Give and Take. Bilder über Bilder
Presseinformation
Give and Take (»Geben und Nehmen«) veranschaulicht anhand von 20 künstlerischen Positionen Prozesse des Austauschs und der Aneignung von Bildmaterial in der zeitgenössischen Fotografie. Bilder zirkulieren und migrieren über geografische, kulturelle und soziale Grenzen hinweg. Die Kontexte, in der ein und dieselbe Fotografie heute erscheint, haben sich potenziert und damit auch ihre Wirkung. Die Bedeutung von Bildern lässt sich kaum noch kontrollieren. In diesem Spannungsfeld bewegen sich die ausgestellten Arbeiten: Die Künstler*innen eignen sich Bilder aus den verschiedensten Feldern an, um die Mechanismen der Produktion von Realitäten und Identitäten zu erforschen. Von frühen Bildarchiven, historischen Filmaufnahmen und Museumssammlungen, über die klassischen Printmedien bis hin zu digitalen Bildern in sozialen Netzwerken und Suchmaschinen reichen die Materialsammlungen. In fotografischen, filmischen und installativen Arbeiten reagieren die Künstler*innen auf Bilder, die aus einer anderen Zeit stammen oder für einen anderen Zweck entwickelt wurden, und holen sie in ihre Gegenwart. Fast alle präsentierten Werke kommen von Galerien oder direkt von den Künterler*innen aus Amerika und Europa und sind teils eigens für die Ausstellung entstanden. Die Leihgaben werden durch Arbeiten aus der Sammlung der Hamburger Kunsthalle ergänzt. Einem Archiv gleich weist Give and Take den unterschiedlichen Werken »Ordner« mit folgenden Themen zu: Archiv & Algorithmus, Profil & Identität, Fakt & Fiktion, Protest & Verbreitung, Kanon & Gewalt.
Die US-amerikanische Künstlerin Sara Cwynar hinterfragt anhand ihres persönlichen Bildarchivs – bestehend aus Screenshots, Videos oder Texten – in ihrer Video-Installation Glass Life unser Leben im digitalen Zeitalter, das von einer Flut von Bildern und der Suche nach der eigenen Identität geprägt ist. Louise Lawler als zentrale Vertreterin der Appropriation Art, fotografiert hingegen Werke der Klassischen Moderne aus ungewöhnlichen Perspektiven und fokussiert Inszenierungsstrategien in unterschiedlichen Raumkontexten. Damit wird der Wert von Kunst in einem bestehenden Kanon von Bilder- und Museumssammlungen in den Blick gerückt. Der deutsche Fotograf Thomas Ruff reinszeniert Bildmaterial vor allem von einer medienkritischen Warte aus: In seiner Serie press++ kombiniert er die Vorder- und Rückseiten von Pressefotos aus den 1940er bis 1960er Jahren so, dass das Archivfoto mit allen sichtbaren Kommentaren und abgezogen im Großformat als Ware präsentiert wird.
Zur Ausstellung Give and Take erscheint begleitend ein Booklet (gratis zur Mitnahme) mit einem Einführungstext und erläuternden Werktexten inklusive Bildmaterial zu allen 20 Positionen der Ausstellung. Das Heft gibt auch einen detaillierten Überblick über das Begleitprogramm, das unter dem Motto »Connect« während der gesamten Laufzeit der Ausstellung zu zahlreichen Künstler*innengesprächen sowie unter anderem zu Kuratorinnenführungen und einer Performance mit Video- und Soundinstallation draußen auf dem Plateau der Galerie der Gegenwart (am 3. Juni 2022 ab 22 Uhr) einlädt.
Beteiligte Künstler*innen: Viktoria Binschtok, Josephin Böttger, Adam Broomberg & Oliver Chanarin, Irene Chabr, Sara Cwynar, Katharina Gaenssler, Mathilde ter Heijne, Sabine Hornig, Louise Lawler, Matthew Muir, Frida Orupabo, Max Pinckers, Walid Raad, Volker Renner, Sebastian Riemer, Martha Rosler, Evan Roth, Thomas Ruff, Taryn Simon und Johannes Wohnseifer.
Give and Take wird im Rahmen der 8. Triennale der Photographie 2022 am 20. Mai 2022 eröffnet und präsentiert in 12 Ausstellungen und mit über 70 künstlerischen Positionen das Thema Currency aus verschiedenen Blickwinkeln. Die Ausstellungen werden von zahlreichen Veranstaltungen und einem mehrtägigen Festival begleitet, das vom 2. bis 6. Juni 2022 stattfindet.
Der englische Begriff Currency steht für »Währung«, sowie für »Verbreitung« und »Aktualität«. Er beschreibt somit auch einen Zeitraum, in dem etwas gültig und akzeptiert ist und meint damit auch Themen, die eine große Bedeutsamkeit für die unmittelbare Gegenwart haben: Bilder über Bilder, die sich verbreiten, die gepostet, verändert und in neue Zusammenhänge transferiert werden.
Gefördert von: Freunde der Kunsthalle e.V., Behörde für Kultur und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg
Kulturpartner: NDR Kultur
Medienpartner: Hamburger Abendblatt