Das Digitalisierungsprojekt des Kupferstichkabinetts der Hamburger Kunsthalle

Das Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle gehört mit seinen mehr als 130.000 Zeichnungen, Druckgraphiken und Künstlerfotografien und besonders aufgrund der hohen Qualität der Bestände zu den bedeutenden Graphischen Sammlungen in Europa. Anhand der Dichte und Vielfältigkeit der Werke vom 15. Jahrhundert bis in die Gegenwart lässt sich die Geschichte der Zeichnung und Druckgraphik nachvollziehen und bietet so einen guten Überblick über die Entwicklung der europäischen Kunstgeschichte. Schwerpunkte der Sammlung sind die Zeichnungen der Alten Meister der italienischen, niederländischen und deutschen Schule. Exzeptionell ist Sammlung spanischer Zeichnungen, neben denjenigen im Louvre und in den Uffizien eine der drei bedeutendsten ihrer Art außerhalb Spaniens. Die umfangreiche italienische Druckgraphik und die der deutschen und niederländischen Schule sowie die graphischen Werke von Künstlern wie Albrecht Dürer, Rembrandt, Giovanni Battista Piranesi und Francisco de Goya bilden weitere Schwerpunkte auf sehr hohem Niveau. Hervorzuheben ist zudem die Zeichnungssammlung zur deutschen Romantik mit Künstlern wie Caspar David Friedrich und Philipp Otto Runge. Neben der französischen Druckgraphik des 19. Jahrhunderts besitzt das Kupferstichkabinett auch größere Bestände von Edvard Munch, Käthe Kollwitz und des deutschen Expressionismus. Weiterhin existieren Spezialsammlungen zur Hamburger Kunst des 19. Jahrhunderts und zu Horst Janssen sowie zahlreiche Mappenwerke und graphische Zyklen.

Wollte man bislang all diese reichen Bestände des Kupferstichkabinetts näher kennen lernen, so konnte man sich anhand einiger wissenschaftlicher Bestandskataloge und Publikationen zu Ausstellungen informieren. Doch trotz aller Bemühungen, ist die Zahl der in gedruckter Form veröffentlichten Kunstwerke aus der Sammlung bislang überschaubar. Deshalb wurde im Juli 2012 im Kupferstichkabinett und der direkt angeschlossenen Bibliothek damit begonnen, sämtliche dort bewahrten Zeichnungen sowie Druckgraphiken digital zu erfassen. Dieses visionäre Vorhaben ermöglicht der Hamburger Senat, der die komplette Digitalisierung der staatlichen Museumsbestände zum kulturpolitischen Ziel erklärt hat und dafür beträchtliche Mittel zur Verfügung stellt. Zudem haben auch weitere Förderinstitutionen wie die Hermann Reemtsma Stiftung und der Förderverein des Kupferstichkabinetts »Die Meisterzeichnung. Freunde des Hamburger Kupferstichkabinetts e.V.« das Unternehmen mit beachtlichen Summen gefördert.

Die Ergebnisse des Projekts werden an dieser Stelle kontinuierlich online zugänglich gemacht. Den Anfang bilden die kompletten Bestände der deutschen, niederländischen und italienischen Zeichnungen. Deren wissenschaftliche Bearbeitung wurde bereits von 2001 bis 2011 durch die großzügige Förderung der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius ermöglicht. Bereitgestellt wird nun auch ein großer Teil der im Kupferstichkabinett und der Bibliothek bewahrten italienischen Druckgraphik. Hierbei hat die Hermann Reemtsma Stiftung durch zwei Fördermaßnahmen sowohl die Grunderschließung als auch die Digitalisierung der Graphiken in Büchern maßgeblich unterstützt. Für letztere wurde eigens eine »Buchwiege« entwickelt und mit Mitteln des Fördervereins »Die Meisterzeichnung« erworben.

Insgesamt sind inzwischen mehr als 70.000 Werke online zugänglich (Stand Oktober 2023). Damit ist ein erster wichtiger Schritt vollzogen hin zu der geplanten vollständigen Erschließung des Kupferstichkabinetts und der Kunstbibliothek.

