb.5

Wolf Stubbe: Unbekannte Zeichnungen altdeutscher Meister, in: Museum und Kunst. Beiträge für Alfred Hentzen, hrsg. von Wolf Stubbe, Hans Werner Grohn, Hamburg 1970, S. 237-259, S.248-251, Abb.110