Rayyane Tabet (*1983)

Achilles' Heel, 2015

Die Skulptur »Achilles´ Heel« (2015) des libanesischen Künstlers Rayyane Tabet (*1983, Ashqout) ist eine Neuerwerbung im Bereich der Zeitgenössischen Kunst, die in der Sonderausstellung »WARTEN. Zwischen Macht und Möglichkeit« (Frühjahr 2017) zu sehen war.

Dieses Werk bezieht sich auf den alten griechischen Mythos des Achill, der einzig an seiner Verse verwundbar war. Zudem ist es eine Darstellung des Gegensatzes zwischen organischen und anorganischen Materialien. Vier Gelenkknochen einer Kuh werden zusammen mit einer Stahlkugel ausgestellt, als direkte Gegenüberstellung zwischen der Vergänglichkeit der Naturprodukte und der Dauerhaftigkeit des Metalls. Darüber hinaus bezieht sich das Werk auf das Spiel »Astragaloi«. Dieses Spiel, das schon in alten griechisch-römischen Ausgrabungen belegt ist und mit den Knochen eines Schafes gespielt wurde, diente im Altertum als Fingerübung für Kinder. Der Künstler selbst hat das Spiel während seiner Kindheit ausgeübt, da im Nahe Osten die Verwendung von »Astragaloi« als Trainieren für Motorik auch in heutiger Zeit verbreitet ist. In Tabets Werk sind die Spielgeräte vergrößert und erschwert. Die Knochen sind groß und unhandlich, die Stahlkugel viel zu schwer für eine Geschicklichkeitsübung. 

Die komplexe Skulptur von Tabet erscheint uns wie der Fund einer rätselhaften Kultur, der umso faszinierender wirkt, je mehr er sich der Dechiffrierung verweigert.