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Femme Fatale

Blick – Macht – Gender

Die Femme fatale ist ein Mythos, eine Projektion, eine Konstruktion. Sie steht fĂŒr ein bildlich fest codiertes weibliches Stereotyp: Die sinnlich-erotische und begehrenswerte Frau, deren vermeintlich dĂ€monisches Wesen sich darin offenbart, dass sie MĂ€nner so in ihren Bann zieht, dass diese ihr verfallen – mit oftmals fatalem Ausgang. Diesem schillernden wie klischeebehafteten und lange von mĂ€nnlichen und binĂ€r geprĂ€gten Blickordnungen dominierten Vorstellungsbild widmet sich die Hamburger Kunsthalle mit der Ausstellung FEMME FATALE. Blick – Macht – Gender. Die Schau geht nicht nur den kĂŒnstlerischen Erscheinungsformen des Themas vom frĂŒhen 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart nach, sondern möchte zugleich den Mythos der Femme fatale in seiner Genese und historischen Transformation kritisch beleuchten.


Das ‚klassische‘ Bild der Femme fatale speist sich vor allem aus biblischen und mythologischen Frauenfiguren wie Judith, Salome, Medusa oder den Sirenen, die in Kunst und Literatur zwischen 1860 und 1920 als verhĂ€ngnisvolle Frauen vielfĂ€ltig rezipiert wurden. Die mit diesen ErzĂ€hlungen einhergehende DĂ€monisierung weiblicher SexualitĂ€t ist prĂ€gend fĂŒr die Femme fatale-Figur. Um 1900 wurde das Femme fatale-Bild oftmals auch auf reale Personen, hĂ€ufig Schauspieler*innen, TĂ€nzer*innen oder KĂŒnstler*innen wie Sarah Bernhardt, Alma Mahler oder Anita Berber projiziert. Auffallend ist die Gleichzeitigkeit von wichtigen Errungenschaften der Frauenemanzipation und dem verstĂ€rkten Auftreten dieses mĂ€nnlich geprĂ€gten Frauenbildes. Als ein Gegenbild, das Aspekte der Femme fatale-Figur spielerisch aufgreift, wird daher fĂŒr die Ausstellung auch die in den 1920er-Jahren aufkommende Neue Frau wichtig. Eine entscheidende ZĂ€sur wurde ab den 1960er-Jahren von feministischen KĂŒnstler*innen gesetzt, die den Mythos um die Femme fatale – und damit auch die entsprechenden Blickweisen und Bildtraditionen – dekonstruierten. Aktuelle kĂŒnstlerische Positionen wiederum verhandeln Spuren und Anverwandlungen des Bildes oder etablieren explizite GegenerzĂ€hlungen – hĂ€ufig mit Bezug auf die #MeToo-Bewegung, Fragen nach GenderidentitĂ€ten, weiblicher Körperlichkeit und SexualitĂ€t sowie in Auseinandersetzung mit dem male gaze.

Um den Blick-, Macht- und Gender-Konstellationen, die fĂŒr das Bild der Femme fatale konstitutiv sind, und ihren Wandlungen nachzuspĂŒren, versammelt die Ausstellung medien- und epochenĂŒbergreifend etwa 200 Exponate. Zu sehen sein werden GemĂ€lde prĂ€raffaelitischer KĂŒnstler*innen (u.a. Evelyn de Morgan, Dante Gabriel Rossetti, John William Waterhouse) ebenso wie Werke des Symbolismus (u.a. Fernand Khnopff, Gustave Moreau, Edvard Munch, Franz von Stuck), des Impressionismus (u.a. Lovis Corinth, Max Liebermann, Édouard Manet, Max Slevogt), des Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit (u.a. Dodo, Jeanne Mammen, Gerda Wegener). Mit Positionen der frĂŒhen feministischen Avantgarde (u.a. VALIE EXPORT, Birgit JĂŒrgenssen, Ketty La Rocca, Maria Lassnig, Betty Tompkins) sowie aktuellen Arbeiten mit queer- und intersektional feministischen Perspektiven (u.a. von Nan Goldin, Mickalene Thomas, Zandile Tshabalala) wird der Bogen in die Gegenwart geschlagen.

Gefördert von: Freunde  der Kunsthalle e. V., Ernst von Siemens Kunststiftung, Rudolf-August Oetker-Stiftung, Philipp Otto Runge Stiftung, Herbert-PumplĂŒn-Stiftung, Behörde fĂŒr Kultur und Medien der Freien Hansestadt Hamburg

Im Rahmen der Ausstellung entwickelt die Hamburger Kunsthalle gemeinsam mit der WĂŒstenrot Stiftung als Kooperationspartner einen viersprachigen Chatbot ( deutsch, englisch, französisch, tĂŒrkisch) fĂŒr Jugendliche.

Das Programm der Bildung & Vermittlung wird maßgeblich gefördert von FĂŒrst Bismarck Quelle.

Kulturpartner: NDR Kultur
Medienpartner: Hamburger Abendblatt, Arte
MobilitÀtspartner: MOIA

Haspa-Galerie
Seit vielen Jahren engagiert sich die Hamburger Sparkasse fĂŒr die Hamburger Kunsthalle. Als Zeichen des Dankes fĂŒr diese großzĂŒgige UnterstĂŒtzung heißt das 2. Obergeschoss der Galerie der Gegenwart, in der die Ausstellung gezeigt wird, seit Ende 2019 »Haspa-Galerie«.

Femme fatale. Blick – Macht – Gender

Chatbot zur Ausstellung erhÀlt Anerkennung der bundesweiten Auszeichnung

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