Jacob Adriaensz. Backer, (?)
Geigenspieler,
Zurück Bildinfos ➕ 🗖

Jacob Adriaensz. Backer, (?)

Geigenspieler,

Jacob Adriaensz. Backer, (?)

Geigenspieler

Diese Darstellung eines Geigenspielers war früher Gerard ter Borch zugeschrieben, bis sie von Hofstede de Groot mit Govert Flinck assoziiert wurde.(Anm.1) Die zuletzt aktuelle Zuschreibung an Jacob Backer geht zurück auf Sumowski (1979) mit Verweis auf die einzige monogrammierte Zeichnung des Künstlers.(Anm.2) Diese ist jedoch ungleich sorgfältiger durchmodelliert und gehört auch als mutmaßlicher „vidimus“ für ein gemaltes Porträt einer ganz anderen Gattung an als das Hamburger Blatt.(Anm.3)
Grundsätzlich gehört Inv..-Nr. 49145 zu der Gruppe der Zeichnungen, für die eine Händescheidung zwischen Backer und Flinck nicht immer einfach vorzunehmen ist.(Anm. 4) Von sicheren Flinck-Zeichnungen wie dem „Sitzenden jungen Mann“ in Haarlem unterscheiden sich allerdings die weniger spitz zulaufenden Finger,(Anm.5) und die summarische Behandlung von Haaren und Stoff erinnert an Backer zugeschriebene Werke wie den Frankfurter „Jüngling in Halbfigur“ oder den „Stehenden Mann“ in Wien.(Anm.6)
Unabhängig davon gilt als gesichert, dass es sich bei unserem Blatt nicht um eine Studie nach dem Leben handelt. Darauf deuten nicht nur zeichnerische Merkmale wie die vergleichsweise undefiniert gebliebene Halspartie oder der durch die Draperie gebildete saubere Abschluss des Oberkörpers, sondern vor allem auch die Abhängigkeit von einer gemalten Vorlage.(Anm.7) Im rechten Hintergrund eines Gemäldes von Pieter Lastman begegnet ein in Haltung und Habitus eng verwandter Violinist.(Anm.8) Da unser Blatt frei ist von stilistischen Bezügen zu Lastman-Zeichnungen, dieser als Urheber also ausgeschlossen werden kann, ist davon auszugehen, dass es direkt auf die gemalte Figur zurückgreift bei einigen Veränderungen im Detail.(Anm.9)

Annemarie Stefes

1 Mitteilung per Brief vom 18. 9. 1926.
2 Sacramento, Crocker Art Museum, Inv.-Nr. 200, Werner Sumowski: Drawings of the Rembrandt School. Bd. 1, Backer - Bol, hrsg. von Walter L. Strauss, New York 1979, Nr. 7.
3 Zu dieser Zeichnung vgl. Peter van den Brink: Uitmuntend Schilder in het Groot. De Schilder en Tekenaar Jacob Adriaensz. Backer, in: Jacob Backer (1608/9 - 1651), Ausst.-Kat. Amsterdam/Aachen 2008, S. 27-84, S. 74.
4 Peter Schatborn auf dem Symposium „Niederländische Altmeisterzeichnungen 1500 bis 1800“ am 21. und 22. 2. 2008 im Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle.
5 Haarlem, Teylers Museum, Inv.-Nr. P*7, Michiel C. Plomp: Jan Pietersz. Zomer's inscriptions on drawings, in: Delineavit et Sculpsit 17, 1997, S. 13-27, Nr. 156, Hinweis von Marian Bisanz-Prakken auf dem Symposium in der Hamburger Kunsthalle, siehe Anm. 4.
6 Frankfurt am Main, Städel Museum, Graphische Sammlung, Inv.-Nr. 15227, Peter van den Brink, Jaap van der Veen u.a.: Jacob Backer (1608/9-1651), Ausst.-Kat. Amsterdam, Museum Het Rembrandthuis; Aachen, Suermondt-Ludwig Museum, Zwolle 2008, Nr. 43; Wien, Grafische Sammlung Albertina, Inv.-Nr. 22865, ebd. Nr. 51; vgl. auch den Backer zugeschriebenen „Jungen Mann in Halbfigur“ in Cambridge, Fitzwilliam Museum, Inv.-Nr. 2970, Werner Sumowski: Drawings of the Rembrandt School. Bd. 1, Backer - Bol, hrsg. von Walter L. Strauss, New York 1979, Nr. 42 x.
7 Dies wurde erstmals von Peter Schatborn festgestellt in einem schriftlichen Hinweis an Sumowski, vgl. Werner Sumowski: Drawings of the Rembrandt School. Bd. 1, Backer - Bol, hrsg. von Walter L. Strauss, New York 1979, S. 130, und auf dem Symposium „Niederländische Altmeisterzeichnungen 1500 bis 1800“ am 21. und 22. 2. 2008 im Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle.
8 „David spielt auf der Harfe“, Braunschweig, Herzog Anton Ulrich-Museum, Inv.-Nr. 208, Bernt 1948, Nr. 475.
9 So ist die Geige in anderem Winkel gegen die Schulter gestützt, die Hände stehen weniger eng beieinander und auch der bauschige Mantel wurde größtenteils eigenständig hinzugefügt. Soweit zu erkennen – die entsprechenden Partien der Gemäldefigur sind von anderen Musikern verdeckt – trägt der gemalte Geiger einen Rock mit altmodisch engen Ärmeln.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Auf dem Verso in der Mitte Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1233)

Wasserzeichen / Kettenlinien

-
25-27 mm (v)

Provenienz

Wahrscheinlich zwischen 1869 und 1886 durch Schenkung oder Erwerbung aus unbekannter Quelle in den Besitz der Hamburger Kunsthalle gelangt.

Bibliographie

Annemarie Stefes, Leonore van Sloten, Leonoor van Oosterzee: Tekenen in Rembrandts tijd. Meesterwerken uit de Hamburger Kunsthalle, Ausst.-Kat. Museum Het Rembrandthuis, Amsterdam 2012, S.120, Nr.3, Abb.S. 31

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog I Van Aken-Murant, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.82, Nr.34

Rembrandt und sein Jahrhundert, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1994, Nr.6, Abb.S. 20

Werner Sumowski: Drawings of the Rembrandt School. Backer - Bol, hrsg. von Walter L. Strauss, Bd. 1, New York 1979, S.130, Nr.58

Rembrandt als Leermeester, Ausst.-Kat. Stedelijk Museum de Lakenhal, Leiden 1956, Nr.126