Wissenschaftliche Grundlagen der Erfassung

In Abwägung der vorhandenen zeitlichen und finanziellen Möglichkeiten mussten seit Beginn des Projekts Schwerpunkte gesetzt werden. Diese sind für das Verständnis der Möglichkeiten, aber auch der Grenzen unserer Datenbank essentiell. Hauptziel des Digitalisierungsprojekts ist die Bereitstellung möglichst genauer Objekterfassungen und qualitativ hochwertiger Abbildungen. Die Erfassung der Zeichnungen und Graphiken wird grundsätzlich am Original vorgenommen. Angestrebt wird auch eine weitgehend bislang durchgeführte Volltexttranskription. Eine genauere technische Untersuchung der verwendeten Materialien und Papiere kann nur in Einzelfällen, etwa im Rahmen einer Ausstellungsvorbereitung erfolgen. Dies gilt auch für die Erfassung der Wasserzeichen. Diese sollen erst in einem späteren Arbeitsgang gründlicher aufgenommen werden.

Die biographischen Angaben zu den beteiligten Künstler_innen wurden denkbar knapp gehalten. Dies gilt auch für die dargestellten Personen. Ausführlichere Nachweise können heutzutage sehr schnell über verschiedene Internetressourcen abgerufen werden. In Fällen, in denen bislang unbekannte oder kaum greifbare Künstler_innen behandelt werden, werden jedoch ausführlichere Angaben verzeichnet.

Die Verweise auf die Literatur beschränken sich momentan noch auf möglichst vollständige Angaben der relevanten Werkverzeichnisse. Darüber hinaus wird Literatur nur angeführt, wenn das Hamburger Blatt explizit behandelt ist.

Das Digitalisierungsprojekt legt besonderes Gewicht auf die Erforschung der Provenienzen. Für diese werden nicht nur die reich erhaltenen Quellen im Archiv der Kunsthalle, sondern auch weitere Archivalien, einschließlich derjenigen des Kunsthandels herangezogen. Die Recherchen sind sehr aufwendig und komplex. Es ist davon auszugehen, dass weitere Archivstudien neue Erkenntnisse erbringen werden.

Hervorzuheben ist zudem die sehr enge Zusammenarbeit des Kupferstichkabinetts mit der direkt angeschlossenen Bibliothek. Diese in Deutschland bei Museen vergleichbarer Größe wohl einzigartige Verbindung ermöglicht, dass für viele Künstler_innen sehr umfangreiche Werkkomplexe erschlossen werden können.

Trotz der oben skizzierten Vorsätze bleibt es angesichts der begrenzten zeitlichen Möglichkeiten und der eigenen letztlich limitierten wissenschaftlichen Kenntnisse nicht aus, dass unsere Angaben lücken- oder fehlerhaft sein können. Für Korrekturen, Hinweise oder Denkanstöße jeglicher Art sind wir dankbar (bitte per E-Mail an kk-digital[at]hamburger-kunsthalle.de).

Um Laien wie Wissenschaftler_innen eine möglichst optimale Benutzung zu ermöglichen, stellen wir unsere Digitalisate in einer maximalen Darstellungsgröße von 1250 x 1250 Pixel bereit. Damit ist eine sehr gute Verwendung für private Zwecke (etwa auch für PowerPoint-Präsentationen) möglich. Für jede Form von kommerzieller Verwertung der Bilder bitten wir darum, sich mit dem Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz in Verbindung zu setzen (bpk Berlin, siehe den Link bei den Objekten). Dort können auch höher aufgelöste Bilddateien bestellt werden.

Selbstverständlich können Zeichnungen und Druckgraphiken im Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle auch weiterhin nach vorheriger Anmeldung im Original betrachtet werden. Weitere Informationen finden sie hier.

Technische Aspekte der Bildproduktion

Buchwiege
Seit 2003 werden die Bestände des Kupferstichkabinetts ausschließlich digital fotografiert. Dafür wird eine hochauflösende Sinar P3 Fachkamera mit Sinar-Back 54 FO verwendet. Das Back erzeugt moirée-freie Daten mit einer maximalen Aufnahmefläche von 5440 x 4080 Pixeln, das entspricht einer Dateigröße von ca. 64 MB bei 8 bit Farbtiefe. Generell werden alle Aufnahmen mit 16 bit Farbtiefe erstellt, aber nur bei Notwendigkeit mit 16 bit bearbeitet und archiviert. Die Kamera ist per Glasfaserkabel mit einem Mac G5 Computer verbunden. Bei Bedarf kann die Auflösung der Kamera per Micro-Scanning auf 256/512 MB bei 8 oder 16 bit gesteigert werden. Gespeichert werden tif-Daten.

