Abraham Willarts
Strandlandschaft, um 1624
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Abraham Willarts

Strandlandschaft, um 1624

Abraham Willarts

Strandlandschaft, um 1624

Abraham Willaerts können nur sehr wenige Zeichnungen sicher zugeschrieben werden. Mit einem signierten oder zumindest von alter Hand bezeichneten Blatt in Cambridge ist der breitflächige Farbauftrag des heutigen Recto vergleichbar, so dass an der alten Zuschreibung unter Vorbehalt festgehalten werden kann.(Anm.1)
Offensichtlich wurde zunächst die heutige Verso-Darstellung gezeichnet und das Papier später für die aquarellierte „Strandlandschaft“ um einen angestückten Streifen erweitert. Ähnlich wie die Ruine von Brederode stand die 1573 von den Spaniern verwüstete Velsener St. Engelmundus-Kirche im Brennpunkt patriotischer Gefühle und war ein entsprechend beliebtes Bildmotiv.(Anm.2) Ihr Wiederaufbau war ab ca. 1596 eingeleitet worden; hier ist das Hauptschiff im bereits wiederhergestellten Zustand abgebildet. Wohl aufgrund der räumlichen Nähe zu Velsen identifizierte Harzen die recto dargestellte Strandlandschaft mit Wijk aan Zee. Eine genaue Bestimmung ist mangels markanter Landmarken allerdings kaum möglich.(Anm.3) Auch ein unmittelbarer zeitlicher Kontext zwischen den Darstellungen auf Vorder- und Rückseite des Blattes ist nicht zwingend vorausgesetzt.
Ausgehend von der Tracht der Figuren kann für die „Strandlandschaft“ eine Entstehung in den 1620er Jahren angenommen werden, vermutlich nach Aufnahme des Künstlers in die Utrechter Lukasgilde (1624) und vor seinem Aufenthalt in Paris, wo er bei Simon Vouet gearbeitet haben soll.(Anm.4)

Annemarie Stefes

1 Cambridge, Fitzwilliam Museum, Inv.-Nr. PD.918-1963; vgl. auch die thematisch verwandte Inv.-Nr. PD.916-1963 von 1661 und Inv.-Nr. PD.917-1963.
2 Dazu zählen z. B. die Radierung Roelant Roghmans (H. 2) oder ein Aquarell von Aert Schouman, Aukt.-Kat. Amsterdam, Muller, 13. 11. 1894, Nr. 856.
3 Vgl. die Abraham Willaerts zugeschriebene „Ansicht des Strandes von Noordwijk aan Zee“ in Leiden, Prentenkabinet der Universiteit, Inv.-Nr. PK-T-AW-376 (160 x 314 mm), bei allerdings grundsätzlich abweichendem Erscheinungsbild durch ausschließliche Verwendung von Feder und brauner Tusche.
4 Diese Angaben folgen der von Giltay rekonstruierten Biographie des Künstlers, in: Jeroen Giltaij, Jan Kelch: Herren der Meere. Meister der Kunst. Das holländische Seebild im 17. Jahrhundert, Ausst.-Kat. Museum Boijmans Van Beuningen, Rotterdam 1996/97, S. 125.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Verso bezeichnet unten Mitte auf einem übergeklebten Falz: "kerk tot velzen N. 6" (Bleistift); oben rechts: "5" (Bleistift); unten rechts L. 1328

Wasserzeichen / Kettenlinien

-
23-24 mm (h) (beide Papierhälften)

Verso

Titel verso: Ansicht der zerstörten Kirche von Velsen

Technik verso: Feder und Pinsel in Braun

Provenienz

Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244) (NH Ad:01:02, fol. 82: "Willaerts Seestrand und Dünenketten by Wyk op Zee mit einigen aufs Trockene gebrachten Fischerbooten und Spaziergängern im Vorgrunde Mit Bleistift fein angelegt und zart in Saftfarben beendigt. Auf der Rückseite die Ruinen einer Kirche: Kerk tot Velzen in Feder und Seppia. 14.5.4.10"; NH Ad: 02: 01, S. 277); Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog II van Musscher - Zegelaar, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.629, Nr.1200

Sitt, Martina und Gaßner, Hubertus: und Hamburger Kunsthalle: Segeln, was das Zeug hält. Niederländische Gemälde des Goldenen Zeitalters, Hamburger Kunsthalle 2010, S.180, Abb.S. 118/19

Marijn Schapelhouman, Peter Schatborn: Dutch Drawings of the Seventeenth Century in the Rijksmuseum Amsterdam. Artists born between 1580 and 1600, London 1998, S.186, bei Nr. 405

Rembrandt und sein Jahrhundert, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1994, Nr.124, Abb.S. 120

Wolfgang Wegner: Die niederländischen Handzeichnungen des 15.-18. Jahrhunderts. Textband, Kataloge der Staatlichen Graphischen Sammlung München, Bd. 1, München 1973, S.145, bei Nr. 1056