Jakob Philipp Hackert
Französische Flusslandschaft mit Staffage, 1766
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Jakob Philipp Hackert

Französische Flusslandschaft mit Staffage, 1766

Jakob Philipp Hackert

Französische Flusslandschaft mit Staffage, 1766

In der Sammlung des Hamburger Kupferstichkabinetts befanden sich bislang zwar sehr gute Beispiele der Zeichenkunst Jakob Philipp Hackerts aus den Jahren in Rom und Neapel ab 1768 sowie dem kurzen Aufenthalt in Schweden 1765, doch fehlte ein Beispiel seiner Zeichnungen aus der französischen Zeit ab August 1765. (Anm.1) Das nun erworbene eindrucksvolle Blatt schließt diese Lücke und bereichert das Œuvre des Künstlers in Hamburg zudem um eine weitere künstlerische Technik, die von Hackert auf höchstem künstlerischen Niveau gepflegte Deckfarbenmalerei, auch Gouache genannt.
Hackert begann seine künstlerische Karriere in Berlin. Hier lebte er 1753 bis 1762. Nach einem längeren Aufenthalt auf Rügen, reiste er nach Paris, wo Kontakte zu dem deutschen Zeichner und Kupferstecher Johann Georg Wille (1715-1808) knüpfte, mit dem er Ausflüge zum Zeichnen in der Natur in die Umgebung der Stadt machte. Zusammen mit den Malern Nicolas Pérignon (1726-1782) und Samuel Hieronymus Grimm (1733-1794) unternahm Hackert im Herbst 1766 eine Reise in die Normandie, von der sich ein Skizzenbuch mit Burgruinen, Bauernhütten und ländlichen Genreszenen erhalten hat. Zurückgekehrt nach Paris entstanden zahlreiche Aquarelle und Gouachen, in denen die studierten Motive zum Verkauf für den Lebensunterhalt an vermögende Pariser Bürger bildmäßig ausgeführt wurden. Diese zeigten zum Teil identifizierbare Orte, die oft auch direkt neben der Signatur vermerkt wurden, aber auch ideal komponierte Flusslandschaften mit Baumgruppen und Sandwegen, auf denen pittoreskes Landvolk zu finden ist.
Eine solche komponierte Flusslandschaft haben wir auch hier vor uns. Zwar erinnert der Fluss zweifellos an die Seine, die Hackert entlang gewandert war, doch ist auch bei der Angabe des Ortes mit dem spitzen Kirchturm rechts im Hintergrund keinerlei Absicht zu erkennen, einen bestimmten Ort wiederzugeben. Dies war vom Pariser Publikum auch gar nicht gewünscht, sondern gefragt war der Typus der anhand von Naturstudien erdichteten Ideallandschaft. Die Hamburger Gouache von 1766 scheint innerhalb von Hackerts künstlerischem Werk eine der frühesten entstandenen ihres Genres zu sein.

Andreas Stolzenburg

1 Peter Prange: Deutsche Zeichnungen 1450-1800. Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett, hrsg. v. Hubertus Gaßner, Andreas Stolzenburg, Bd. 1, Köln, Weimar, Wien 2007, S. 175-179, Nr. 360-373; vgl. Jakob Philipp Hackert. Europas Landschaftsmaler der Goethezeit, Ausst.-Kat. Klassik Stiftung Weimar, Hamburger Kunsthalle, Ostfildern 2008, an verschiedenen Orten.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten in der Mitte auf einem Felsblock signiert und datiert: "J. P. Hackert f. 1766" (Feder in Dunkelbraun)

Verso von alter Hand bezeichnet: "Ecoles del Päys-Bas / J. P. Hackert"

Provenienz

Englischer Privatbesitz; erworben 2011 von Thomas le Claire Kunst, Hamburg, mit Mitteln der Campe`schen Historischen Kunststiftung