Sisto Badalocchio, Stecher Raffael, eigentlich Raffaello Santi oder Sanzio, Maler Raffael (Werkstatt), Maler Michael Colyn, Verleger Giovanni Orlandi, Verleger
Jacob beschwert sich bei Laban, 1614
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Sisto Badalocchio, Stecher Raffael, eigentlich Raffaello Santi oder Sanzio, Maler Raffael (Werkstatt), Maler Michael Colyn, Verleger Giovanni Orlandi, Verleger

Jacob beschwert sich bei Laban, 1614

Sisto Badalocchio, Stecher Raffael, eigentlich Raffaello Santi oder Sanzio, Maler Raffael (Werkstatt), Maler Michael Colyn, Verleger Giovanni Orlandi, Verleger

Jacob beschwert sich bei Laban, 1614
Aus: "HISTORIA DEL TESTAMENTO VECCHIO DIPINTA IN ROMA NEL VATICANO DA RAFFAELLE DI VRBINO [...]", Amsterdam 1614, Tafel 26

Von 1516 bis 1519 schuf Raffael mit seiner Werkstatt (beteiligt waren dabei vor allem Giulio Romano und Giovanni da Udine) eine umfassende Ausgestaltung der sogenannten Loggien.(Anm. 1) Dabei handelt es sich um einen 65 Meter langen und vier Meter breiten Gang im zweiten Hauptgeschoss eines dem Vatikanischen Palast vorgelagerten Traktes. Raffael und sein Team waren nicht nur für 52 Deckenbilder zuständig, sondern auch für Grisaillefresken an den Sockeln sowie umfangreiche Bemalungen und Stukkaturen der Pilaster und Wandfelder. Das Gesamtkunstwerk beeindruckte von jeher die Betrachter aufgrund der direkten Gegenüberstellung von heidnischen und christlichen Bildelementen.
Die Loggien zeigen in zwölf Deckenkompartimenten jeweils vier Szenen aus dem Alten Testament, nur im letzten Joch ist das Neue Testament vertreten. Aufgrund dieses Themenschwerpunkts wurde die Folge auch als Bibel Raffaels bezeichnet. Aufgrund der relativ großen Höhe der Decken entwarf Raffael bewusst stark vereinfachte Kompositionen. Sie haben gleichwohl dennoch in vielen Fällen starke Ausdruckskraft und auf viele Künstler eminente Wirkung ausgeübt.
Dies zeigt sich auch in zahlreichen Reproduktionsgraphiken, wobei auffallend ist, dass im 16. Jahrhundert offenbar nur Einzelszenen veröffentlicht wurden. Einen wegweisenden Schritt unternahmen dann Giovanni Lanfranco und Sisto Badalocchio, die 1607 die erste vollständige Wiedergabe der biblischen Szenen edierten.(Anm. 1) Die Folge umfasst sämtliche 52 Deckenbilder, die hier aus ihren Zusammenhängen herausgelöst sind, sowie Titel- und Widmungsblatt. Die in den Loggien vorgegebene Reihenfolge wurde nicht immer eingehalten (etwa bei der Geschichte Isaaks in Loggia V). Die Wiedergabe der Szenen ist nicht zuletzt aufgrund der gewählten Technik relativ frei, was vor allem bei Badalocchio auffällt. Sisto Badalocchio und Giovanni Lanfranco widmeten die Folge ihrem Lehrer Annibale Carracci (1560-1609). Sie hatten während dessen Erkrankung intensiv Raffael studiert, den Annibale stets gepriesen hatte. Ihren Gewinn ließen die Künstler jungen Studenten der Malerei zukommen, die fern ihrer Heimat arbeiteten. Inzwischen ist bekannt, dass das Vorwort wohl von G. B. Agucchi (1570-1632) verfasst wurde. Dieser war ein Befürworter von Annibale Carracci, den er als legitimen Nachfolge Raffaels sah.(Anm. 2)
Die Serie hatte offenbar großen Erfolg. Die hier vorliegende Folge wurde 1614 in Amsterdam gedruckt, nur sieben Jahre nach der Erstausgabe bei Giovanni Orlandi in Rom. Eine weitere Ausgabe stammt von C. T. Vischer 1638.

David Klemm

1 Vgl. Corinna Höper: Raffael und die Folgen, Ostfildern-Ruit 2001, S. 434 bei G 13 mit weiterer Literatur; Michael Bury: The Print in Italy 1550-1620, London 2001, S. 141-142, Nr. 90.
2 Bury ebd., S. 142.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten rechts nummeriert: "26"

Auf dem Auflageblatt unten links bezeichnet: "B. 10. Jacob's Beschwerde gegen Laban wegen Lea's. VI." (Bleistift); unten rechts bezeichnet: "S.B." (Bleistift)

Werkverzeichnis

B. XVIII.355.10; Höper G 13. 26

Provenienz

Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244); NH Ad:02:01, S. 21; Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle; vgl. Archiv 347, "Kupferwerke", Nr. 137