Franz Ludwig Catel
Das Trojanische Pferd, um 1800
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Franz Ludwig Catel

Das Trojanische Pferd, um 1800

Franz Ludwig Catel

Das Trojanische Pferd, um 1800
Aus: Joachim Heinrich Campe: "Historisches Bilderbüchlein oder die allgemeine Weltgeschichte in Bildern und Versen", Erstes Bändchen, Braunschweig 1801, Abb. nach S. 106

Illustration zu Joachim Heinrich Campe: Historisches Bilderbüchlein oder die allgemeine Weltgeschichte in Bildern und Versen, Erstes Bändchen, Braunschweig 1801, nach S. 106 (6. Kapitel: Ursprung der Grichischen [sic] Staaten. Früheste Geschichte derselben bis zum Trojerkriege): „[...]. Man baut ein ungeheures Pferd, / Inwendig hohl, das zwanzig Mann / In seinem Wanste bergen kann. / Die kriechen mit Uliß hinein, / Wie in ihr Loch das Mäuselein. / Die andern Grichen laufen fort; / Das Pferd nur bleibt an seinem Ort. / [...]. Doch seht, ihr Leutchen, seht, o seht /, Was für ein Wunderding dort steht! / Man sieht das Pferd von Holz, und stutzt, / Und starrt es an: ist ganz verdutzt, / Und weiß fürwahr nicht, was man sieht. / Ein neuer Auftritt! Aus dem Riet / Erhebet sich, mit Schlamm bedeckt, Ein halbverklommner Mann, und streckt / Die Arme flehend aus. Man sieht, / er ist der Grichen einer; zieht / Ihn höhnend fort, und stellet ihn / Vor Priamus, den König hin. / Wer seid ihr? fraget dieser ihn. / Drauf jener: Herr, ein Unglückssohn; / [...]. „Sprecht deutlicher, und saget an: Was macht ihr hier?“ Drauf so der Mann: / Die Grichen merkten lange schon, / Daß eure Stadt und eurer Thron / Steh felsenfest vor jeder Macht; / Drum war man auf die Flucht bedacht. / Allein man fürchtete das Meer / Und seine grossen Stürme sehr; / Und sandte deshalb zum Apoll, / Zu fragen, was geschehen soll‘, / Bevor man wieder geh an Bord., / Da kam zurück das Schreckenswort: / „Durch Blut besänftigt man das Meer; Nehmt einen Mann aus eurem Heer, / Und schneidet ihm die Kehle ab; Sanft wird der Abgrund euer Grab.“ / Das Loos traf mich. Warum? Es war / Uliß, der Gauch, schon manches Jahr / Mein blutgier’ger Feind, / Und Priester Kalchas – war sein Freund. / Durch diesen nun erklärten sich / Des Priesters Götter gegen mich; Und so, Herr König, wehe mir ! / Ward ich bestimmt zum Opferthier. / Doch eh der Tag des Jammers kam, / Ermannt ich plötzlich mich, und nahm / Zur Nacht die Flucht in jenes Rohr. / Da steckt ich nun bis an das Ohr, / Gleich einem Frosch‘, im tiefen Schlamm. / Die Nacht verging; der Morgen kam; / Ich blicke forschend rings umher, / Und sehe, Heil mir! Öd‘ und leer / Das ganze Feld. Ich kriech hervor; / Da packen jene mich beim Ohr, / Und schleppen mich hierher zu euch. // Das Herz des Königs wurde weich. / Er sprach: getrost, du armer Mann! / Forthin gehörst Du Troja an. / Doch nun verkünde treulich mir / Was soll das Hünenbildwerk hier / Wer hat es, und wozu, gemacht? // [...]. // Ein großes großes Heiligthum / Ist dieses Werk, erbaut zum Ruhm / Der Göttin Pallas; und es stekct / Viel mehr darin, als ihr entdeckt. / Es steckt darin des Schicksals Schluß, Der über euch entscheiden muß. / Denn wißt: verletzt ihr dieses Pferd, / So kehren bald von ihrem Herd / Die Grichen [sic!] wiederum zurück. / Aus ist es dann mit eurem Glück, / Mit eurer Herrschaft; auf der Welt / Kann nichts euch retten; Troja fällt! / Doch glückt es euch, das heil’ge Pferd / In eure Mauern unversehrt / Und unentweiht zu bringen: dann / Hebt Grichenlands [sic!] Verderben an. / Ganz Asia erhebet sich / Und hin ist dann mein Vaterland! / Es wird besieget, verheert, verbrannt. / / So spricht der schlaue Schalk, und wiegt / Die Trojer ein, die er belügt. [...].“1

Andreas Stolzenburg

1 Joachim Heinrich Campe: Historisches Bilderbüchlein oder die allgemeine Weltgeschichte in Bildern und Versen, Erstes Bändchen, Braunschweig 1801 S. 105-112.

Details zu diesem Werk

Provenienz

? - 1972/73 Kleinhandel in Braunschweig; 1972/73-1986 Braunschweiger Privatbesitz; 11.6.1986 Auktion Hauswedell & Nolte; um 1990-2010 Privatbesitz Dr. Adrian Flühmann, Zürich; erworben 2010 vom Antiquariat Flühmann, Zürich, mit Mitteln des Fördervereins "Die Meisterzeichnung. Freunde des Hamburger Kupferstichkabinetts e. V."

Bibliographie

Franz Ludwig Catel. Italienbilder der Romantik, hrsg. von Andreas Stolzenburg, Hubertus Gaßner, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 2015, S.435, Nr.19.5, Abb.S. 156

Gemälde, Zeichnungen und Graphik des 15. bis 19. Jahrhunderts, Hauswedell & Nolte, Auktion 264, 11. 6. 1986, Hamburg 1986, S.39, Nr.242