Felice Giani (1758-1823)

Paolo und Francesca überrascht von Gianciotto Malatesta, 1805

Die Zeichnung von Felice Giani verstärkt den reichen Bestand des Kupferstichkabinetts der Hamburger Kunsthalle im Bereich der Kunst um 1800. Durch diese Erwerbung werden Verbindungen zwischen den Werken der deutschen Zeichenkunst des 18. und 19. Jahrhunderts und der gleichzeitigen italienischen Kunst geschaffen und so Vergleiche ermöglicht. Auf diese Weise werden vorhandene Sammlungsschwerpunkte ausgebaut und um neue, internationale Perspektiven erweitert.     

Der in Alessandria (Piemont) geborene Felice Giani (1758-1823), war ein Maler, Zeichner und Freskant, der sich im Rom des Klassizismus intensiv mit Wandmalerei beschäftigte. Er schuf im ersten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts eine Reihe von Zeichnungen zum mittelalterlichen Gedicht Divina Commedia (Göttliche Komödie) des Dante Alighieri.

Die Zeichnung stellt eine Episode des fünften Gesangs des ersten Hauptteils des Gedichts dar. Francesca da Rimini und Paolo Malatesta verlieben sich ineinander, nachdem sie heimlich die Liebesgeschichte von Lancelot und Ginevra lasen. Francesca ist jedoch mit Gianciotto Malatesta verheiratet, Bruder von Paolo und Herrscher der Stadt Pesaro. Irgendwann entdeckt Gianciotto den Verrat des Liebespaars und tötet die beiden aus Zorn und Eifersucht. In der Zeichnung von Giani ist der Moment dargestellt, in welchem Gianciotto den Griff seines Schwerts fasst und von hinten das ahnungslose Paar Paolo und Francesca bedroht und in der Folge tötet.

Was in Dantes Gedicht sachlich und mit feierlichem Ernst beschrieben wird, ist in der Zeichnung recht lebhaft wiedergegeben. Die Flüssigkeit des Stils, die übertriebenen Proportionen der Figuren und die antiklassische theatralische Pose des Liebespaars machen diese Zeichnung zu einem Musterbeispiel des sogenannten Troubadour-Stils.