Die Kamera ist an einem Homrich-Reproständer, Baujahr 1983, montiert und kann elektrisch bewegt werden. Sonstige Einstellungen wie Schärfe, optische Verstellung und Blende werden manuell vorgenommen. Als Repro-Beleuchtung werden hochfrequente, flickerfreie Leuchtstoffröhren verwendet. Sie haben eine geringe UV A und UV B Abstrahlung und erzeugen vergleichsweise wenig Wärme. Der Farbwiedergabe-Index RA der Leuchtmittel ist größer 90. Das Farbmanagement beruht auf einer 240 Farben Gretag-Karte im L-Star-Farbraum. Für jede Aufnahmesituation/Größe werden permanent neue Weißabgleiche individuell erzeugt.

Für das obige, seit 2003 im Betrieb befindliche, System wurde im Jahr 2013 vom Dipl.-Ingenieur und Buch-Restaurator Manfred Mayer aus Graz eine genau adaptierte Buchwiege konstruiert. Manfred Mayer ist auch der Erfinder des »Grazer Buchtisches«, der in vielen Bibliotheken zum Einsatz kommt.

Die Buchwiege ist für große Buchformate bis 70 x 100 cm ausgelegt. Ziel war die hochwertige Reproduktion der ganzen Buchseite, und nicht eine bloße Erfassung des gedruckten Bild- oder Text-Inhaltes, bei gleichzeitiger Schonung der Bücher bzw. gebundenen Grafiken. Um das langwierige Scharfstellen der Kamera und der damit verbundenen geringen, aber stetigen Maßstabsveränderung zu umgehen, wurde eine Lasereinheit montiert, so dass für jedes Buch die Kamera nur einmal angefasst und justiert werden muss. Die Lasereinheit ist gleichzeitig mit dem Computer verbunden und löst auch das Bild aus, so dass die Aufnahmegeschwindigkeit des vorhandenen Systems für das Aufnehmen von Büchern deutlich gesteigert werden konnte.

Scanner
Im Sommer 2012 wurde für das Digitalisierungsprojekt ein Cruse-Scanner mit Lauftisch-Einheit neu angeschafft. Das maximale Aufnahmeformat beträgt 80 x 100 cm. Die Beleuchtungseinheit verwendet die technisch identischen Leuchtmittel, wie sie an der Buchwiege verwendet werden. Das sehr gute Farbmanagement beruht auf einer 800 Farben-Karte der Fa. Cruse im ECI-Farbraum. Die Scan-Zeile hat 10.000 Pixel. Im entsprechenden Format und Seitenverhältnis sind 700 MB bei 8 bit Farbtiefe die theoretisch maximale Dateigröße. Die meisten Dateien werden zwischen 100 und 350 MB als unkomprimierte tif-Dateien abgelegt und archiviert. Die Bedienung des Gerätes ist im Standardbetrieb sehr benutzerfreundlich und damit teamgeeignet. Ein Scanvorgang dauert zwischen drei und fünf Minuten, abhängig von Vorlagengröße und eingestellter Auflösung. Maximale Scan-Auflösung ist 600 dpi bezogen auf das Vorlagenformat. Das Gerät steht in einem eigenen verdunkelten Raum mit Ablagetischen und zwei Computer-Arbeitsplätzen.

Datenablage und Bildbearbeitung
Die unbearbeiteten Scan-Daten werden direkt auf einem Server gespeichert. Für die Datenbank oder für Druckzwecke werden ausschließlich Kopien verwendet und bearbeitet. Diese Daten werden zusätzlich in eigenen Verzeichnissen abgelegt und gesichert. Für die Bildbearbeitung stehen zwei identische Arbeitsplätze mit kalibrierten Monitoren zur Verfügung; einer davon wird hauptsächlich für den Betrieb des Scanners verwendet. Das Scannen und Fotografieren sowie die Bildbearbeitung wird von angeleiteten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Digitalisierungsteams ausgeführt.

Zur Bedienung

Start

Mit der Eingabe von Suchbegriffen in das Suchfeld auf der Startseite wird eine Freitextsuche gestartet, die alle bei der Erfassung der Objekte benutzten Felder, inklusive sämtlicher Beschriftungen, Texte, Techniken, Materialien, Datierungen, Bibliographien und Provenienzen umfasst.
Detaillierte Hilfen und Tipps zu den Eingabemöglichkeiten, mit denen Sie das Suchergebnis optimieren können, finden Sie auf der Seite der erweiterten Suche (Hilfe zur Suche).
Die auf der Startseite abgebildete Zeichnung ist ein Ausschnitt aus Pieter Bruegel der Ältere (Breda[?] um 1525/30 – 1569 Brüssel), Der Sommer, 1568, Feder in Braun auf braunem Papier, Inv.-Nr. 21758.

Erweiterte Suche

Die Seite bietet eine gezielte Suche über ein Suchmenü an. Es beginnt mit einer Freitextsuche (s.o.). Dem Feld »KünstlerIn« ist ein Namensindex als Dropdownfeld hinterlegt. Durch die Eingabe der ersten Buchstaben des Nachnamens springt man direkt an die entsprechende Stelle im Index. Dieser enthält alle Künstler_innen, die an der Entstehung der Zeichnungen und Druckgraphiken aktiv oder als Erfinder_Innen beteiligt gewesen sind. Dies schließt Stecher_innen, Zeichner_innen, Maler_innen, Bildhauer_innen, Architekten_innen sowie Verleger_innen und Drucker_innen ein.

Das Feld »Titel« durchsucht die Kategorie des Werktitels.

Das Feld »Jahr« bezieht sich auf die Datierung des Werks. Diese kann durch eine exakte Jahreszahl (z. B. 1582) oder die Angabe eines Zeitraums (z. B. 1570-1615, 18. Jh., wohl 2. Hälfte des 18. Jh.) wiedergegeben werden.

Die Auswahl im Feld »Gattung« erfolgt nach Begriffen in einem Dropdown-Menü.

Im Feld »Technik« wird die Technik präzise genannt, z. B. Kupferstich, Radierung, Zeichnung, Lithographie, Rötel, Kohle, Feder, braun, schwarz, grau, farbig.
Die Suche im Feld »Provenienz« erlaubt eine Recherche nach früheren Besitzern und Angaben zu dem Kunsthandel, bei dem das Werk erworben wurde. In der Beschreibung werden die Provenienzen auf einer anklickbaren Registerkarte unter der Grundbeschreibung aufgeführt. Ihre Erforschung ist mitunter sehr komplex. Aus diesem Grund sind die Angaben nicht statisch, sondern können ergänzt oder verändert werden.Auch nach einzelnen Suchbegriffen aus der aufgeführten Literatur über ein Kunstwerk kann recherchiert werden (Bibliographie).

Die Eingabe der Inventarnummer im Feld »Inv.-Nr.« erlaubt die gezielteste Suche. Die Inventarnummern der Bibliothek beginnen stets mit »kb-«. In der Beschreibung wird bei den Werken aus der Bibliothek die Signatur, also der Standort der Publikation, in Klammern ergänzt.

Das Feld »Sammlungen« führt im Dropdownmenü alle Unterabteilungen auf, die es momentan in der Sammlungsdatenbank des Kupferstichkabinetts Hamburger Kunsthalle gibt.

Das Feld »Schlagworte« ermöglicht eine thematische Suche. Klickt man auf die drei Punkte am rechten Rand des Felds, öffnet sich ein Menü mit ausgewählten Themen.

Über das Hauptmenü kann man darüber hinaus die folgenden Angebote aufrufen.

»Das Projekt« enthält eine kurze Projektbeschreibung, Angaben zur Arbeitsweise und den verwendeten technischen Apparaten. Zudem ist dort eine Liste der am Projekt beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einsehbar.

Der Menüpunkt »Meisterwerke« führt zu einer Auswahl von Meisterwerken der Druckgraphik und Zeichenkunst aus der Sammlung des Kupferstichkabinetts und der Bibliothek.

Mittels des Menüpunkts »Neuerwerbungen« wird eine Auswahl der zuletzt erworbenen Kunstwerke aufgerufen.

Über den Punkt »Portfolio« kann man sich seine eigene Auswahl anzeigen lassen. Dazu muss man bei einzelnen Beschreibungen den kleinen Stern (Portfolio) unter der Grundbeschreibung anklicken. Ein erneutes Anklicken löscht das Werk wieder aus dem Portfolio heraus.

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